Ursel Herrmann, am 19. Jänner 1943 im heute polnischen Rynsk (seinerzeit Rheinsberg) geboren, wuchs in der Deutschen Demokratischen Republik auf und studierte an der Freien Universität Berlin, bevor sie zwischen 1980 und 1984 als Dramaturgin am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg engagiert wurde. Während dieser Zeit arbeitete sie auch an der Ausstellung Inszenierte Räume, die im Hamburger Kunstverein gezeigt wurde. Seit 1982 war sie an der Seite ihres Ehemanns Karl-Ernst Herrmann (1936-2018) die weibliche Hälfte eines Regieteams, das Mozarts La clemenza di Tito als Debütprojekt im Théâtre de la Monnaie in Brüssel inszenierte und später für dasselbe Opernhaus La finta giardiniera und Die Entführung aus dem Serail auf die Bühne brachte, die auch bei den Wiener Festspielen vorgestellt wurden. Ihre Brüsseler La traviata wurde später in Düsseldorf und ihre Zauberflöte bei der Salzburger Mozartwoche 1991 wiederbelebt. Von 1992 bis 2001 zählten die Herrmanns zu den wichtigsten Regisseuren der Salzburger Festspiele der Mortier-Ära und schufen fünf neue Produktionen: La clemenza di Tito (1992), La finta giardiniera (1992), die Mozart-basierte Szenenfolge Ombra felice (1994), Les Boréades (1999) und Idomeneo (2000). Mit Ferdinand Raimunds Der Bauer als Millionär nahmen sie bei den Wiener Festspielen 1996 an ihrer ersten nichtmusikalischen Zusammenarbeit teil. Zuvor hatten die Herrmanns zwei Händel-Opern aufgeführt, Semele für die Berliner Staatsoper Unter den Linden und die Innsbrucker Festspiele für Alte Musik sowie Giulio Cesare an der Niederländischen Oper in Amsterdam. Von 1994 bis 2002 unterrichteten Ursel und Karl-Ernst Herrmann auch Bühnen- und Kostümdesign an der Akademie der bildenden Künste in München. Im Nationaltheater inszenierte sie mit großem Erfolg Mozarts Opern La clemenza di Tito (2006) und La finta giardiniera (2008). Ursel Herrmann starb am 27. September 2020 im Alter von 77 Jahren in Berlin. (Quelle Narodni Divadlo Prag/ Übersetzung Daniel Hauser)