Renato Cioni war 84 Jahre alt, stammte aus einer Künstlerfamilie: Sein durch ein plötzliches Unwohlsein verursachter Tod am 3. März 2014 geschah im Krankenhaus von Portoferraio. Er war einer der bedeutenden Opernsänger des 20. Jahrhunderts. Cioni wurde am 15. April des Jahres 1929 in Portoferraio geboren und hätte in wenigen Wochen das 85. Lebensjahr vollendet. Trotz seines Alters war der Maestro, so nannten ihn seine Mitbürger auf Elba liebevoll, eine sehr aktive, selbständige Persönlichkeit, so dass man ihn gewöhnlich auf den Straßen seines Geburtsorts treffen konnte, wo er an der Piazza Dante Aligheri wohnte.
Renato Cioni wurde in eine Fischerfamilie geboren, und deren reiche künstlerische Begabung zeigte sich sehr bald in vielen ihrer Mitglieder: Der Bruder Dello war Tänzer in der Fernsehsendung Canzonissima in den sechziger und siebziger Jahren und arbeitete auch mit Garinei und Giovannini und Renato Rascal zusammen, die beiden anderen Brüder Franco und Gustavo waren beide exzellente Sänger. Ganz anders verlief die Karriere des Maestro Renato Cioni. Zunächst studierte er Musik am Konservatorium Luigi Cherubini in Florenz. 1956 gewann er den wichtigen Wettbewerb „Adriano Belli“ des Opernhauses Teatro lirico sperimentale von Spoleto, der in Zusammenarbeit mit der Römischen Oper organisiert worden war, und debütierte in der umbrischen Stadt als Edgardo in Lucia di Lammermoor. Im selben Jahr erschien er in einer Fernsehproduktion von Madama Butterfly neben Anna Moffo. Renato erreichte sehr schnell einen hohen Bekanntheitsgrad und wurde überall in Italien engagiert: Rom, Neapel, Palermo, Venedig, Genua, Triest, Bologna, Catania. Er begann auch im Ausland zu singen: in der Schweiz, in Spanien, Deutschland (namentlich auch Berlin/Deutsche Oper), Belgien, Frankreich.
Im Jahre 1959 debütiere er in den USA an der Akademie für Musik in Philadelphia, trat dann in der Carnegie Hall in New York auf in Le Duc d’Albe (darin auch in Spoleto) und an der San Francisco Opera in Lucia di Lammermoor. Am 4. März 1962 debütierte er an der Scala in der Rolle des Pinkerton, und 1964 nahm er an zwei historischen Vorstellungen teil: Tosca in Covent Garden an der Seite von Maria Callas und Tito Gobbi und La Traviata an der Scala mit Mirella Freni und danach Anna Moffo, mit Mario Sereni, dirigiert von Herbert von Karajan.
Andere Opern, in denen er auftrat, sind La Sonnambula, La Straniera, Lucrezia Borgia, Rigoletto, Un Ballo in Maschera, La Bohème, La Gioconda, Cavalleria Rusticana, Francesca da Rimini. Renato Cioni war auf der ganzen Welt auch bekannt wegen seiner Aufnahmen von Lucia di Lammermoor und Rigoletto mit der Sutherland, 1961 für die Decca aufgenommen. Für lange Zeit vergessen, ist er am 8. Dezember 2012 in der Show „The Winner Is…“ im italienischen Fernsehen aufgetreten. Die Trauerfeier fand Mittwoch, den 5. März, im Dom von Elba statt. Er war einer der wirklich großen Tenöre der Callas-Zeit, unglaublich vielseitig und mit einem wirklich schönen, leuchtenden Tenor beschenkt, auch einen wie ihn gibt es nicht wieder!
Stefan Lauter/Ingo Kern