„L’amerò, sarò costante“

 


Mozarts Jugendwerk Il re pastore wurde 1775 anlässlich eines hochherrschaftlichen Besuchs als Huldigungsmusik vom Salzburger Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo in Auftrag gegeben. Die Geschmäcker scheiden sich an dieser Serenata – ein übliches Gelegenheits- und Auftragswerk für die einen, ein Werk voller Esprit und Jugendlichkeit für die anderen. Hat man wirklich zu feierlichen Anlässen Routinearbeiten abgeliefert oder nicht vielmehr für gut bezahlte, renommierte Auftraggeber sein Bestes gegeben? Und überhaupt, was bedeutet bei Mozart schon jugendliches Alter? Als er dieses Werk (KV 208) erschuf, hatte er schon viele Symphonien komponiert (die 30. ist KV 202). Bei der vorliegenden Neuaufnahme überwiegen deutlich Esprit und Schwung und die Serenata entpuppt sich als Gute-Laune-Mozart zum Hinhören.

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Das britische Label Classical Opera hat sich zum Ziel gesetzt, alle Bühnenwerke Mozarts einzuspielen, Die Schuldigkeit des Ersten Gebots, Apollo et Hyacinthus und Mitridate liegen bereits vor.

Der Label-Gründer und künstlerische Leiter Ian Page ist auch der Dirigent dieser Aufnahmen. Er hat vielleicht keine unmittelbar wiedererkennbare Handschrift, er pflegt keine Manierismen, keine harten Kontraste, Knalleffekte oder überraschende Tempiwechsel, aber auch keine spröde Zurückhaltung, sein Dirigat ist im Gegenteil sehr gut balanciert, schwungvoll und spielfreudig. Page hat u.a. mit Nicholas McGegan, Ivor Bolton and Charles Mackerras gearbeitet und sich mit Musik des 18. Jahrhunderts einen Namen gemacht. Er hat bereits viele frühe und auch spätere Mozart-Opern aufgeführt, dirigierte z.B. Johann Christian Bachs Adriano in Siria, Arnes Artaxerxes sowie die englischen Erstaufführungen von Glucks La clemenza di Tito und Telemanns Orpheus. Das Orchester der Classical Opera, einem 1997 von Page speziell zusammengestelltem Ensemble, hat hörbar einen direkten Bezug zu Epoche und Komponist. Die Ouvertüre ist schon unverkennbar Mozart, was folgt ist aufsummiert inspirierter Mozart, inspiriert dargeboten. Mozarts Serenata ist heiter, die Verwicklungen im 2. Akt (wer heiratet wen?) so harmlos, dass Pathos und Drama das Gesamtbild nicht trüben können. Librettist Pietro Metastasio charakterisierte gegenüber dem Kastraten Farinelli sein 1751 geschriebenes Werk als „heiter, zart, liebevoll und kurz“. Mozarts Arien sind ebenfalls unter blauem Himmel erlebt. Mozart selber gefiel Amintas Arie „Aer tranquillo e di sereni“ so gut, dass er noch eine Konzertfassung verfasste (die ebenfalls als Zugabe zu hören ist) und die Melodie für sein G-Dur Violinkonzert KV 216 verwendete. Elf Arien für drei Soprane und zwei Tenöre, ein hinreißendes Duett und ein Abschlusschor – man hat kein renommiertes Star-Ensemble, sondern britische Sänger für diese Aufgabe verpflichtet, die ihre Aufgaben sehr gut lösen. Die von Sarah Fox als Schäfer Aminta gesunge Arie „L’amerò, sarò costante„, begleitet von Solo-Violine und zwei Englischhörner gehört zu den Höhepunkten, Fox‘ elegante Stimme vermittelt Innigkeit und Hingabe (wenn es auch einzelne Einspielungen gibt, die diese Attribute noch stärker für sich in Anspruch nehmen können). John Mark Ainsley als Alessandro hat wie Aminta drei Arien zu singen, seine Stimme ist geschmeidig, sein Eroberer ist nicht auftrumpfend, sondern auf eine noble Art zurückhaltend. Jeweils zwei Arien haben Ailish Tynan als Elisa (ihre agile Stimme vereint sich sehr schön im Duett „Vanne a regnar, ben mio“ mit Aminta), Anna Devin als Tamiri, die Tochter des gestürzten Tyrannen (sie singt mit warmem Timbre die ernstere Sopranrolle) und Benjamin Hulett als Agenore (ein dramatischer Höhepunkt „Sol può dir come si trovo“ erklingt mühelos und ausdrucksstark, „Per me rispondete” hingegen ein wenig zurückhaltend). Ian Pages Mozart-Zyklus sollte man im Blick behalten, weitere britische Überraschungen erscheinen wahrscheinlich. (2 CDs, 117 Minuten, Signum Classic, SIGCD433). Marcus Budwitius