Nie gehört. Anton Urspruch. Ich gestehe, eine Lücke, die Dank Naxos und Peter P. Pachl, dessen Siegfried-Wagner-Intitiative beim gleichen Label man kennt, geschlossen wird (und der das Projekt in aller Ausführlichkeit auf Operalounge vorstelltt). Urspruch, 1850 in Frankfurt geboren, wo er 1907 starb, bewegte sich in ähnlichen Kreise, wie der 19 Jahre jüngere Wagner-Sohn Siegfried. Er war einer der Lieblingsschüler von Liszt, unterrichtete am Hochschen Konservatorium, war Mitbegründer des Raff-Konservatorium und erwarb sich als Komponist und Kenner der Gregorianik, über die er sogar mit dem Papst konferierte, einen bedeutenden Ruf. Er schrieb zwei Opern. Eine davon ist Das Unmöglichste von Allem von 1897, deren etwas umständlicher Titel die genaue Übersetzung der Komödie von Lope de Vegas El mayor imposible ist, die sich Urspruch selbst als Libretto einrichtete. Die Königin und Roberto streiten sich: Für sie ist das „Unmöglichste von Allem“ eine Frau zu hüten, er ist anderer Ansicht, da er seine Schwester Diana mit Argusaugen bewacht. Nach einem abgekarteten Spiel zwischen der Königin und Lisardo, der Diana erobert, muss sich Roberto geschlagen geben.
Nach Rheintalers Das Kätchen von Heilbronn 2009 in Erfurt, Dietrichs Robin Hood zwei Jahre später ebendort und Peter Gasts Der Löwe von Venedig in diesem Jahr in Annaberg-Buchholz steht nach diversen Wiederentdeckungswellen vom Belcanto über Barock bis zur Entarteten Musik offenbar eine Renaissance der spätromantischen deutschen Oper an und füllt die Nische auf, die bislang Hänsel und Gretel und der Barbier von Bagdad besetzt hielten. Eltern brauchen noch keine Angst zu haben. das Märchen wird angesichts dieser Offensive gewiss nicht von den Weihnachtsspielplänen verschwinden. Aber Urspruchs komischer Dreiakter hat etwas. Er entwickelt etwas umständlich, aber penibel und auf eine Art und Weise, die den Text gut transportiert, die spanische Vorlage. Gleich das Vorspiel packt er in ein 12minütiges Ensemble, das direkt in die Handlung springt, Urspruch schreibt fassliche Arien und Duette, plustert sie tänzerisch auf und treibt die Ensemble tüchtig voran. Das Finale des zweiten Aktes ist in seiner gestisch-musikalischen Überkreuzung sicherlich ein großer Wurf, das des dritten Aktes versprüht einen fast falstaffschen Humor und Zauber. Zugegeben: manchmal könnte er sich ein bisschen konzentrieren. Aber alles im allem zeugt die Oper von bester Beherrschung des Handwerks. Ich fand es immer ein wenig schade, dass Lortzing nahezu völlig von den Bühnen verschwunden ist. Und so gerne ich mich für diese Komische Oper und den 2011 in Leverkusen entstandenen Mitschnitt begeistern würde: die Sänger machen es einem nicht leicht, bei der Stange zu bleiben. Am meisten mochte ich die Diana von Anne Wieben und die Zofe Celia von Caterina Maier, zwei quietschfidele Soubretten, die ihre Genre gut bedienen, und den kecken operettigen Spieltenor Matthias Grätzel als Lisardo. Israel Yinon wandelt erfolgreich auf den Spuren Mottls, der die Oper seinerzeit in Karlsruhe zur Uraufführung gebracht hatte.
Rolf Fath
Anton Urspruch: Das Unmöglichste vom Allem mit Rebecca Broberg (Die Königin), Robert Fendl (Roberto, Adeliger in ihren Diensten), Anne Wieben (Diana, seine Schwester), Caterina Maier (Celia, Dianas Zofe), Matthias Grätzel (Lisardo, Kanzler der Königin), Ralf Sauerbrey (Ramon, Lisardos Diener), laurent Martin (Pedrillo) u.a.; PPP Music Theatre Ensemble, München; Orchester des Sorbischen Nationalensembles; Leitung: Israel Yinon; 2 CD Naxos 8.660333-35