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Ein Album von origineller Konzeption hat der italienische Bassist Luigi De Donato 2022 bei ACCENT aufgenommen (ACC 24392). Es ist dem einäugigen Unhold Polifemo gewidmet, dessen Mythos viele Komponisten des Barock zu einem Tongemälde angeregt hat. Die Platte fokussiert das Geschehen auf den Riesen, der die Nymphe Galatea begehrt und aus Eifersucht seinen Rivalen, den Schäfer Acis, umbringt. Zur bekanntesten Komposition wurde Händels Kantate Aci, Galatea e Polifemo, die 1708 in Neapel uraufgeführt wurde. Die beiden anspruchsvollen Soli des Ungeheuers bilden dann auch den Einstieg und Abschluss des Programms der CD. „Sbillar gli angui d´ Aletto“ ist die bewegte Eingangsarie, „Fra l´ombre e gl´ orrori“ markiert im Anspruch für den Interpreten, einen Umfang von 2 x1/2 Oktaven bewältigen zu müssen, eine besondere Herausforderung. Der Sänger meistert diese sicher und scheinbar mühelos. Bei zwei Komponisten, Giovanni Bononcini und Nicola Porpora, avanciert Polifemo sogar zur Titelfigur. Aus der Oper des Ersteren, die 1702 in Berlin herauskam und den Helden eher als komische Figur charakterisiert, seine gewalttätigen Eigenschaften also negiert, stammen die Arien „Vanarella, pazzarella“ und „Dieci vacche“. in denen De Donato mit buffoneskem Ausdruck und extrem tiefen Tönen aufwartet. Porporas Werk enthält die virtuose Arie „M´accendi in sen col guardo“, in welcher der Sänger brillieren kann.
Mehrere Komponisten rückten dagegen Galatea ins Zentrum und benannten ihre Komposition nach der Nymphe – so Domenico Alberti in seiner Serenata von 1737 La Galatea. Daraus wählte De Donato „Sanno l´onde“ und die furiose Arie „Se scordato il primo amore“, in der Jagdhörner reizvolle Akzente setzen und der Sänger gebührend auftrumpft, aus. Den identischen Arien-Titel findet man in Johann Georg Schürers Vertonung aus Dresden von 1746. Der Sänger trumpft hier angemessen auf und lässt ein reiches Farbspektrum hören. Schließlich gibt es in einer Cantata in kleiner Besetzung von Antonio Cesti noch einen neuen Titel: Amante gigante. Daraus stammt das gleichnamige Trio, bei dem Polifemo zwei Soprane (Tereza Zimkovà und Pavla Radostovà) assistieren und das eher sakralen Charakter aufweist.
Engagiert begleitet das Ensemble Collegium 1704 unter Václav Luks und hat in der dreisätzigen Sinfonia in C.Dur von Antonio Caldara sowie einer munteren Sinfonia von Schürer auch noch Gelegenheit für instrumentale Beiträge, die es souverän und Affekt betont absolviert. Bernd Hoppe