In walisisches

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Die sieben Jahrzehnte seit seiner ersten Aufführung hat das Oratorium Saint David oder besser Dewi Sant von Arwel Hughes gut überstanden. Es behauptet einen sicheren Platz im Chorleben von Wales, wie es denn überhaupt wesentlich zu einer walisischen Musikidentität betrug. Hierzulande dürfte keiner den walisischen Komponisten Arwel Hughes (1909-88) kennen, der u.a. Schüler von Ralph Vaughan Williams war und als Mitarbeiter der BBC Wales unauffällig blieb. Bei der 1946 in Cardiff entstandenen Welsh National Opera spielte Hughes als Dirigent eine nicht unbedeutende Rolle, zudem lieferte er ihr 1953 das erste Werk eines walisischen Komponisten: Hughes selbst dirigierte Menna mit den namhaften Gästen Richard Lewis und Elsie Morrison in den Hauptrollen. 1960 folgte die komische Oper Serch yw’r Doctor nach Molière. Beide Werke spielten eine wesentliche Rolle in der Entwicklung einer walisischen Oper.

Als Komponist konnte sich Hughes jedoch vor allem durch seine großen Chorwerke einen bleibenden Namen sichern, darunter seine beiden Oratorien Dewi Sant 1951 als Auftragswerk des Festival of Britain entstanden sowie dreizehn Jahre später Pantycelyn. Beider Texte stammen von Hughes‘ BBC-Kollegen und Dichter Aneirin Talfan Davies. In dem 70minütigen Oratorium über David von Menevia, den im 6. Jahrhundert lebenden Schutzpatron von Wales, verbinden sich schlichte Melodik und handwerkliche Gediegenheit zu einem eingängigen Werk, das seine Höhepunkte in den Soloarien von Sopran, Tenor oder Bariton findet. Am überzeugendsten wirken die Passagen des Baritons im dritten Abschnitt, die der Bassbariton Paul Carey Jones, der den Wotan beim Longborough Opera Festival zu seinen größten Herausforderungen zählt, mit markanter Stimme und Elan singt. Der Sopranpart, den in der im November 2022 in Cardiff entstandenen Aufnahme seine Wagner-Kollegin Susan Bullock übernommen hat, bleibt gesichtslos, während der walisische Tenor Rhodri Prys Jones, der sich zur Zeit der Aufnahme an der WNO als Ernesto beweisen konnte, mit süßem Timbre im „Kyrie Eleison“ – die einzige lateinische Zeile im Oratorium – einen guten Eindruck hinterlässt. Für das BBC National Orchestra & Chorus of Wales ist Dewi Sant eine Sache von nationalem Interesse. Hughes‘ Sohn Owein Arwel Hughes (*1942), der seit seiner Kindheit mit dem Oratorium vertraut ist, an der Welsh National Opera als Dirigent in die Fußstapfen seines Vaters trat, aber auch an der English National Opera wirkte, verfasste den Text zur CD und dirigierte die Aufnahme mit souveräner Überzeugungskraft (Rubicon RCD1100). Rolf Fath