Il profumo di Venezia

 

Die regelmäßige Zusammenarbeit des Labels deutsche harmonia mundi mit der katalanischen Sopranistin Nuria Rial führt immer wieder zu originellen Aufnahmeprojekten. Nach dem letzten Programm mit dem Titel „Mother“ (in operalounge.de Seiten besprochen) folgt nun eine Platte, die Venedig ihre Reverenz erweist. Sie nennt sich Venice´s Fragrance  und vereint Kompositionen aus Opern und Oratorien von acht verschiedenen Meistern, die in der Lagunenstadt lebten und wirkten (dhm 19439743812). Besonderen Reiz empfängt die Einspielung durch die Mitwirkung des Ensembles Artemandoline mit Musikern an der Barockmandoline, Barockgitarre, Theorbe und dem Baryton. Sie wirken nicht nur in den Vokalbeiträgen mit (denn die Mandoline war fester Bestandteil des Orchesters in der venezianischen Barockmusik), sondern ergänzen das Programm auch mit Instrumentalnummern. Von Antonio Vivaldi, dem berühmtesten Meister des Musikzentrums Italiens, erklingen das Concerto in G-Dur für zwei Mandolinen und das Concerto in C-Dur für Mandoline. Ersteres beginnt mit einem munteren Allegro, auf das ein versonnenes  Andante folgt, welches den beiden Soloinstrumenten viel Raum zur Entfaltung lässt, und schließt mit einem lustvoll stampfenden Allegro. Dreisätzig ist auch das zweite Konzert mit ähnlich abwechslungsreichem Verlauf. Artemandoline musiziert mit ansteckender Vitalität und Frische. Ein weniger bekannter Komponist ist Carlo Arrigoni, von dem die Sonata für Mandoline und Violine in e-Moll zu hören ist. Sie weist nicht den temperamentvollen Duktus von Vivaldis Schöpfungen auf, ist in ihrer Stimmung träumerischer. Schließlich ergänzt das berühmte „Folias“-Thema eines anonymen Tonsetzers aus dem 18. Jahrhundert mit seiner rasanten Steigerung die Auswahl der Instrumentaltitel.

Die Arie „Bella armonia vieni“ aus Tommaso Traettas Oper Le feste d’Imeneo ist ein heiterer Auftakt, in welchem die klare, apart getönte Stimme der Sopranistin sogleich mit delikatem Vortrag für sich einzunehmen vermag. Ein weiterer renommierter venezianischer Meister ist der aus Burano stammende Baldassare Galuppi, aus dessen Oratorium Jahel die Solistin die Arie „Rosa et Lilio“ ausgewählt hat. Sie ist ein lieblicher Lobgesang auf die Pracht und den Ruhm Israels. Von Francesco Bartolomeo Conti sind zwei anmutige Arien zu hören –„Dei colli nostri“ aus dem Pastoraldrama Il trionfo dell’amicizia e dell’amore und „Finché spera che le rieda“ aus der Oper L’Astarto. Mehrfach vertont wurde Metastasios Libretto Achille in Sciro. Hier erklingt die Arie „Se un core annodi“ aus der Version von Gennaro Manna mit fein getupften Tönen der Stimme und Mandoline. Die Auswahl wird komplettiert mit einem Ausschnitt aus Antonio Lottis Oper Teofane. Die Arie „Lascia che nel suo viso“ lässt in ihrer Abschiedswehmut Nuria Rials Stimme noch einmal in aller Empfindung und Schönheit aufleuchten. Bernd Hoppe