Italienischer Schubert und anderes

 

In der Reihe Première Portraits von Capriccio ist eine CD mit Aufnahmen der amerikanischen Sopranistin Julie Davies erschienen mit fast ausschließlich Musik auf italienische Texte, ausgenommen die französischen Les Adieux de Marie Stuart von Richard Wagner. Die junge Sängerin war in Darmstadt im Festengagement und hier vor allem in Belcanto-Partien zu hören, aber auch als Violetta oder den vier Frauenrollen der Contes d’Hoffmann. Augenblicklich scheint sie vor allem zwischen Kalifornien und Südamerika tätig zu sein. Die CD entstand 2015 in Wien, begleitet wird die Sängerin von dem besonders als Begleiter hocherfahrenen Charles Spencer.

Es beginnt mit einer Auswahl aus den Sei Ariette von Vincenzo Bellini auf Texte von Metastasio. In „Vanne, o rosa“ kann man sich über einen herb-frischen Sopran freuen, der noch nicht ganz gebändigt zu sein scheint, was allerdings auch daran liegen kann, dass dank der Technik die Stimme überpräsent zu sein scheint. Die italienische Diktion ist nicht sehr präzise, das Piano trägt sehr gut, so im Verklingen des Lieds, die Höhe ist etwas grell. In der „Farfaletta“ kommt der Stimme das Kleinschrittige der Komposition entgegen, das Flattern des Insekts wird anmutig zur Geltung gebracht. Dass der Sopran über eine besonders schöne Mittellage verfügt, kann man in „Per pietà“ erleben, aus der der Sopran leichtfüßig in die Höhe klettert. Auch der Intervallsprung in „Ma rendi pur contento“ gelingt gut und auch ihr Sichwiegen im Fluss der Melodie.

Die ausgesprochen reiche Stimme kann für Schuberts „Non t’accostar“ einen melancholischen Klang annehmen, und das sehr individuelle Timbre findet auch den angemessen naiven Ton für „Guarda, che bianca luna“ des Komponisten. Allerdings bleibt es innerhalb eines Stückes doch recht monoton, wird wenig variiert. Schon Dramatischerem zugewandt ist Julie Davies in Schuberts „Vedi, quanto adoro“ mit tragischem Ton auf „a non lasciarmi“.

Es folgen Liszts Vertonungen von Tre sonetti del Petrarca, wo „Pace non trovo“ beweist, wie gut die Registerverblendung gelingt, wie schön das Piano sich anhören kann. Aber auch hier verblüfft und verstört etwas die leicht gequetscht klingende Höhe, wird die Extremhöhe nur angetippt. Im ruhigen Fahrwasser und mit schönem Verklingen versöhnt dann wieder „Benedetto sia il giorno“, nachdem die gut tragende mezza voce bereits ein Genuss war.

Französisch passt zur Stimme noch besser als Italienisch, wie man im Wagner-Stück feststellen kann, in dem auch die Koloratursicherheit des Soprans gefallen kann (Capriccio 3003). Ingrid Wanja