Gattenliebe tschechisch

 

In ihrer neuen Reihe „Czech Opera Treasures“ veröffentlicht Supraphon nach und nach ihre älteren, bislang noch nicht auf CD greifbaren Aufnahmen. Doubletten sind dabei nicht ausgeschlossen. Der Dalibor von 1979 aus Brünn (SU 4091-2) unter Vaclav Smetacek mit Vilem Pribyl und Eva Depoltová als Dalibor und Milada konkurriert mit diversen tschechischen Aufnahmen auf unterschiedlichen Labels, darunter mit den Prager Aufnahmen unter Jaroslav Krombholc von 1967 (mit Nadézda Kniplová) und 1977 – beide mit Pribyl als Dalibor – sowie der älteren dalibor2Krombholc-Aufnahme von 1950 mit Pribyls Vorgänger Beno Blachut; etwas neueren Datums ist Zdenek Koslers Einspielung von 1995, die vor allem wegen Eva Urbanovás Milada ein Gewinn ist, weniger wegen Leo Marian Vodicka in der Titelrolle. Die Vielzahl der Aufnahmen verwundert nicht, hat doch der anlässlich der Grundsteinlegung des Prager Nationaltheaters 1868 uraufgeführte Dalibor mehr als die später bei dessen Eröffnung uraufgeführte und seither fast nur Feiertagen vorbehaltene Libuse Eingang ins tschechische Repertoire gefunden. Die Begebenheit aus dem 15.Jahrhundert um den charismatischen Dalibor bekommen die Staatsphilharmonie Brünn und Smetanek gut in den Griff, wobei Krombholc und Kosler Smetanas blühenden Erzählton und seinen oft hymnischen Überschwang noch beherzter formulieren. Dalibor hat in einem Vergeltungsschlag den Bruder Miladas getötet und wird eingekerkert. Milada verliebt sich in den Heldenhaften, verkleidet sich als Mann und schmuggelt ihm eine Geige ins Gefängnis. Anders als in Beethovens Fidelio zerschmettert beider Traum von einem gemeinsamen Leben an der Realität. Obwohl die Aufständischen für Dalibor mobil machen, beschließt König Vladislav seine Hinrichtung, Milada will ihn retten, wird dabei tödlich verwundet und Dalibor nimmt sich das Leben. Der damals 54jährige Pribyl war der Dalibor einer Generation; er singt die Partie des Freiheitskämpfers mit schwärmerischem Überschwang und edlem Pathos, mit dem Selbstverständnis und der Autorität eines Sängers, der der Partie vollkommen den Stempel seiner Persönlichkeit aufdrückte. Eva Depoltová verfügt über eine dieser stellenweise messerscharfen, leicht schartigen und  grell  durchsetzungskräftigen Sopranstimmen, an denen man Energie und Kraft bewundern mag, die aber auch Aufnahmen verleiden. Sehr vorteilhaft zeigt sich Nada Sormova, die sich als Jitka an die Spitze der Aufständischen stellt, um ihren Herrn zu befreien. Jaroslav Horacek ist rührend als Gefängniswärter Benec, Vaclav Zitek ölig als böhmischer König Vladislav.

Rolf Fath

 

(Wenn ich hier eine von mir ausserordentlich geliebte weitere Aufnahme bei Ponto anführen darf: 1977 dirigierte Eve Queler eine ganz starke Besetzung des Werke mit Nicolai Gedda, der ungeheuer leidenschaftlichen und pastosen Teresa Kubiak und einer weiteren Crew erster Sänger – von der Queler kongenial dirigiert. Und wer bei Geddas Solo und dem herzzerreißenden Duett zwischen ihm und der Kubiak nicht weint ist aus Stein. G.H.)