.
La Passione nennt sich eine CD und verweist damit auf ein Musikstück von Joseph Haydn, das aber wahrscheinlich gar nicht zu Recht diesen gefühlsbeladenen Titel trägt, es sei denn, es solle, im düsteren h-moll, eigentlich den Trauermusiken vorbehalten die unangenehmsten Seiten der Liebe darstellen. Wie das Booklet zur CD feststellt, ist es wahrscheinlich die Schuld eines Kopisten, dass das Werk den irreführenden Titel trägt, und damit nicht genug der Irrungen und Wirrungen, denn auch das zweite Konzertstück Haydns, das als Ouvertüre fungiert, ist wahrscheinlich in Wahrheit das Finale für eine Sinfonie, von der nur Teile überliefert wurden. Die Akademie für Alte Musik Berlin hat sich beider Stücke in der von ihr gewohnten traditionsbewussten wie hoch engagierten Weise angenommen und ist zugleich kompetenter Begleiter für die Solistin der CD, den deutschen Sopran Christina Landshamer.
Im Zentrum der CD stehen Konzertarien von Haydn, Mozart und Beethoven, von denen zwei Komponisten für die mit ihnen befreundete Sängerin Josepha Dusek komponiert haben, so ist die einzige zu seinen Lebzeiten aufgeführte und editierte Arie Beethovens, Ah perfido, der Schluss- und Höhepunkt der vorliegenden CD. Es beginnt jedoch mit der Haydn-Arie Berenice, che fai, die sich ins geradezu Dämonische steigert und die man deswegen gar nicht mit einem gemütvollen Papa Haydn in Verbindung bringen mag. Der Sopran überzeugt bereits mit der ersten Phrase durch ein apartes Timbre, mit einem schönen Aufblühen der Stimme in der Höhe, ein präsentes Piano und weiß um den Wert und die Bedeutung von Rezitativen. Er ist nicht zart mädchenhaft, sondern lässt eher eine schöne frauliche, charaktervolle Reife vernehmen und kann an exponierter Stelle auch einmal scharf werden. Manchmal wird eine Silbe verschluckt, der Sprung in die Tiefe endet auch einmal im Schattenhaften, aber das kann auch dem „eccesso del dolor“ geschuldet sein. Es folgt des jungen Beethovens Ma tu tremi, o mio tesoro, eine Schäferidylle noch im Rokokostil, die erst 1948 mit den Korrekturen des Lehrers Salieri publiziert wurde. Bei Mozarts Arie des Idamante für eine Aufführung von Idomeneo in der Fastenzeit im Palais des Fürsten Auersperg rätselt man bis heute, ob sie für einen Kastraten oder einen Tenor komponiert wurde. Landshamer singt auch den kurzen Einwurf der Ilia angemessen hektisch, während ihr Idamante sanft sein morrei ausmalt, das Orchester die Stimme schön umspielt. Eine feine Verhaltenheit, aber auch gut gelungene Intervallsprünge und virtuose Läufe kennzeichnen die Darbietung von Haydns Solo e pensoso. Agogigreich und die vielen Stimmungswechsel mit vielen unterschiedlichen Farben unterstreichend, dazu sicher in der Höhe, bildet Beethovens Ah!Perfido den Schluss- und Höhepunkt. In den Orchesterstücken wie als Begleitung der Sängerin erweist sich die Akademie für Alte Musik als ideale Komponente der CD (PTC 5186 987). Ingrid Wanja