Französische Jahreszeiten

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Vivaldis Concerti I quattro stagioni zählen weltweit zu den bekanntesten Werken der Musikliteratur. Wer aber kennt Joseph Bodin de Boismortiers Sammlung von Solokantaten unter diesem (französischen) Titel? Les Quatre Saisons wurden 1724 in Paris komponiert und sind nun bei Château de VERSAILLES auf einer 2023 in Versailles aufgenommenen CD erschienen (CVS144). Die Veröffentlichung, wie stets luxuriös ausgestattet, ist ein Zeugnis für die rege Aufnahmetätigkeit des Labels, das immer wieder mit Novitäten und Raritäten überrascht.

Joseph Bodin de Boismortiers/Wikipedia

Die Instrumentalsolisten des Orchestre de l´Opéra Royal werden von der Cembalistin und Dirigentin Chloé de Guillebon geleitet, die damit ihr Debüt auf Tonträgern gibt. Sie liefern eine farbenreiche Untermalung der Solo-Passagen. Junge Sänger wurden für die Solistenriege ausgewählt. Sarah Charles entzückt im Printemps mit schmeichelndem Sopran. Sechs Arien hat sie zu absolvieren, die sie mit Charme und Liebreiz vorträgt. Der Tenor Enguerrand de Hys profiliert den Étè mit klangvoller, kultivierter Stimme. Man vernimmt Gewitterhitze wie auch laue Nächte voll sinnlicher Versprechen. Marc Mauillon gibt den Automne mit individuellem, lautmalerischem BariTenor. Hier wird dem Wein in ausschweifenden Airs à boire gehuldigt. Die Sopranistin Lili Aymonio komplettiert mit energisch-munterer Stimme als L´Hiver, dem umfangreichsten Teil der Komposition, das Solistenquartett. Kälte und eisiger Wind stehen im Kontrast zur Sehnsucht nach dem Frühling. Die Sänger erfreuen mit lebhaft vorgetragenen Rezitativen und gewandten Da capo-Arien. Die reizvolle Musik und ihre glänzende Interpretation sollten als Empfehlung für den Erwerb der Platte genügen (13. 05. 25). Bernd Hoppe