Holländer auf dem Besen

 

Als ich in einem Katalog „die wiederentdeckte Schauspielmusik“ zu Faust I von Eduard Lassen angekündigt fand, schoss es mir durch den Kopf: Lassen? Irgendwo habe ich den Namen doch schon gelesen. Der muss etwas mit Weimar zu tun haben. Der reflexartige Blick in die Online-Enzyklopädie Wikipedia hilft auf die Sprünge: „Komponist und Dirigent. Geboren am 13. April 1830 in Kopenhagen, gestorben am 15. Januar 1904 in Weimar.“ Weiter heißt es: „Die Familie Eduard Lassens siedelte nach Brüssel über, wo er eine musikalische Ausbildung auf dem Konservatorium erhielt. 1851 gewann er den Prix de Rome. Es folgte ein Studium in Deutschland und Italien. Nach der 1857 erfolgten Aufführung seiner Oper Landgraf Ludwigs Brautfahrt in Weimar erfolgte dort 1858 seine Anstellung als Hofmusikdirektor Nach dem Rücktritt Liszts wurde er 1861 Hofkapellmeister und schrieb

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in dem Jahr Musik zur Uraufführung von Friedrich Hebbels Drama Die Nibelungen. 1895 ging er in den Ruhestand. Neben Opern schrieb Lassen auch Symphonien, Ouvertüren und Lieder. Vor allem Letztere machten ihn bekannt.“ Die Tatsache, dass Lassen die Uraufführung der Oper Samson und Dalila von Camille Saint-Saëns, die in deutscher Sprache 1877 in Weimer erfolgt, leitete, bleibt unerwähnt. Der Faust wird nur ganz beiläufig genannt. Dabei ist es gerade die Musik zur Tragödie von Johann Wolfgang Goethe, mit der er nun in die Gegenwart zurückgeholt wurde.

CD Faust von LassenIm April 2015 setzten die Thüringer Symphoniker mit ihrem Chefdirigenten Oliver Weder Lassens Schauspielmusik auf das Programm einer konzertanten Aufführung im Theater Rudolstadt. Es wäre zu wünschen, dass das Projekt mit der Musik zum zweiten Faust-Teil fortgesetzt würde. Denn Lassen hatte das Gesamtwerk mit Musik versehen. Anlass war die erste geschlossene Aufführung durch Intendant Otto Devrient 1876 am Hoftheater in Weimar, die weit über die Grenzen der Klassikerstadt hinaus für Aufsehen sorgte und über viele Jahre im Spielplan blieb. Andere deutsche und ausländische Bühnen zogen nach. Unbestritten dürfte an diesem Erfolg die Musik maßgeblichen Anteil gehabt haben. Sie machte nach meinem Endruck das literarische Ungetüm erst erträglich – und theaterfähig. Davon vermittelt der Mitschnitt der Aufführung einen lebendigen Endruck. Er ist auf CD bei H.A.R.M.S. herausgekommen (151101). Gesamtspieldauer 127 Minuten und 33 Sekunden. Dem Album ist eine große Verbreitung zu wünschen – zumal in diesen Zeiten, in denen oft – meist sehr allgemein und nicht selten völlig konfus – von kulturellen Werten die Rede ist, an die man sich halten solle, die als Orientierung dienten für das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft.

Eduard Lassen (1830 - 1904) war der Nachfolger von Franz Liszt als Hofmusikdirektor in Weimar. Foto: Sammlung Maiskopf

Eduard Lassen (1830 – 1904) war der Nachfolger von Franz Liszt als Hofmusikdirektor in Weimar. Foto: Sammlung Maiskopf

Diese Produktion bietet eine willkommene Gelegenheit, sich solcher Werte sehr konkret bewusst zu werden. Zudem weckt sie Begehrlichkeiten, den Faust mit dieser musikalischen Umrahmung einmal auf dem Theater zu erleben. Wobei Umrahmung nicht der richtige Begriff ist für den gewichtigen Anteil des Komponisten am Gesamtprojekt. Lassen will mehr, nämlich mit Hilfe von Musik die literarische Vorlage in ihrer Wirkung vertiefen. So eigenständig und selbstbewusst die Komposition an manchen Stellen auch in den Vordergrund rückt, der Schwerpunkt liegt immer auf dem gesprochenen Wort. Lassen respektiert das und tritt immer im rechten Moment dahinter zurück. Schließlich hat er keine Oper geschaffen, sondern eine Schauspielmusik mit vielen formalen Facetten. Melodram, Chören, Orchester-Passagen. Eine Ouvertüre wie bei vielen anderen Schauspielmusiken üblich, gibt es nicht. Dem Vorspiel auf dem Theater ist lediglich ein griffiges, mit der Trommel unterlegtes Bläsersignal, vorausgeschickt, das aufhorchen lässt und die Erwartung für das Kommende steigert. Wer davon nicht hineingezogen wird mitten ins Geschehen, dem ist nicht zu helfen. Alles auf die Plätze! Es geht los. In seiner Wirkung ist das ein sehr guter Einfall, der einen hervorragenden Theaterinstinkt offenbart.

Lyrische Pracht entfaltet Lassen für den folgenden Prolog im Himmel, der vom Erzengel Raphael eröffnet wird: „Die Sonne tönt nach alter Weise…“ Und es tönt wirklich in Glanz und Pracht. Es ist, als ob der ewige Feuerball musikalisch aufgehen würde. Dem berühmten Monolog in der nächtlichen Studierstube von Faust – also dem eigentlichen Beginn der Tragödie – ist ein sinfonisches Vorspiel vorangestellt: Lento doloroso. Langsam und quälend breitet es sich aus. Es dauert in Wirklichkeit keine zwei Minuten, gefühlt mindestens fünf oder noch länger. Faustens Ringen, seine Zweifel, werden musikalisch noch verstärkt. Ob die gnädigen Kürzungen im Text für die aktuellen Aufführung vorgenommen wurden oder ob sie bereits auf Devrient zurückgehen, wird nicht ersichtlich. Sie fallen auch nicht sonderlich ins Gewicht. Man kann sie ja nachlesen. So habe ich mir tatsächlich den Faust wieder einmal aus dem Regal gegriffen. Nicht nur, um das Gehörte mit dem Gedruckten abzugleichen. Lassen macht Lust auf das Original.

Der Schauspieler und Dramatiker Otto Devrient (1838 - 1894) brachte 1876 erstmals den gesamten "Faust" von Goethe in Weimar auf die Bühne. Die Musik schrieb Lassen. Foto: Wikipedia

Der Schauspieler und

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Dramatiker Otto Devrient (1838 – 1894) brachte 1876 erstmals den gesamten „Faust“ von Goethe in Weimar auf die Bühne. Die Musik schrieb Lassen. Foto: Wikipedia

In der Überleitung zur Szene vor dem Tor mit dem Osterspaziergang entfaltet der Komponist – wie bei allen diesen rein musikalischen Passagen – die größte Eigenständigkeit. Auch hier ein Chor, der Chor der Soldaten. Eingängig, einfach und schlicht in der Erfindung wie der Engel-Chor „Christ ist erstanden“, der Faust in seiner Studierstube überkommt. Da kann schon mal ein Gesangsverein mitsingen. Eine Ausbildung ist nicht zwingend erforderlich. Ich gehöre zu der Generation, die den Faust noch in der Schule durchgenommen hat, Szene für Szene, unterbrochen von Lesungen mit verteilten Rollen. Der Lehrer tobte, wenn nicht der gehörige Ernst in den Bankreihen waltete. Erinnern wir uns – oder schlagen wir nach. Vor dem Tor naht auch Mephisto – als Pudel verkleidet. Wie er sich heranpirscht, Faust und seinen Famulus Wagner immer enger und immer bedrohlicher umkreisend. Das ist musikalisch sehr überzeugend gelöst. Einmal gehört, vergisst es sich nicht mehr. Lassens Musik hat mitunter Ohrwurmcharakter. Je weiter die Handlung voranschreitet, Lassen erfindet immer neue musikalische Varianten, um „Personen zu akzentuieren und Szenen atmosphärisch zu kontrastieren“, wie die Musikwissenschaftlerin Hannah Lütkenhöner im Booklet herausstellt. In der Walpurgisnacht gibt sich Lassen unverstellt als Wagner-Epigone zu erkennen. Nanu! Hat der Holländer etwa sein Schiff verlassen? Plötzlich reitet er auf dem Besenstil in Harzgebirge heran. Ist das als Zitat gedacht? Oder geht der Komponist an dieser Stelle in seiner Verehrung Wagners einfach zu weit? Es ist nicht belegt.

Das Theater Rudolstadt ist  gleichzeitig Hauptwirkungsstätte der Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt. Foto: Hartmut Winter

Das Theater Rudolstadt ist auch Hauptwirkungsstätte der Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt. Foto: Hartmut Winter

Alle Mitwirkenden, Schauspieler, Sänger, Chor und Orchester sind mit Enthusiasmus bei der Sache. Sie haben hörbaren Spaß, sich dem Publikum und nun den Hörern den heimischen Lautsprechern mitzuteilen. Ich hätte gern selbst im Publikum gesessen. Der Intendant des Hauses, Steffen Mensching hat die Titelrolle übernommen. Mephistophels ist Matthias Winde, Margarete Lisa Klabunde, die seit 2014 in Rudoldstadt fest engagiert ist. Ute Schmidt, Markus Seidensticker und Marcus Ostberg sind gleich für mehrere Aufgaben besetzt. Die Gesangssolisten Isabel Stüber Malagamba, Walter Farmer Hart, Peter Potzelt, Ludwig Obst, Roland Hartmann und Florian Kontschak sind allenfalls dem Stimmfach nach den jeweiligen Auftritten zuzuordnen. Hier wären genauere Angaben wünschenswert gewesen. Das Ensemble, unterstützt vom Kammerchor der Musikhochschule „Franz List“ in Weimar, findet einen Vortragsstil jenseits der großen klassischen Geste, ohne sich mit Alltagssprache anzubiedern. Sie machen Goethe und seinen Komponisten gegenwartsfähig. Manches klingt vielleicht etwas lapidar. Dafür wird das Werk aber auch von Menschen im in 21. Jahrhundert, die sich darauf einlassen, verstanden. Und das zählt. Musikwissenschaftlerin Lütkenhöner steuert im Booklet auch biographische Fakten bei. Denn die bislang greifbaren Angaben über Eduard Lassen sind dürftig. Immerhin wissen wir nur, dass sich selbst Thomas Mann, der ehr viel von Musik verstand, für Lassen interessierte und versucht war, „eine Lanze“ für ihn zu brechen. Die „sensitive Ironie des Ausdrucks“ einiger seiner Kompositionen sei ihm „unvergesslich“, ist im Booklet nachzulesen.

Da steh' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor": Faust in seiner Studierstube auf einem Gemälde von Georg Friedrich Kersting (1785 - 1847). Foto: Wikipedia

„Da steh‘ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor“: Faust nachts in seiner Studierstube auf einem Gemälde von Georg Friedrich Kersting (1785 – 1847). Foto: Wikipedia

Zitiert wird auch der Komponist und Musikschriftsteller Richard Pohl (1826-1896), der den Stil von Lassen als „sehr geistreich, mit französischer Grazie und deutscher Wärme“, empfand. Pohl, der zeitweise auch in Weimar wirkte, habe hiermit zum Ausdruck gebracht, so die Autorin weiter, dass sich das Werk des Komponisten aufgrund dessen spezifischen Lebenswegs von den unterschiedlichsten kulturellen Einflüssen geprägt zeigte. Der gebürtige Däne Lassen habe lediglich die ersten beiden Lebensjahre in seiner Heimat verbracht. Die bereits erwähnte Übersiedlung der Familie sei darauf zurückzuführen, dass der Vater zeitweise Präsident des „Consistoire Central Israélite de Belgique“ gewesen ist. Das war ein hohes jüdisches Amt. „Im Leben des Komponisten spielte religiöser Glaube hingegen eine periphere Rolle“, hat Hannah Lütkenhöner herausgefunden. Es selbst habe sich als „religionslos“ bezeichnet und sei in späteren Jahren sogar zum Christentum konvertiert. Wann das passierte, wird nicht erwähnt. In der Richard-Strauss-Literatur ist sein Namen auch präsent, weil sich beide aus gemeinsamer Zeit in Weimar kannten, schätzen und auch Freizeit beispielsweise beim Skatspiel, das Strauss so schätzte, miteinander verbrachten. Ebenso taucht Lassen in Dokumenten über das Leben von Siegfried Wagner auf. Der Sohn von Richard Wagner kannte ihn auch persönlich.

Dass Lassen heute weitgehend vergessen ist, dürfte auch mit seiner religiösen Herkunft zu tun haben und nicht nur darauf zurückzuführen sein, das er im Schatten von Wagner und Brahms wie viele seiner Zeitgenossen keine Überlebenschance hatte. Mit dem Machtantritt des Nationalsozialisten wurde sein Name getilgt, als habe es ihn nie gegeben. Bis dahin war beispielsweise in Meyers Großem Konversationslexikon noch ein relativ ausführlicher Eintrag mit dem wesentlichen Lebensdaten zu finden. Von seinen Kompositionen wurden ausdrücklich die Opern Frauenlob (Weimar 1860) und Le Captif (Brüssel 1868), zwei Symphonien, Charakterbilder für Orchester zu Hebbels „Nibelungen“, Chöre mit Orchester zu Sophokles‘ „König Ödipus“, Musik zu Calderons „Über allen Zauber Liebe“, die Faustmusik, „Biblische Bilder“ (für Gesangssoli und Instrumente), mehrere Ouvertüren und beliebt gewordene ein- und mehrstimmige Lieder aufgezählt. Dieser Artikel wurde nach 1945 in den einschlägigen Nachschlagewerken bis hin zu Wikipedia reaktiviert, ohne inhaltlich maßgeblich erweitert worden zu sein. Von nun an ist Eduard Lassen wenigstens auch wieder nachzuhören. Rüdiger Winter

Faust und Margarete im Garten: Das Bild oben ist der Ausschnitt aus einem Gemälde des französischen Malers und Grafikers James Tissot (1836 – 1902). Er war ein Zeitgenosse von Lassen und hinterließ mehrere Bilder mit Szenen aus Goethes „Faust“. Foto: Wikipedia