Provinzielles Heimatdrama

 

Mit einer wunderbar atmosphärereichen Inszenierung von Rusalka, die eine Nachbildung einer der historischen Brücken der Stadt Bromberg in den Mittelpunkt gestellt hatte, konnte die Opera Nova der polnischen Stadt unlängst verzaubern, und nun geriet ausgerechnet zum 200. Geburtstag von Stanislaw Moniuszko dessen Nationaloper Halka 2019 zu einer Riesenenttäuschung. Eine billige Ausstattung (Bühne Diana Marszalek, Julia Skrzynecka) aus Massen von Goldpapier und zwei Ebenen für die beiden sozialen Schichten, stoffreiche, aber stillose Kostüme ( Paulina Czernek) eine nicht vorhandene Chorführung, stereotype Gestik und Mimik der Solisten (Regie Natalia Babinska), klischeestrotzende Ballettnummern (Iwona Pasinska) und ein an Kitsch nicht mehr zu überbietender Schluss in Form einer als die Seele von Halka mit Harfenklang ins Jenseits entschwebenden Ballerina (Angelika Wojciechowska) stellten zwar nicht das glücklich wirkende Publikum im Saal, wohl aber den häuslichen Betrachter vor eine arge Geduldsprobe. Und auch drei niedliche kleine Mädchen, die hin und wieder in Gesellschaft Halkas, ihr aber stets wieder entweichend, auftauchten, konnten nicht versöhnen, wirkten allzu sehr als der an den Blondhaaren herbeigezogene Versuch, letztendlich doch etwas Unerhörtes, noch nie Dagewesenes auf die Bühne zu bringen. Verdienstvoll ist zwar die Bereitstellung von deutschen Untertiteln, allerdings nicht solchen, die manchmal geradezu lächerlich sinnentstellend  an einer korrekten Übersetzung vorbeigehen.

Als nicht mehr und nicht weniger als solide erweist sich die musikalische Ausführung, so die des Orchesters unter Piotr Wajrak, und auch der Chor unter Henryk Wierzchon macht seine Sache gut. Für die von ihrem adligen Verführer verlassene Halka hätte man sich eine etwas jüngere Sängerin gewünscht als Jolanta Wagner, die reichlich nackte Schultern und Schenkel zeigt, aber wahrscheinlich hätte auch eine kleidsamere Perücke schon das Ihre getan. Der Sopran verfügt über eine tragfähige Mittellage, eine sichere Höhe mit leichten Schärfen und kann besonders in seiner Klage um das verlorene Kind berühren. Einen leichten Mezzo hat Dorota Sobczak für die adlige Rivalin Zofia. Mit durchdringendem Charaktertenor und sympathischer Bühnenpräsenz verkörpert Tadeusz Szlenkier den treuen Jontek, während Lukasz Golinski überzeugend das Hin- und Hergerissensein zwischen Geliebter und Braut darstellt, seinen Bariton aber nicht immer frei strömen lassen kann, auch wenn die Tiefe auffallend präsent ist. Schneidend und durchdringend lässt Szymon Rona den Dudelsackspfeifer zu Wort kommen, weitere tiefe Stimmen sind mit Jacek Greszta als Vater des Bräutigams und Lukasz Jakubczak als Dziemba vertreten. Als Ensembleleistung eines mittelgroßen Theaters kann sich also diese Produktion zwar nicht sehen, aber durchaus hören lassen. Um die Oper kennen zu lernen, dürften hochkarätigere Aufführungen geeigneter sein (Dux 8331). Ingrid Wanja    

 

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