Als Weltpremieren bringt CAPRICCIO auf zwei CDs (C5425) geistliche Werke des unbekannten Komponisten Anton Schweitzer heraus, der 1735 in Coburg geboren wurde und 1787 in Gotha verstarb. Er wirkte als Musiker in der Hofkapelle des Herzogs Ernst Friedrich III, Carl von Sachsen-Hildburghausen und komponierte für dessen Operntheater. Später schrieb er für Theatertruppen in Weimar und Gotha. Die hier vorliegenden Kompositionen fanden sich in Thüringer Archiven und wurden im Juli 2020 in der Oberkirche Arnstadt aufgenommen. Es musiziert das Thüringer Bach Collegium unter seinem Künstlerischen Leiter Gernot Süßmuth. Der Geiger, Dirigent und Honorarprofessor an mehreren Musikhochschulen ist vor allem auf Kammermusik spezialisiert, was sich am transparenten Klangbild der Aufnahme widerspiegelt. Das Solistenquartett ist solide und homogen.
Zum Auftakt erklingt das Oratorium Die Auferstehung Christi, dessen Text Schweitzers Dienstherr von Sachsen-Hildburghausen selbst verfasste. Das Osteroratorium vermittelt neben dem zentralen Gedanken der Auferstehung auch Zeitbezüge – Kriegserlebnisse, Todesangst, Apokalypse – und mündet in die Zuversicht auf das Leben im Jenseits. Entsprechend schildert die Musik nach dem jauchzenden „Halleluja“ des Eingangschores Schreckensbilder, wie Tempesta-Szenen und dramatische Erdbeben bis zum Weltuntergang. Dem Sopran fällt mit dem Accompagnato „Nun hat der Held gesieget“ das erste Solo zu. Mirella Hagen singt es mit klarer Stimme und energischem Ausdruck. Später überzeugt sie besonders durch Innigkeit in der Aria „Wie ruhig wird’ ich einst entschlafen“. Die erste Aria des Werkes, „So wie des Donners ernste Stimme“, hat der Bass zu absolvieren. Tobias Berndt formt sie mit beherztem Zugriff. Der Tenor Stephan Scherpe, versiert in Koloratur und Deklamation, komplettiert das Solistenterzett mit der Aria „O Tag voll Schrecken“, später noch mit „O Heiland, lass’ mich nicht“. Alle Solisten, ergänzt um die Altistin Henriette Gödde, vereinen ihre Stimmen in den Chören und Chorälen, welche die Solonummern verbinden.
Im Programm folgt die kurze Kantate zum Erntedankfest für Bass solo, vierstimmigen Chor, Orchester und Orgel „Lobet, ihr Knechte des Herren“, welche mit dem gleichnamigen Chor festlich beginnt und mit „Erkennt und genießet“ ebenso endet. Der Solist Tobias Berndt hat ein Recitativo und die Aria „So rein nach einem sanften Regen“ zu singen und überzeugt erneut durch Wortdeutlichkeit und Wohllaut.
Den Abschluss bildet die neunteilige Missa brevis C-Dur für vierstimmigen Chor und Orchester, entstanden 1780. Stilistische Bezüge zu Haydn und Mozart sind hier erkennbar, auch die Vielfalt der Themen und Harmonien ist beeindruckend. Der Gesang des solistisch besetzten Chores ist durchsichtig und ausgewogen (weitere Information zu den CDs/DVDs im Fachhandel, bei allen relevanten Versendern und bei www.naxosdirekt.de.). Bernd Hoppe