Fairies at the Theatre

 

One charming night heißt eine neue CD bei SIMAX (PSC 1367), die im Mai 2018 in der Norwegischen Oper Oslo aufgenommen wurde. So verlockend ihr Titel, so reizvoll das Programm. Es versammelt Songs und Instrumentalstücke aus Werken von Henry Purcell. Der Titel ist der Fairy  Queen entnommen und natürlich Bestandteil der Anthologie. Aus der Fairy finden sich noch der „Dance for  the fairies“, der „Dance oft he Chinese man and woman“ sowie weitere Tanzeinlagen (Hornpipe, Rondeau, Jigg). Das Ensemble OSLO CIRCLES, gegründet 2015, ist in Skandinavien im Barock-Repertoire sehr renommiert und unterstreicht diesen Ruf auch in dieser Aufnahme. Das dynamische Spektrum ist weit gespannt, wie man es sogleich in den Tänzen aus Abdelazer hören kann, die den Auftakt des Programms bilden. Mit ihrem sprühenden Charme und den gefälligen Rhythmen sind sie ein passender Einstieg. Auch in den Divertissements aus der Fairy Queen erfreuen das vitale Musizieren und die reizvolle Betonung agogischer Kontraste.

Regelmäßig arbeitet das Ensemble mit dem australischen Countertenor David Hansen zusammen, der 2004 sein europäisches Debüt beim Festival von Aix in Purcells Dido and Aeneas gab. Er wirkt auch in dieser Produktion mit und interpretiert berühmte Titel des Komponisten. Seine Stimme ist von weicher, schmeichelnder Textur, zu hören gleich im ersten Titel, „Music for a while“ aus Oedipus, den er mit zärtlichen Tönen ausstattet. Stockende Akkorde des Orchesters leiten den „Cold Song“ aus King Arthur ein, während der Sänger eher das legato favorisiert, aber mit reicher Farbgebung aufwartet. Das folgende „Sweeter than roses“ ist in seiner Süße ein starker Kontrast zum frostigen Klirren des Vorgängers.In der exponierten Lage hört man vom Sänger hier merklich grelle Töne. Auch der bekannte Song „If music be the food of love” ist in seiner träumerischen  Stimmung ein delikates Stück. Dem „Love in their little veins inspires“ aus Timon  of  Athens verleiht Hansen einen ironischen Unterton, “Come all” aus dem selben Werk energischen Nachdruck.  Didos Lament ist ein Gipfel in Purcells musikdramatischem Schaffen. Ungewohnt ist die Interpretation durch einen Counter, aber Hansen sorgt mit seiner emotionsstarken Wiedergabe zweifellos für den Höhepunkt der CD. Mit der „Fairest isle“ aus King Arthur gibt er dem Programm am Schluss eine Wendung hin zu magischem Liebeszauber und lässt seine Stimme nochmals in all ihrer betörenden Sanftheit erklingen. Bernd Hoppe