Sechs Aufnahmen von Gluck-Opern hat Orfeo in den Jahren 1964 bis 1990 herausgebracht, teilweise in bizarrer, teilweise in spektakulärer und manchmal in einer Besetzung, die beide Attribute miteinander vereint. Die Highlights aus diesen sind nun als Gluck- Opera Gala auf zwei CDs vereint (im Vertrieb von Naxos)..
So bestellt ist es um die Alceste, in der zwei absolute Weltstars miteinander vereinigt sind, die so gar nicht zueinander passen wollen, wobei jeder in seiner Art eine Ausnahmeerscheinung ist. Jessye Norman singt ein dunkel loderndes „Divinetes du Styx“ die Unterwelt erschütternd, mit hochpräsenten Pianissimi, Chor und Orchester des Bayerischen Rundfunks unter Serge Baudo unterstützen sie dabei und zeigen Qualitäten, die dem Orchester in anderen Aufnahmen abgehen. Die französische Sprache sorgt für edle Prägnanz (andere Aufnahmen sind auf Italienisch), Nicolai Gedda ist stilsicher wie immer und elegant. Luxuriöser geht es eigentlich nicht, und doch scheint im Duett und insgesamt kein Feeling zwischen den beiden Stars zu entstehen, was man natürlich besonders im Duett bedauernd bemerkt, wenn ein kostbar üppiges, höchst persönliches und ein eher anonymes Timbre aufeinander stoßen.
Es geht weiter mit Iphigenie en Tauride und der Kombination Franco Bonisolli und Dietrich Fischer-Dieskau, die schon eher verzeihlich ist, da sie kein Paar, sondern einander in Gegnerschaft verbundene personaggi zusammenführt. Zwischen beiden steht Pilar Lorengar in der Titelpartie mit 1982 bereits unkontrolliertem Vibrato. Der italienische Tenor ist sein stimmprotzendes, sich keinen Deut um stilistische Feinheiten kümmerndes Selbst, der deutsche Bariton verbindet Noblesse mit gelegentlichem, rollengerechtem Auftrumpfen. Fast wie ein Tenor klingt Walton Grönroos als Oreste. Lamberto Gardelli kann mit dem gleichen Orchester wie dem der Alceste nicht Gleichwertiges erreichen. Die letzten beiden Tracks bringen Ausschnitte aus Le Cinesi mit einem sanftstimmigen Thomas Moser als Silango.
Die älteste Aufnahme ist die von Orfeo ed Euridice aus dem Jahre 1964. Da hatte Dietrich Fischer- Dieskau längst eine deutsche Version eingespielt, die damals bei der Examensvorbereitung in den knapp bemessenen Pausen besonders mit „So klag‘ ich ihren Tod“ und „Welch reiner Himmel deckt diesen Ort“ der Rezensentin ein willkommener Trost und eine Aufmunterung und immer wieder mit Andacht gehört war. Hier nun klingt die Stimme sehr dunkel, betört mit drei unterschiedlichen „Euridice“, zu der mit der von Elisabeth Söderström eine füllig farbige Sopranstimme mit rührenden Piani gehört. Das berühmte und allzu bekannte „Che farò senza Euridice“ zeigt die hohe Kunst des mezza-voce-Singens, der feinen Crescendi und einen Gestaltungswillen, der noch mehr in der deutschen Fassung überzeugte. Ein frischer Amor ist Ruth-Margret Pütz. Ferdinand Leitner dirigiert die Capella Coloniensis.
Statt eines empfindsam Liebenden tritt uns Franco Bonisolli im italienischen Paride ed Elena vor allem als um Stimmvergrößerung, wenig disziplinierter Paride entgegen, den ein italienischer Kritiker in diesem Zusammenhang „un bulletto di pereferia“ betitelte. Ihm steht im Vergleich dazu eine recht piepsig, aber wesentlich kultivierter wirkende Elena mit Ileana Cotrubas gegenüber, Sylvia Greenberg fehlt das Maliziöse des Amore, aber sie singt nette Verzierungen, als Pallas kann Gabriele Fontana Temperament entfalten. Lothar Zagrosek und das ORF Symphonie Orchester hätten eine homogenere Besetzung verdient.
Zum Schluss wird es noch einmal komisch mit Les Pélerins de la Mecque und einem ungewohnt wattig klingenden Jan- Hendrick Rootering und einigen Ensembleszenen unter Leopold Hager und dem Münchner Rundfunkorchester (OrfeoMP2001 (Weitere Information zu den CDs/DVDs im Fachhandel, bei allen relevanten Versendern und bei www.naxosdirekt.de.). Ingrid Wanja