Otello-Häppchen aus sechs Jahrzehnten

Auf den ersten Blick ist es ja keine schlechte Idee, einen großen Querschnitt des Otello von Giuseppe Verdi mit verschiedenen Interpreten aus sechs Jahrzehnten zusammenzustellen. Caruso und Zenatello bis Vickers, Martinelli bis Vinay und del Monaco. Ähnlich große Namen bei den Jagos, den Desdemonas und den Dirigenten. Schnell wird aber klar, dass der sich anbietende Vergleich zwischen den Sängern so nicht funktionieren kann.

Jeder singt jeweils nur eine Szene, die Aufnahmen sind unter gänzlich unterschiedlichen Bedingungen entstanden. Caruso hat im Übrigen Otello nie auf der Bühne gesungen. Live und Studio, Schellack und Vinyl, das sind dann doch recht verschiedene Welten und Klangbilder. Die Gesamtaufnahmen mit Vinay, del Monaco und Vickers gehören eigentlich zum Bestand jedes ernsthaften Sammlers, man hätte sich mehr Aufnahmen jenseits des Mainstreams gewünscht, insgesamt also eine verzichtbare Produktion (METCD 8019).

Peter Sommeregger