Seinen 100. Geburtstag konnte Angelo Lo Forese am 27.3. 2020 in der Casa di Riposo per Musicisti in Mailand, wohin er mit 96 Jahren gezogen war, noch feiern: Angelo Lo Forese, oft auch Loforese, der nun am 14.5. 2020 gestorben ist. „Il tenore con la valigia sotto il letto“ („Der Tenor mit dem reisebereiten Koffer unter dem Bett“) heißt ein biographischer Roman, den Domenico Giulio ihm nach vielen Interviews, allerdings in der dritten Person geschrieben, widmete. Zur Feier seines 60jährigen Bühnenjubiläums hatte er noch „Di quella pira“ mit beiden hohen Cs gesungen, auf You tube lässt es sich überprüfen.
Zum Gesang gefunden hatte der Mailänder im Kirchenchor von St. Giuseppe in seiner Heimatstadt, mit 18 Jahren begann er das Musikstudium, seine erste Lehrerin war Anna Degiachelli, eine russische Prinzessin, die nach der Revolution nach Italien geflohen war. Ein weiterer Lehrer, Primo Montanari, hielt ihn für einen Bariton, vorübergehend nahm er auch Unterricht bei Aureliano Pertile, 1943 floh er aus dem Milltärdienst in die Schweiz, aus der er nach Kriegsende nach Italien zurückkehrte.
Lo Forese debütierte 1948 als Silvio in den Pagliacci, aber bereits 1950 entschloss er sich unter dem Einfluss von Emilio Ghirardini, ins Tenorfach zu wechseln, was ihm innerhalb von nur sechs Monaten gelang. Diesem Lehrer verdankte er auch zwei Weisheiten, die seine lange Karrire bestimmten: „Canta davanti ai denti“ und „ Impara a non fare fatica“. „Singe vor den Zähnen“ und „Lerne, dich nie zu überanstrengen.“ In Casablanca sang er mit dem Manrico seine erste Tenorpartie. In dieser Vorstellung fand gleichzeitig der Bühnenabschied von Carla Castellani statt.
Im Verlauf seiner Karriere sang Lo Forese mehr als 80 Partien, oft war er der Einspringer vom Dienst, worauf auch der Titel des ihm gewidmeten Romans hinweist. Einmal rief ihn die Scala um 13 Uhr an, weil er als Calaf für Franco Corelli einspringen sollte- was er natürlich tat.
Nach seiner aktiven Karriere widmete sich Angelo Lo Forese der Lehrtätigkeit. Der wichtigste Ratschlag, den er seinen Schülern gab, war der, stets sie selbst zu bleiben („Essere se stessi“)
Aufnahmen gibt es von seiner Karriere als Tenor in den Pagliacci aus Faenza, Medea von 1971 aus Mantua, als Don Carlo aus Florenz von 1956 und als Zandonais Romeo von 1961 aus San Remo. Sein Repertoire reichte von Nemorino bis Otello, auch in zeitgenössischen Opern war er oft zu hören. Das Buch über ihn ist auch in deutscher Sprache noch zu erwerben. Ingrid Wanja