Was für ein fruchtbares Opernjahr war doch 1978, in dem nicht nur der wunderbare Trovatore aus Wien in Bild und Ton aufgenommen wurde, sondern auch eine beinahe nicht weniger ansehnliche Così fan tutte, allerdings nur als CD verfügbar, entstand. Diesmal ist München der Schauplatz, die Staatsoper mit ihrer ersten italienisch gesungenen Così, der Dirigent ist Wolfgang Sawallisch. Das unter ihm versammelte Ensemble huldigt nicht einem anämisch-trocknen, sondern einem vollmundigen Mozartstil, allen voran Wolfgang Brendel mit süffigem, virilem Bariton und der hörbaren Lust an der Verführung in der Stimme. Allerdings kann er auch seiner ungläubigen Wut über den Treuebruch der Verlobten eindrucksvollen Ausdruck verleihen. In „Il cor vi dono“ zeigt er eine farbige mezza voce, auch die Prestoteile in „Donne mie“ bleiben exakt konturiert. Ihm gleichwertig ist die Fiordiligi von Margaret Price mit seidig schimmerndem Timbre, einer jung klingenden Sopranstimme, die feine Tongespinste anbieten kann, unangefochten ihr „Come scoglio“ mit exakten Koloraturen singt und auch in der Mittellage eine erfreuliche Präsenz zeigt. Ihr zur Seite steht als Dorabella Brigitte Fassbaender, deren Mezzo zwar hell, aber doch samtig klingt, die temperamentvoll ihre Partie angeht und um die große Bedeutung der Rezitative bei Mozart weiß. Verzierungen klingen bei ihr nicht wie Selbstzweck, sondern dienen der Interpretation, und für „Per pietà, ben mio“ hat sie einen schönen, melancholischen Klang. Reri Grist ist die damals Maßstäbe setzende Despina, für den heutigen Geschmack vielleicht etwas zu sehr dem Kammerkätzchenklischee verhaftet, auch wenn ab und zu angemessene Boshaftigkeit durchschimmert. Stilistisch natürlich einwandfrei ist Peter Schreier als Ferrando, der in den Rezitativen eher wie ein Don Basilio aus den Nozze di Figaro klingt als wie ein jugendlicher Liebhaber. Sein Italienisch klingt recht befremdlich, oft nimmt der Tenor einen meckernden Ton an. Zumindest auf der CD gibt es nach der „Aura amorosa“ keinen Beifall, das „Tradito“ fehlt ganz, und im Duett mit der Price ist der Tenor ausgesprochen scharf. Theo Adam wird sicherlich optisch das reinste Vergnügen gewesen sein, aber als Don Alfonso klingt der Bass nicht frei und manchmal ausgesprochen harsch, wenn auch große Autorität ausstrahlend. Das Orchester der Bayerischen Staatsoper setzt um, was sein Generalmusikdirektor an musikalischem Geschmack, an Erfahrung und theatralischem Sinn ihm anbietet und abverlangt (Orfeo 918 1821). Ingrid Wanja