Chorlieder

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Unter dem Titel Schubertiade hat der Chor des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Howard Arman Lieder und kleine Chorsätze des Meisters veröffentlicht, die – wie es damals üblich war – als Art Vorkonzert in größeren Bürgerhäusern erstmals mit Klavierbegleitung vorgetragen wurden; dabei waren die Chorstimmen oftmals nur solistisch besetzt. Mit Justus Zeyen am Klavier stand für die Aufnahme ein Schubert-Kenner zur Verfügung, der ein sicheres Gespür für Gestaltung hat und somit alle Solisten und Chor engagiert unterstützte.

Wie gut der Rundfunkchor einstudiert und homogen geformt ist, zeigt sich besonders in den reinen Frauen- und Männerchören: Sehnsucht (D 656)  sowie Drei Lieder der Herren (D 825) sind gut artikuliert, klangvoll und interpretatorisch gelungen; gute Beispiele sind der durchgehaltene Glockenschlag in Wehmut sowie sichere crescendi und decrescendi in Ewige Liebe. Ein Schmankerl ist der sich auf den Wellen wiegende Gondelfahrer (D 809), Der Frauenchor profiliert sich besonders mit dem 23. Psalm. Gott ist mein Hirt (D 706) auf eine interessante Nachdichtung von Moses Mendelssohn. Selten hört man Frauenchöre derart differenziert und intonationsrein singen! Das gilt gleichermaßen für Gott in der Natur (D757).

Merit Ostermann präsentiert das bekannte Ständchen für Alt-Solo, Männerchor und Klavier (D 920) mit gut durchgebildetem, intensiven Mezzo, den man sich in der Tiefe noch etwas klangvoller gewünscht hätte. Als Pendant stellt der Tenor Andrew Lepri Meyer das seltener zu hörende Nachthelle vor (ebenfalls mit Männerchor und Klavier D 892), im Laufe dessen er zu immer strahlenderen Tönen findet. Mirjams Siegesgesang, ein Auftragswerk für liturgischen Gebrauch für Sopran-Solo, Chor und Klavier (D 942), geht  über das Schubertiade-Format eigentlich hinaus und ist für den Konzertsaal bestimmt. Aber um es interessierten Hörern einmal vorzustellen, passt es sehr gut zu diesem Programm: Christina Landshamer hat den Solo-Part einer Vorsängerin nach israelitischem Vorbild übernommen; mit freien Spitzentönen und angenehmem Klang gestaltet sie die Erzählung des israelitischen Volkes mit allen Facetten von tiefer Trauer bis zum Siegesjubel. Justus Zeyen zieht hier nochmal alle Register seines Könnens auf dem Klavier von Säuseln, Wehen und Murmeln bis zum Dröhnen. Für die Aufnahme spielt er einen Érard-Flügel aus den 1870er Jahren, der klanglich den Klavieren zur Schubertzeit am nächsten kommen soll (BR-Klassik 900529). Marion Eckels