Aus den drei Da-Ponte-Opern Mozarts stammen die Arien auf der Debüt-CD von Anett Fritsch, was nur auf den ersten Blick verwundert, während der zweite darüber belehrt, dass der Sopran aus den Nozze gleich drei, aus Così und Don Giovanni immerhin noch zwei Partien sich zu eigen gemacht hat. Auf der Bühne singt sie, so verrät ein Blick auf ihre Auftritte, jeweils eher die dramatischere Partie, so Donna Elvira und die Contessa, während man als Hörer der CD eher dazu neigt, ihr (noch) die Susanna und die Zerlina zuzuweisen.
Es beginnt mit den beiden Arien des Cherubino, deren erste ungewohnt sopranig klingt, sehr schnell, aber nicht atemlos gesungen wird und die eine junge, geschmeidige Stimme hören lässt. Der Sängerin selbst war wohl das Ungewohnte ihrer Rollenwahl bewusst und sie versucht sie im Booklet zu begründen. Hübsch ist der melancholisch klingende Schluss gestaltet, und sehr schön auf Linie gesungen erklingt „Voi che sapete“, mit kindlichem Ton und in der zweiten Strophen mit hübschen Verzierungen variiert. Die Contessa fällt sehr mädchenhaft aus, sehr anmutig, das Ebenmaß der Stimmführung ist bemerkenswert. Die Susanna ist mit ihrer Rosenarie wohl bewusst nicht kapriziös angelegt, aus ihr spricht mehr die aktuelle Situation als der Charakter der Rolle, sie ist ganz Sanftmut, und die Stimme spricht im Piano sehr gut an.
Eine relativ zarte Elvira kreiert Anett Fritsch mit deren beiden Arien, einem interessant gesungenen Rezitativ folgen Arien, die Fulminantes eher durch das Tempo als durch vokale Nachdrücklichkeit bekunden. Die Zerlina liegt ihr gut, die leicht hingetupften Töne des „Batti, batti“ charakterisieren die Figur nachdrücklich.
Mit ihren beiden großen Arien ist Fiordiligi vertreten, für deren Gestaltung der leicht elegische Ton spricht, für die sie auch die angemessene Mittellage hat und dazu noch die Koloraturgeläufigkeit. Etwas schärfer, prägnanter dürfte das kleine Aas Despina klingen, erst am Schluss der Arie klingt die notwendige grinta an.
Den Abschluss bilden zwei Konzertarien, „Resto, oh caro“, sehr facettenreich gesungen ,und „Misero, dove son‘“ mit feinem, elegischem Ton.
Alessandro De Marchi als Spezialist für Alte Musik gibt den Grundton einer sehr schlanken Interpretation mit dem Münchner Rundfunkorchester vor und beeinflusst damit wohl auch die vokale Gestaltung (Orfeo C 903 161 D). Ingrid Wanja