Berlin-Export

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In die Freude über eine weitere Aufnahme einer von der Berliner Operngruppe dem Berliner Publikum offerierte Opernrarität, nun bei Oehms Classics als CD erschienen, mischt sich die Besorgnis darüber, dass es in Zukunft keine habszenischen Aufführungen im Konzerthaus am Gendarmenmarkt mehr geben wird, denn im ablaufenden Jahr wartete man vergeblich auf eine Ankündigung und bisher scheint auch für 2026 keine Aufführung geplant zu sein. Seit 2010 gab es, zunächst im Radialsystem V und danach im Konzerthaus jedes Jahr eine bisher noch nie oder nur selten in Berlin zu erlebende Oper aus dem italienischen Repertoire, darunter Brocken wie Attila oder Edgar, und Oehms hat davon bereits Mascagnis Iris, Wolf-Ferraris Il segreto di Susanna und Donizettis a Dalind auf den Markt gebracht. Das sind Aufnahmen aus den späteren Jahren, als das aus zarten Wurzeln sich entwickelt habende Orchester sich unter Felix Krieger, der auch Initiator des Unternehmens ist, zu einem professionellen, hoch motivierten und höchst erfolgreichen Klangkörper entwickelt hatte, auch der Chor, denke man nur an Iris, leistete immer wieder Erstaunliches. Hoffen wir also im Interesse aller Berliner Opernfreunde, dass es im nächsten Jahr wieder eine Opernentdeckung geben wird.

In dem Einakter Zanetto geht es um die vielleicht erste und wohl letzte Liebe zwischen einem jungen fahrenden Sänger und einer fiorentinischen Adligen, die den sie anbetenden jungen Mann hinaus in die Welt schickt, damit er Erfahrungen sammelt, statt sich der Liebe hinzugeben. Mit diesem Stoff ist Mascagni weit entfernt von der veristischen Cavalleria Rusticana, wie mit vielen anderen Sujets darum bemüht, an den Erfolg seiner ersten Oper anzuschließen, was ihm übrigens nie mehr gelingen sollte.

Wie so oft ist es Felix Krieger auch mit Zanetto gelungen, in Berlin noch nicht bekannte, aber überaus gut für ihre Partien geeignete Sänger, bzw. in diesem Fall nur Sängerinnen zu gewinnen. Zunächst aber muss unbedingt der Chor genannt werden, der in Zanetto ohne Text, nur auf einem Vokal singend, die Sinfonia bestreitet. Das gelingt ganz ausgezeichnet und stellt eine feine Einstimmung auf das sich um zarte Gefühle handelnde Stück dar.

Silvia heißt die von einem Sopran gesungene Dame, der Narine Yeghigan eine klare, reine, zärtlich klingende Sopranstimme guter Diktion verleiht. Schön aufblühen kann sie aus sanften Melodiewellen sich erhebend und Zärtlichkeit verströmend. Wie dem ganz jungen Cherubino ist dem Zanetto eine weibliche, die Stimme eines Mezzosoprans zugeordnet. Yajie Zhang singt ihn mit zugleich jugendlichem Ungestüm wie feiner, weicher Tongebung. Beide Stimme heben sich schön voneinander ab, einmal das stürmisch Drängende, zum anderen das zögerlich Weiche verkörpernd. „Dolce è la melodia“ gilt auch für das Orchester, das einfühlsam, geschmeidig und den Gesangsstimmen einen fürsorglichen Teppich unterbreitend seiner Aufgabe auf schöne Weise gerecht wird (Oehms OC993/ Foto oben: der Dirigent Felix Krieger/Foto Bertelsmann). Ingrid Wanja