Fortsetzung der Verdi-Reihe

 

Die Fotos aus dem Booklet von der Aufführung bei den Heidenheimer Festspielen lassen vermuten, der Wald von Birnam mache sich auf den Weg, um das Ende von Macbeth zu besiegeln, aber es ist tatsächlich Ernani, der sich auf den beiden CDs um seine Rehabilitierung und um die Hand der schönen Elvira bemüht. 2019 wurde Verdis Frühwerk aufgeführt und lässt zunächst eher spätromantisch wirkende Klänge mit der Cappella Aquileia unter Marcus Bosch erklingen, ehe es zunehmend an Italianità gewinnt, besonders brioreich den vierten Akt beginnen lässt und auch das dritte Finale besonders verdigerecht gestaltet. Ähnliches gilt für den Tschechischen Philharmonischen Chor Brünn, dessen Herren noch recht verhuscht zu Beginn im Prestissimo klingen, der aber im dritten Akt sich sogar im Piano flexibel zeigt und in „Un patto“ durch reiche Agogik erfreut (Leitung Petr Fiala).

Gutes lässt sich, wenngleich mit Einschränkungen, auch über die Solisten sagen. Der Sopran von Leah Gordon ist generell  für die Elvira geeignet, besitzt ein sattes Timbre, auch wenn die Extremtiefe (Cabaletta) schwach ist, lässt die Intervallsprünge leicht und sicher erscheinen und kann geheimnisvoll das „Ogni cor serba un mistero“  raunen. Unter Druck allerdings verengt sich die Stimme, schöne weiche Töne wechseln sich ab mit schrillen im Aufbegehren, während „Ah, morir potessi“ von angenehmer Intimität ist. Lieblich klingt die Stimme von Stephanie Henke als Giovanna.

Leider kein nobles Timbre hat der Ernani von Sung Kyu Park, man vermisst auch die dunkle Komponente einer Verdi-Stimme, die Mittellage klingt leicht gequetscht, das große Plus allerdings ist die solide Präsenz der Stimme in der oberen Mittellage und in der Höhe. Für die eher lyrische Stimme dürfte der edle Räuberhauptmann eine Grenzpartie sein.  Marian Pop ist ein Carlo mit reichlich Vibrato, dunkler Stimmfärbung, der das feierliche „O sommo Carlo“ gut phrasiert, die „Verd’anni“ recht wacklig zum Besten gibt und sich bei „Vieni meco“ um Balsamisches in der Stimme bemüht. Oft ist die Stimmführung recht unruhig, aber die italienische Schulung der Stimme ist unüberhörbar. Eine Bassstimme voller vokaler Autorität kann Pavel Kudinov für den rachsüchtigen Silva einsetzen. Er zeigt auch im Piano vokale Präsenz, ist markant im „Enani morirà“ und erfreut durchgehend durch eine präsente Tiefe. Recht knarzend äußert sich der Riccardo von Christoph Wittmann, rollengerecht ist der Jago von Lancelot Nomura (Coviello 2 CD COV1925). Ingrid Wanja