Hartmut Bauer

 

„Wer war doch noch …?“:   In unserer Serie über weitgehend vergessene Sänger erinnern wir an uns wichtige Personen, die oft nur wenige oder keine Spuren hinterlassen haben, die aber für ihre Zeit und für den Fortbestand von Oper und Konzert so immens wichtig gewesen sind. Es waren und sind ja nicht allein die Stars, die die Oper am Laufen halten, sondern die Sänger der Nebenrollen und Komparsen, auch die Provinzsänger, die Diven und Heroen aus den kleineren Orten, wo Musik eine ganz andere Rolle spielte als hochgehypt in den großen Städten. Vor allem vor dem Krieg, aber auch in den Fünfzigern und Sechzigern hatte allein in Deutschland jedes der 36 und mehr Theater seine eigene Primadonna, seinen Haustenor und  langlebigen Bariton, die von der Operette bis zu Mozart und Wagner alles sangen. Das macht Oper aus. Nicht (oder nicht nur) die Auftritte der umjubelten Stars.

 

Seine Wiege stand in Hessen. Sein längstes Engagement hatte er in Wuppertal. Sein Leben endete in Eutin: Hartmut Bauer ist tot. Der Opernsänger erlag im März 2018 einer schweren Krankheit. Er wurde 79 Jahre alt. Geboren wurde Hartmut Bauer in Kassel, an der Staatlichen Hochschule für Musik in Frankfurt/Main absolvierte er ein Gesangsstudium. Die ersten beiden Stationen waren in Bayern: 1965 ein Engagement am Stadttheater Augsburg, von 1968 bis 1970 war er 1. Bassist am Bayerischen Landestheater Coburg. 1970 wechselte er in gleicher Position als Nachfolger von Kurt Moll an das Wuppertaler Opernhaus. Mehr als 25 Jahre wirkte er an diesem Theater, sang dort unter anderem 1972 den Kreon in der deutschen Erstaufführung der Oper „Médée“ des französischen Komponisten Darius Milhaud. Drei Jahre lang, von 1973 bis 1976, war Hartmut Bauer Solist auf dem Grünen Hügel in Bayreuth: 1973 sang er bei den Wagner-Festspielen den Fafner im Nibelungenring, 1973 bis 75 den Hans Schwarz in den „Meistersingern“.

Für seine herausragende Leistung als Baron Ochs im „Rosenkavalier“ erhielt er den Gaukler-Preis der Volksbühne Wuppertal, außerdem wurde er wegen seiner Verdienste um die Wuppertaler Bühnen zu deren Ehrenmitglied ernannt. Bauer verfügte über ein umfassendes Bühnenrepertoire, das von der Barockoper über Klassik (Mozart-Opern) und Romantik (darunter Kuno und Eremit im „Freischütz“) bis zur Zwölftonmusik (Schigolch in Alban Bergs „Lulu“) reichte. Die Liste der Häuser im Ausland, an denen Bauer in Gastrollen zu sehen war, reicht von Antwerpen über Barcelona bis Neapel, in Deutschland von Bremen über Düsseldorf und Dortmund bis Weimar.

1990 wirkte er erstmals bei den Eutiner Festspielen mit: Er sang den Rocco im „Fideleo“, eine Rolle, in der er neun Jahre später erneut auf dem Grünen Hügel im Eutiner Schlossgarten stand. Über 20 Jahre hinweg war Bauer bei den Festspielen in verschiedenen Rollen zu sehen, 2001 war er der Sprecher bei der Zauberflöte und 2010 der Eremit im „Freischütz“.

Hartmut Bauer und seine Frau, Eltern von zwei Söhnen, machten Eutin zum Altersruhesitz. Sie zogen in ein Haus mit Blick auf den Kellersee. Achim Krauskopf / Quelle: https://www.shz.de/19296691 ©2018

 

Den Artikel entnahmen wir mit sehr freundlicher Genehmigung dem Ostholsteiner Anzeiger und danken dem Verfasser Achim Krauskopf/das Foto zeigt Hartmut Bauer als Eremit im Freischütz 2010 in Eutin und stammt von Hartmut Buhmann/Ostholsteiner Anzeiger, ebenfalls mit Dank.