Teufel auch

 

Wer an die französische Operette denkt, der denkt unweigerlich an ihre Glanzzeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im 20. Jahrhundert ist der Ruhm etwas verblasst – kaum ein Werk zwischen 1900 und dem Zweiten Weltkrieg hat es ins Repertoire geschafft. Doch in letzter Zeit machen französische Labels auf genau diese vergessenen Schätze aufmerksam. Mit Le Diable à Paris, (Der Teufel in Paris), hat das Label B Records eine Operette aus dem Jahr 1927 von Marcel Lattès veröffentlicht.

Von einer zweitrangigen Operette kann hier keine Rede sein: Der fast vergessene Komponist Marcel Lattès war einer der Pioniere, wenn es darum ging, U- und E-Musik in den musikdramatischen Gattungen zusammenzubringen. Auch als Filmkomponist war er für Frankreich ein Meilenstein. Besonders tragisch: Lattès war Jude und gehört auf die Verlustliste derer, die in Auschwitz umgekommen sind.

Das Sängerensemble, das bei dieser frechen Faust-Parodie zu hören ist, ist nicht immer erste Sahne, vieles ist etwas scharf in den Höhen. Dafür spielt mit dem Orchestre des Frivolités Parisiennes ein fantastischer Klangkörper, der auf betörende Weise Akkuratesse mit Leidenschaft kombiniert (Marcel Lattès Le Diable à Paris; Operette in drei Akten; Marion Tassou, Sarah Laulan, Julie Mossay, Mathieu Dubroca, Demnis Mignien | Orchestre des Frivolités Parisiennes | Dylan Corlay, Leitung; B Records LBM 033). Matthias Käther