Biblisches

 

Bereits im August 2000 erfolgte in Amsterdam die Einspielung von Willem de Feschs Oratorium in drei Akten Joseph, das BRILLIANT erst jetzt als eine veritable Rarität auf drei CDs herausbringt (96 107). Es musiziert das Ensemble Musica ad Rhenum unter Leitung von Jed Wentz; es singen der Nationaal Kinderkoor (Einstudierung: Wilma ten Wolde) und der Viri Cantores (Frank Hemeleers). Die Solisten werden angeführt von Claron McFadden in der Titelpartie. Ihr Sopran ist schlank und klar, gelegentlich etwas larmoyant im Klang. Tadellos absolviert sie die Koloraturpassagen, wie in der AriaTremble Shudder“, in welcher zudem der energische Ausdruck auffällt. Noch überzeugender ist Roberta Alexander als Potiphars Weib. Die Spannweite ihres Repertoires reichte bis zu Puccinis Mimì, woraus sich die Fülle ihrer Stimme erklärt. Sie tritt erst im 2. Akt auf mit der AriaSuch a Lovely prudent Love“  und dem Duetto mit Joseph „See what I dare not Say“. Der Sopran klingt hinreißend in seiner Süße, seinem Leuchten und dem Fluss. Von all diesen Qualitäten profitieren auch die AriaDark and Dismal thoughts“ und das jubilierende Duetto mit Potiphar „ Revenge inspires me“.  Josephs Bruder Reuben wird von der Altistin Susanna Moncayo von Hase wahrgenommen. Die Stimme ist weich und warm, überzeugt schon in der  ersten Aria „Underneath this plantae Shade“ mit schöner Fülle und innigem Ausdruck. Ein anderer Bruder ist Simeon, den Hans Vonk mit charaktervollem Tenor gibt. Josephs jüngster Bruder ist Benjamin, mit dem die Sopranistin Susanna ten Wolde besetzt wurde. Mit ihrer schmalen Stimme von kläglichem Klang ist sie keine gute Wahl. Im Barockfach ist auch der Tenor Nico van der Meel namhaft, der den Potiphar und einen Israeliten singt. Als Letzterer hat er in der bravourösen Aria am Ende des 1. Aktes, „O’er the Desarts“, Gelegenheit, auftrumpfende Koloraturen zu bieten, doch hat der Sänger seinen Zenit überschritten, klingt bei aller technischen Versiertheit bemüht. Tiefe und resolute Töne bringt der Bassist Tom Sol als Jacob und ein General ein. Mit dem Arioso „Happy Youth“ fällt ihm das erste Solo des Werkes zu, welches der Chor prägnant begleitet. Im 3. Akt kann er in der AriaHonour, wealth“ mit energischem Aplomb aufwarten.

Der holländische Komponist lebte von 1687 bis 1761, war also ein Zeitgenosse von Bach und Händel. Besonders zum Hallenser Meister ist eine musikalische Verwandtschaft hörbar. Diese teilt sich schon in der feierlichen Overture mit, die vom Orchester lebhaft und affektreich musiziert wird. Der Klangkörper erweist sich mit seinem farbenreichen Spiel auch als inspirierend für die Sänger. Bernd Hoppe