Neue Wege

 

Bisher hat die lettische Mezzosopranistin Elina Garanca im Verlauf ihrer steilen Opern-Karriere zahlreiche Alben nur mit Orchester-Begleitung aufgenommen. Jetzt ist ihre erste CD erschienen, die ausschließlich klavierbegleitete Lieder enthält, und zwar den Liederkreis Frauen-Liebe und Leben von Robert Schumann und dreizehn ausgewählte Lieder von Johannes Brahms. Mit ihrem farbenreichen Mezzo beherrscht sie auch die so genannte kleine, aber höchst intensive Form und erfüllt dabei alle Ansprüche, die besonders an den  Liedgesang zu stellen sind: Perfektes Legato, Intonationsreinheit und sichere Stimmführung in den vielen Piano-Passagen. Die Stimme bleibt auch dann ruhig, wenn in bestimmten Phasen langer Atem gebraucht wird, exemplarisch in der Sapphischen Ode oder der Mainacht mit ihren großen crescendi. Manchmal ist volksliedhafte Schlichtheit, was der Garanca im Mädchenlied oder im schlichten Liebeslied Wir wandelten wie selbstverständlich gelingt. Natürlich fehlen auch nicht geradezu opernhafte Aufschwünge, wenn diese zum Inhalt passen, wie z.B. in Von ewiger Liebe, wenn sich der Bursche und das Mägdelein gegenseitig ihre unverbrüchliche Liebe zusichern, oder am Schluss von Liebe und Frühling II. Insgesamt imponieren die sehr gute Diktion, obwohl deutsch nicht die Muttersprache der Lettin ist, und die jederzeit gut nachvollziehbare Gestaltung des jeweiligen Stimmungsgehalts der unterschiedlichen Lieder. Dabei ist durchaus beeindruckend, wie natürlich sie den teilweise arg zeitgebundenen Inhalt des Frauen-Liederkreises (Ich will ihm dienen) wiedergibt. Schließlich gelingen die Ausdeutungen der Lieder auch deshalb so überzeugend, weil mit Malcolm Martineau ein überaus versierter Pianist zur Verfügung steht, der auf alle Nuancen der Interpretation der Sängerin eingeht – so ist wunderbares partnerschaftliches Musizieren entstanden (DG 00289 483 9210). Gerhard Eckels