Ein reizvolles Programm hat die italienische Mezzosopranistin Giuseppina Bridelli für ihre CD bei ARCANA (A461) zusammengestellt. Unter dem Titel Duel beleuchtet sie die Rivalität zwischen Porpora und Händel in London (so der Untertitel der Anthologie) und wird dabei vom Ensemble Le Concert de l’Hostel Dieu unter Franck-Emmanuel Comte sehr inspirierend begleitet. Das Orchester kann in der dreisätzigen Ouverture zu Porporas Polifemo und der vierteiligen Suite de ballet aus Händels Ariodante auch instrumental brillieren und wirkungsvolle Kontraste setzen.
Mit Ruggieros „Sta nell’ircana“ aus Händels Alcina beginnt die Solistin die Programmfolge – eine Kastraten-Paradenummer und heute beliebtes Zugstück für Countertenöre und Interpretinnen en travestie. Die Sängerin verfügt über einen leichten, munteren Mezzosopran, der genügend flexibel ist, die virtuosen Koloraturgirlanden souverän zu bewältigen. Auch variiert sie das Da capo phantasie- und geschmackvoll. Die Stimme klingt hell und jugendlich, lässt freilich einen hohen Soprananteil hören, was sie vielleicht nicht unbedingt für heroische Hosenrollen prädestiniert. Auch Ariodantes „Scherza infida“ ist eine von Händels berühmtesten Eingebungen, von unzähligen Barockstars interpretiert und deshalb eine besondere Herausforderung für Giuseppina Bridelli. Sie singt zwar nicht mit der trancehaften Entrücktheit prominenter Vorgängerinnen, aber doch verträumtem Ausdruck und fein gesponnener Linie. Weniger bekannt ist die große Szene des Titelhelden aus Händels Tolomeo, „Inumano fratel/Stille amare“, eine Nummer von verstörender Wirkung in ihrem stockenden Rhythmus. Den Abschluss des Programms markiert Arbaces „Quando piomba improvvisa saetta“ aus Porporas Poro, das Händel 1732 in seine Oper Catone in Utica aufnahm – mit seinen Koloraturketten ein bravouröser Ausklang und Höhepunkt des Programms.
Die Ausschnitte aus Porporas Werken beginnen mit der Arie des Teseo aus Arianna in Naxo, gefolgt von Recitativo e Aria des David aus seinem Oratorium David e Bersabea. Teseos „Nume che reggi `l mare“ ist ein getragenes, mit vielen Trillern geschmücktes Stück, in welchem der angenehme Stimmklang und kultivierte Vortrag zu schöner Wirkung kommen. Davids „Fu del braccio onnipotente“ entspricht in seiner versonnen-träumerischen Stimmung dem Charakter der Stimme ideal. Es folgen weitere Raritäten mit der Arie des Achille aus Calcante e Achille sowie der des Calipso aus Polifemo und der des Titelhelden aus Mitridate („Alza al soglio i guardi“). Erstere ist ein Bravourstück mit reichem Zierwerk, welches die Interpretin souverän meistert, die zweite von bewegtem Duktus mit gleichfalls hohem und sicher absolviertem Koloraturanteil. In Mitridates Szene kann die Sängerin auch ihre klangvolle untere Lage ausstellen, gibt mit ihrer CD eine beachtliche und viel versprechende Visitenkarte ab. Bernd Hoppe