Aus den Archiven

 

Zwei Bühnenwerke von Rimsky-Korsakov in großartigen Interpretationen hat Melodiya aus dem Archiv hervorgezaubert. 1962 dirigierte Evgeny Svetlanovdas 1892 komponierte, mit farbenprächtiger, üppiger Musik nur so wuchernde Ballett-Oper Mlada. Langweilig wird es bei dieser opulenten, mit viel bunter Folklore und Tanz angereicherten gruseligen Liebesgeschichte nie, und das alles toll gesungen von einem ausnahmslos vorzüglichen Ensemble, vorneweg Vladimir Makhov als Jaromir mit einem Tenor voller Saft und Kraft und Tatiana Tugarova als Voyslawa mit einem zur Figur gut passenden Sopran von dramatischer Schärfe (Mel CD 10 01829, 3 CD). Genauso empfehlenswert ist die 1973 von Vladimir Fedoseyev leidenschaftlich geleitete Einspielung der 1880 uraufgeführten Mainacht. Und dann gibt es noch Konstantin Lisovsky, der mit einer Bombenstimme die Aufnahme krönt. Was für ein strahlender, absolut klangschöner, traumhaft höhenstarker Tenor! Einfach hinreißend (Mel CD 10 01840, 2 CD)!

Leichte Kost garantiert d’Alberts Abreise. Der kleine Einakter von 1898 handelt davon, wie ein langjähriges Ehepaar seine Gefühle für einander neu entdeckt. Jan Koetzier dirigiert die Aufnahme, die 1964 anlässlich des 100.Geburtstages des Komponisten beim Bayerischen Rundfunk entstand, so elegant wie spritzig. Mit Lotte Schädle, dem früh verstorbenen, wunderbar klarstimmigen Erwin Wohlfarthund Willy ferenzwirken bewährte Kräfte mit, die den Geist der deutschen Spieloper mit Charme und Natürlichkeit beschwören (Profil Hänssler, PH 12020).
debanfield1955 wurde in New Orleans Raffaello De Banfields Oper Lord Byron´s Love Letter, ein Psychogramm zweier in Erinnerung erstarrter Frauen, uraufgeführt. Es folgte drei Jahre später, mit Nicola Rescigno am Pult, eine Studioproduktion. Die Rolle der Alten gab keine Geringere als Astrid Varnay, die Jungfer war Gertrude Ribla, eine auf Platte kaum dokumentierte Sängerin. Beide machen durch ihren verzehrenden Gesang und die gestalterische Intensität großes Musiktheater aus dem postveristischen, in puccinesken Melodien schwelgenden Einakter. Ein Ereignis, auch weil Naxos mit der Veröffentlichung eine Rarität zugänglich gemacht hat
(Naxos, 8.111362).

Karin Coper