Der Komponist als sein eigener Dichter

Der Dichter-Komponist Peter Cornelius ist heute eigentlich nur noch durch seine heitere Oper Der Barbier von Bagdad bekannt, aber auch diese beginnt von den Spielplänen zu verschwinden. Das umfangreiche Liedschaffen des von Liszt und Wagner beeinflussten Komponisten ist dagegen weitgehend unbekannt. Einzelne Zyklen wurden sogar erst posthum veröffentlicht. Cornelius schrieb sich seine Liedtexte größtenteils selbst und griff nicht auf zeitgenössische Lyrik zurück, dies stellt in jedem Fall eine Besonderheit dieses Oeuvres dar.

1-Lieder Cornelius 4In Co-Produktion mit dem Bayerischen Rundfunk legt Naxos nun das gesamte Liedschaffen Cornelius‘ erstmals auf CD vor. Die Sopranistin Christina Landshamer, der Tenor Markus Schäfer und die Baritone Hans Christoph Begemann und Mathias Hausmann nehmen sich im Wechsel der verschiedenen Liederzyklen an (CD 18.572556 und CD 48.572859). Matthias Veit ist ein durchaus sensibler Begleiter am Klavier. Die teilweise sehr kurzen einzelnen Nummern bestechen einerseits durch einen schlichten, anrührenden Volkston, andererseits macht sich innerhalb der Zyklen auch eine gewisse Gleichförmigkeit bemerkbar, die den Hörgenuss etwas schmälern. Dort, wo der Klavierpart etwas bewegter ausfällt, z.B. in den „Neun Geistlichen Liedern“ werde die einzelnen Stücke schon etwas eigenständiger, prägnanter. Überhaupt scheinen mir die Lieder mit religiöser Thematik im Ganzen gelungener, stärker in Ausdruck und Emotion.

Insgesamt ein sicherlich lohnender Versuch, den Komponisten und sein Liedschaffen der Vergessenheit zu entreissen, aber letztlich doch mehr von dokumentarischem Wert. Ihren Weg in die Konzertprogramme dürften die Lieder dauerhaft wohl nicht finden.

Peter Sommeregger