Der „Schwedische Mozart“ wird Joseph Martin Kraus genannt. Der Komponist lebte von 1756 – 1792, wurde also nur ein Jahr älter als sein berühmter Zeitgenosse. Das Label evidence ehrt Kraus, der 1778 nach Stockholm auswanderte und dort Kapellmästare an der Königlichen Oper wurde, mit einer CD-Veröffentlichung (EVCD075). Sie entstand im Mai dieses Jahres in Poissy, trägt den Titel Voix des Lumières und wird gestaltet vom Ensemble Génération Mozart unter Leitung von Pejman Memarzadeh. Es ist die erste Platte des Orchesters, bei der auch die französische Sopranistin Marie Perbost mitwirkt.
Das Programm umfasst Szenen aus neun Werken und beginnt mit der Overture zur Oper Olympie, die nach Voltaires Tragödie entstand. Es ist eine leidenschaftliche Musik in der Manier des Sturm und Drang, welche das Erbe von Gluck und Haydn widerspiegelt. Das Orchester musiziert sie sehr Affekt betont. 1782 komponierte Kraus eine Kantate Zum Geburtstage des (schwedischen) Königs, deren lebhafte Overture (Allegro con brio) in deutlichem Kontrast steht zur nachfolgenden Aria „Töne leise“. In diesem ersten Vokalbeitrag lässt die Solistin eine innige Stimme von lyrischer Empfindsamkeit hören. Von Harfenklängen wird sie lieblich umspielt. Nach dieser Huldigung zum Geburtstag des Herrschers wurde das nächste Stück – Funeral canatata for Gustav III – anlässlich des tödlichen Attentats 1792 auf den König komponiert. Daraus erklingen die Introduction und die Aria „Pa thronens höjd“. Das Instrumentalstück erinnert in seinem eher opernhaften Charakter an die Leidenschaft des Königs für dieses Genre, während die Aria jene der Königin („Der Hölle Rache“) aus Mozarts Zauberflöte ins Gedächtnis bringt. Marie Perbost kann ihrem lyrischen Sopran die nötigen dramatischen Töne abringen. Aus dem Oster-Oratorium Der Tod Jesu sind die kurze Overture und die Aria „Er Starb“ zu hören, welche eindringlich den Schmerz über den Tod von Jesus Christus schildert. Die Solistin überzeugt mit Schlichtheit und Empfindung.
Von Gustav III. wurde Kraus 1780 beauftragt, die Oper Proserpin zu schaffen, deren Text der König selbst entworfen hatte. Wieder erklingen die Overtura und eine Aria („Ach hvad behag et hjerta njuter“). Diese ist eine an Koloraturen reiche Hymne an die Natur. Mit der Pantomime in D-Dur folgt ein reines Instrumentalstück in drei Sätzen, welches für die Feierlichkeiten zum Karneval in Mannheim entstand. Komponiert im italienischen Stil mit munterem Allegro, kantablem Adagio und stürmischem Presto, ist es auch für die musikantischen Qualitäten des Klangkörpers ein glänzendes Zeugnis. Ein Vokalbeitrag, die Ariette in G-Dur „Du temps qui détruit tout“, steht am Schluss und stellt noch einmal die Sopranistin in den Fokus, die mit ihrem fein gesponnenen Gesang bezaubert. Das kurze Rondo wurde wahrscheinlich in Paris komponiert und ist ein Loblied auf Gustav III. Bernd Hoppe