Von Sintis und/oder Romas…

 

Als wenn die Belastung mit einem ganz und gar political non correct name, der Sinti wie Roma diskriminiert, nicht schon schlimm genug wäre, StraußDer Zigeunerbaron bietet dem erschrockenen Zuschauer und –hörer auch noch wüste Szenen der Kriegsverherrlichung und zumindest einige Prisen Rassismus. Da kann nur Trost spenden und zur Verteidigung einer Aufführung ins Feld geführt werden, dass ausgerechnet ein Mitglied der bewussten Minderheit sich als edelste Personalie herausstellt: die alte Czypra, die nicht nur ihrem Herrn die Treue hält, sondern auch das Geheimnis um ihre vermeidliche Tochter Saffi uneigennützig enthüllt. Man darf also den Zigeunerbaron weiterhin spielen, wenn man sich wie die Macher der CD mit der NDR Radiophilharmonie unter Lawrence Foster gewissenhaft Gedanken über das alles macht, sie im Booklet darlegt, auch bekennt, dass man sein gutes Gewissen der Tatsache verdankt, dass man bei der Aufführung von 2016 die revidierte Fassung von Michael Rat aus dem Jahre 2004 benutzt.

Wie die zwei Jahre später aufgenommene Fledermaus verfügt die Aufnahme vom Zigeunerbaron über ein hochkarätiges Sängerensemble, das teilweise sogar identisch mit der des Flattertiers ist. Nikolai Schukoff, gestandener Opernsänger des dramatischen italienischen Fachs, bringt tenorales Strahlen und unermüdlichen Überschwang auf die beiden CDs, hat ein Lächeln beim Duett „Wer uns getraut“ auf den Stimmbändern und dominiert die Ensembles. Ebenfalls kraftvoll und nicht zu stark karikierend, eher augenzwinkernd gibt Wagnersänger Jochen Schmeckenbacher den Zsupan. Zum Glück keine typische Operettenstimme alten Stils hat Claudia Barainsky, die intonationssicher und klar ein Gewinn für die Aufnahme ist, auch wenn die Höhen manchmal ertrotzt werden müssen. Ebenfalls von der Oper kommt Khatuna Mikaberidze, die eine gar nicht ältlich klingende Czypra singt, vielleicht etwas zu hell timbriert für die Partie ist. Ein typisches Operettensoubrettenstimmchen hat Jasmina Sakr für die Arsena, leidgeprüft klingt der Sopran von Renate Pitscheider für die Mirabella. Heinz Zednik bietet eine halb liebenswerte halb lächerliche Charakterstudie als Sittenwächter Carnero, Markus Brück von der Deutschen Oper Berlin singt den Homonay, bedenkt man dessen Funktion im Stück, fast schon zu schön. Paul Kaufmann, ebenfalls aus Berlin, setzt seinen angenehmen Tenor für Ottokar und Pali ein. Dirigent Lawrence Foster macht den Herold, sorgt aber natürlich vor allem für Schwung, Eleganz und Spannung, so wie der NDR Chor unter Eberhard Friedrich  mit Verve das Geschehen vorantreibt (Pentatone 2 CD  PTC 5186 482Ingrid Wanja   

  1. Peter

    Lustig, dass man hier eine Aufnahme rezensiert, die ich schon seit Jahren im Regal habe. Nun, schlecht finde ich sie nicht, aber sie bereitet einem auch keineswegs Gänsehaut. Besonders ärgerlich für mich als Johann Strauss-Freund und -Kenner sind die massiven Kürzungen!
    Da greife ich doch lieber auf ältere Aufnahmen zurück oder dann auf die Harnoncourt-Fassung, wenn ich sonst Gestrichenes hören will!

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