Nicht immer ist es zum Vorteil einer CD, wenn der aufgenommen habende Künstler sich zu ihr äußert, auch wenn sein Mitteilungsbedürfnis besonders dann verständlich ist, wenn er die Aufnahme selbst bezahlt hat. So verhält es sich auch bei Katharina Konradis Lied-CD mit Werken von Strauss, Mozart und Schubert mit dem Titel Liebende besonders mit Liedern, die nicht allzu bekannt sind, sieht man einmal vom populären Veilchen ab. Das Gespräch nicht nur mit der Sängerin, sondern auch mit ihrem vorzüglichen Pianisten Daniel Heide erweist sich aber als durchaus den Leser bereichernd, er weist auf das Silbrige in ihrem Sopran hin, sie begründet die Wahl der drei Komponisten damit, dass alle drei die Stimme zum Strahlen bringen, ihre Suche nach Schlichtheit und Ehrlichkeit im Lied belohnen.
Es beginnt mit dem Strauss-Lied Die erwachte Rose, das gleich mit dem ersten Ton an Sophie bei der Überreichung der silbernen Rose denken lässt, mit tatsächlich silbernem Klang, stets knospenhaft bleibend, wenn nicht ein Wort wie „Staunen“ die Stimme zu zartem Erblühen bringt. Außer der Schönheit des Timbres konstatiert der Hörer allerdings auch die konsonantenfeindliche Darbietung, das Verhuschte des Singens, das das Verfolgen des Textes mit dem Booklet unbedingt notwendig macht. Du meines Herzens Krönelein verlangt und bekommt einen wärmeren Klang, die Stimme blüht auf „erfreut“ auf, ein feiner Akzent wird bei „doch“ gesetzt. In Schlagende Herzen gibt es einen schönen Jubelton, beim wiederholten „kling-klang“ vermeint man eine Glocke zu hören. In Ich schwebe bewundert der Hörer die Reinheit der Stimme, erweist sich das Pianissimo in der Höhe als gut gestützt. Voll innerer Spannung trotz scheinbarer Monotonie präsentiert sich Leises Lied und keck bubenhaft und damit von einer ganz anderen Seite präsentiert sich die Sängerin in Hat gesagt.
Viele der Lieder haben nur wegen der ihnen zugedachten Musik überlebt, während der Text teilweise kaum noch goutierbar ist. Das gilt auch für Mozarts Abendempfindung, wo der Text durch das Unprätenziöse des Vortrags, durch die schlichte Getragenheit erträglich wird. Eine zarte, aber farben- und facettenreiche Stimme offenbart sich in Lied der Freiheit, kontrastreicher hätte man sich Zufriedenheit gewünscht, genau der richtige Ton wird für Warnung getroffen. Ideal sind Stimmmaterial und Vortrag für das berühmte Veilchen, dem die silberhelle Höhe ganz besonders gut tut. Der Sopran kann auch einen elegischen Klang annehmen wie in Lied der Trennung, die Ausgewogenheit zwischen Dramatik und Distanz wird dem Lied voll gerecht.
Schöne Bögen hat Katharina Konradi für Schuberts Luisens Antwort, zu verhuscht klingt allerdings das erste der beiden Lieder auf Texte von Marianne von Willemer, der Briefpartnerin Goethes. Da hat der Hörer nicht nur einen ganz anderen Frauen- und damit Stimmtyp in seiner Vorstellung, da erwartet er keine zarte Mädchen, sondern eine einfach üppigere Frauenstimme. Zauberhaft klingt die der Konradi in An die Nachtigall, und dramatischer kann sie werden, ohne die vokale Façon zu verlieren, wenn sie das Schicksal der Jungen Nonne nachzeichnet. Alles um Liebe, das den Schluss der CD bildet, beweist, wie variationsreich man das Wort „Liebe“ zu Gehör bringen kann. In ihrem Fach, dem des soprano leggero, berechtigt Katharina Konradi zu den schönsten Hoffnungen (3 new generation artists 8553171). Ingrid Wanja