Gerhard Wimberger

 

Am 13. Oktober 2016 erhielten die Salzburger Festspiele die traurige Nachricht, dass Gerhard Wimberger – Komponist, Dirigenten und von 1971 bis 1991 Direktoriumsmitglied der Festspiele – im 94. Lebensjahr verstorben ist. „Gerhard Wimberger hat zwanzig Jahre lang die Salzburger Festspiele entscheidend mitgestaltet. Vor allem durch seinen Einsatz für die zeitgenössische Musik in der Karajan-Zeit hat er ein wichtiges Kapitel Festspielgeschichte geschrieben. Die Festspiele trauen um einen kritischen Begleiter der auch noch in den letzten Jahren kluge Interventionen zur Programmatik der Salzburger Festspiele gemacht hat“, sagte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, die Gerhard Wimberger noch am Montag in seinem Haus besucht hatte.

Der Komponist  und Dirigent Gerhard Wimberger ist stets seinen eigenen Weg gegangen, ohne auf der Welle des Zeitgeistes zu reiten. „Für mich ist das Wichtigste der Klang. Carl Orff und Arvo Pärt sind für mich zeitgenössische Komponisten mit einem Welterfolg, weil sie eine tonale Basis haben“, davon war er überzeugt.

Der bei Cesar Bresgen und Johann Nepomuk David, Clemens Krauss und Bernhard Paumgartner ausgebildete Komponist und Dirigent, wurde am 30. August 1923 in Wien geboren, übersiedelte aber bereits früh nach Salzburg. Dort besuchte er zwischen 1940 und 1947 das Mozarteum – unterbrochen von Arbeits- und Militärdienst sowie Kriegsgefangenschaft bei den Amerikanern. 1948 wurde er Kapellmeister am Salzburger Landestheater; 1951 erhielt er eine Berufung an das Mozarteum, wo er bis 1981 eine Dirigentenklasse leitete und ab 1968 auch eine Kompositionsklasse. Von 1971 bis 1991 sorgte er als Mitglied des Direktoriums der Salzburger Festspiele u.a. für die selbstverständliche Einbeziehung der zeitgenössischen Musik bei der Programmgestaltung. „Ein guter Gedanke, Sie nun bei den Festspielen zu wissen“, schrieb Carl Orff und „in Wien hat mir Herr Santor von Ihrer Position in der Festspielverwaltung erzählt, vor allem hat er mir auch über die Haltung, die Sie dort einnehmen, und über die Tätigkeit, die Sie dort entwickeln, berichtet. Dazu gratuliere ich ganz besonders. Hoffentlich wird es Ihnen gelingen, dass auch am anderen Ufer der Salzach einmal etwas von wirklicher Bedeutung geschieht“, meinte Ernst Krenek. Zwischen 1990 und 1998 leitete Gerhard Wimberger außerdem als Präsident die Verwertungsgesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM).

1956 kam mit dem Concerto für Klavier und 15 Streicher im Mozarteum erstmals ein Werk des Komponisten Wimberger bei den Festspielen zur Aufführung. „Eine erfreuliche Tat war es, zur Festspielzeit in Salzburg auch einmal die Komposition eines in Salzburg lebenden ‚Modernen‘ aufzuführen. Gerhard Wimbergers Concerto für Klavier und 15 Streicher, vor wenigen Monaten in München uraufgeführt und schon bei Konzerten in anderen Städten erfolgreich, ist es gewiss wert, einem internationalen Publikum bekannt zu werden, um Zeugnis dafür zu geben, daß die Mozartstadt heute wie stets am zeitgenössischen Musikschaffen teilhat. Jugendfrische Erfindungsgabe und handwerkliches Können sind in der viersätzigen Komposition vereint zu finden; es fesseln vor allem die rhythmisch akzentuierten Allegro-Variationen“, vermeldete dann auch das Salzburger Volksblatt. 15 weitere Werke, darunter 7 Uraufführungen sollten folgen. Zuletzt gelangte 2013 zum 90. Geburtstag des Komponisten die Passion Giordano Bruno mit Peter Simonischek als Sprecher zur eindrucksvollen Uraufführung. Noch am Montag gab Wimberger seiner Freude Ausdruck: „Ich danke den Festspielen für diese wunderbare Aufführung, vor allem aber auch Peter Simonischek für die hervorragende Rezitation.“

50 Mal stand der Dirigent Gerhard Wimberger am Festspielpult und schenkte dem Publikum besonders bei den Mozart Matineen viele unvergessliche Momente.

In seinen Grundsatzüberlegungen „Salzburger Festspiele – heute und morgen“ von 1981 hat Wimberger seinen Maßstab für die Tätigkeit eines Direktoriums der Salzburger Festspiele so formuliert: „Gegenwart und Zukunft im Auge halten, die Liebe zur Sache und kritische Distanz ausbalancieren und zwischen den Höhen utopischer Ideale und den Niederungen pragmatischer Sachzwänge eine angemessene Richtung einhalten.“ (Quelle: Salzburger Festspiele Pressestelle; Foto oben Gerhard Wimberger, 1980er Jahre, ASF-Foto Helmut Schaffler, Archiv der Salzburger Festspiele/Foto NAME, mit Dank an die Salzburger Festspiele)