Zwei ähnliche Konzepte mit frühbarocker Musik zum Thema „Liebe“ präsentieren das Berliner Pera Ensemble mit der CD „Momenti d’Amore“ und L’Arpeggiata mit „L’amore Innamorato“. Christina Pluhar und ihr Ensemble L’Arpeggiata widmeten sich 2009 auf der CD „Teatro d’amore“ Monteverdi, nun präsentieren sie auf der neuen CD „L’amore Innamorato“ eine weitere Herzensangelegenheit: Musik aus sechs Opern von Monteverdis Schüler Francesco Cavalli (1602-1676) – Arien aus L’Ormindo (1644), La Calisto (1651), La Rosinda (1651) und L’Artemisia (1657) sowie die Ouvertüren zu Il Giasone (1649) und L’Eliogabado (1668), „L’amore Innamorato“ ist übrigens der Titel einer verschollenen Oper Cavallis. Ergänzt wird Cavalli durch Musik von Giovanni Girolamo Kapsberger und Andrea Falconieri. Christina Pluhar, die selber auch Theorbe und Barockharfe spielt, und ihr Orchester stellen erneut ihren instrumentalen Farbenreichtum unter Beweis, eine Spielfreude strahlt durch, die ansteckend erscheint und einzelne Instrumente betont, bspw. das Kornett, wunderbar gespielt von Doran David Sherwin oder Elisabeth Seitz am Psalterium, Paulina van Laarhoven an der Lirone und Pluhar selber an der Harfe – die drei musizieren zusammen die Toccata prima von Kapsberger. Die 18 Instrumentalisten der Aufnahme erzeugen einen lebendigen und farbigen Klang. Die Sopranistinnen Nuria Rial und Hana Blažíková bieten in den Arien ein breites Spektrum: keusch, verführerisch, sehnend, klagend oder kokett und tragen klangschön ihren Anteil zum Gelingen bei. Die limitierte Deluxe-Edition enthält zusätzlich eine DVD „15 Jahre L’Arpeggiata“, die einen Querschnitt mit Musik von Live-Mitschnitten zeigt. (L’Arpeggiata, Leitung: Christina Pluhar; Nuria Rial und Hana Blažíková, 1CD + 111minütige Bonus-DVD. Erato 0825646166435)
Das Pera Ensemble verfolgt mit der CD „Momenti d’amore„ ein ähnliches Kozept und präsentiert Gesang und Musik aus dem italienischen und spanischen Barock. Eine Arie aus Francesco Cavallis La Calisto und ein Lied von Andrea Falconieri finden sich auch hier, dazu Gesang und Instrumentalmusik von Barbara Strozzi (die Schülerin Cavallis eröffnet die CD mit Liebesschmerz), Girolamo Frescobaldi, Giulio Caccini, Claudio Monteverdi, Gaspar Sanz, Joan Ambrosia Dalza und Diego Ortiz. Das Pera Ensemble ist kleiner besetzt als L’Arpeggiata: sechs Musiker spielen für diese Aufnahme auch auf ungewöhnlichen Instrumenten: einer orientalischer Kurzhalslaute (Oud), einer arabischen Zither (Kanun) und orientalischem Schlagwerk. Das von dem aus der Türkei stammenden und seit seiner Kindheit in München lebenden Begründer, Musikwissenschaftler und Kurzhalslauten-Virtuose Mehmet C. Yeşilçay geleitete Pera Ensemble erzielt dadurch einen teilweise verfremdeten Höreindruck, Spanien und Italien erklingen orientalisiert – ein ungewöhnlicher Flair, der sehr schön musiziert ist, trotz kleiner Besetzung wird auch hier ein abwechslungsreicher Klang erzielt. Für die CD „Baroque Oriental“ bekam das Pera Ensemble übrigens 2012 einen ECHO-Klassik in der Kategorie »Klassik ohne Grenzen«. Die italienische Soporanistin Francesca Lombardi Mazzulli trifft mit sehr schöner Stimme den Charakter ihrer Arien ideal: innig, sinnlich und poetisch erklingen ihre Liebeslieder und für mich gelingt es Mazzulli stärker noch als den Sängerinnen von L’Arpeggiata, den Zuhörer zu fesseln. (Pera Ensemble, Leitung: Mehmet C. Yeşilçay, Francesca Lombardi Mazzulli, 1CD, Berlin Classics 0300664BC). Marcus Budwitius