Wenn in meiner Hinterhofwohnung ferner Studententage in Berlin-Moabit (Ofenheizung und Außentoilette) die Plattenpakete aus den USA (Sam Goodies!) kamen, saßen wir Musik-Freunde (die sich Inhalt und Porto teilten) aufgeregt um meinen einzigen festen Tisch und ergingen uns in ekstatischer Vorfreude an diesem spezifischen LP-Geruch, den nur noch wir Ältere kennen – es roch nach Lager und nach typisch amerikanischem Verpackungsmaterial. Eine der ersten Lieferungen waren zwei Vox-LP-Boxen mit Monteverdis Ritorno d´ Ulisse in Patria und L´Incoronazzione di Poppea unter Rudolf Ewerhart, der seine Münsteraner Kräfte zur ersten Gesamtaufnahme der jeweiligen Titel anführte. Und da sang Eduard Wollitz! Seine herrliche, kraftvolle und doch geschmeidige Bass-Stimme beeindruckte mich sehr, sowohl als Nettuno/Freier wie auch als Seneca – was für eine gut geführtes Organ, welche Farbe und was für ein sonorer Umfang. Später erlebte ich ihn oftmals in Wiesbaden, mit Gewinn bei Wagner, Strauss & Co. Und auf zahlreichen Rundfunk-, Studio- und Live-Aufnahmen ist er zu erleben: eine der besten deutschen Bass-Stimmen, die ich kenne. Nun ist er am 28. Oktober 2018 bewundernswerte 90 Jahre geworden! Unser Glückwunsch und Dank für die vielen schönen Stunden, die er mir (und vielen anderen) bereitet hat. G. H.
Nachfolgend wieder einmal ein Auszuig aus dem wie stets unersetzlichen Kutsch/Riemens: Wollitz, Eduard, Baß, * 28.10.1928 Hamburg; bereits mit neun Jahren erhielt er Geigen- und Klavierunterricht, dann Chorknabe an St. Michaelis in Hamburg. Seit 1946 Kapellmeisterstudium an der Hamburger Musikhochschule, seit 1948 Gesangsausbildung durch Frau Bertha Dammann in Hamburg. Er trat gelegentlich in Konzertveranstaltungen auf, betätigte sich aber zunächst als Chorleiter, Liedbegleiter und Repetitor. 1952 begann er seine Bühnenlaufbahn am Landestheater von Darmstadt. Über das Stadttheater von Heidelberg kam er an das Opernhaus von Wuppertal und wirkte dann 1963-65 am Opernhaus Zürich. Seit 1966 erster seriöser Baß am Staatstheater von Wiesbaden. Hier wie bei seinen zahlreichen Gastspielen sang er als Hauptpartien den Gurnemanz im »Parsifal«, den König Marke im »Tristan«, den Daland im »Fliegenden Holländer«, den Landgrafen im »Tannhäuser«, den Sarastro in der »Zauberflöte«, den Ochs im »Rosenkavalier«, den La Roche im »Capriccio« von R. Strauss und den Rocco im »Fidelio«. Neben seinem Wirken auf der Bühne stand eine zweite ebenso bedeutende Karriere als Konzert- und namentlich als Oratoriensänger. Gastspiele und Konzerte in den deutschen Großstädten, in Amsterdam, Paris, Bordeaux, Lyon, Straßburg, Genf, Wien, Warschau, Rom, Venedig, Neapel, Turin, Barcelona, Ko penhagen, Stockholm, Teheran, Portland (USA) und Los Angeles. Er wirkte bei den Festspielen von Wiesbaden, bei den Händel-Festspielen Göttingen, beim Maggio musicale Florenz, bei den Festwochen von Zürich und den Bach-Festwochen von Ansbach mit. Rundfunksendungen über viele deutsche und westeuropäische Sender, Auftritte im deutschen, französischen, Schweizer und dänischen Fernsehen. Seit 1974 neben seinem Engagement in Wiesbaden Professor für Gesang im Fachbereich Musikerziehung an der Universität Mainz.
Schallplatten: Vox (»L’Incoronazione di Poppea« und »Il ritorno d’Ulisse in patria« von Monteverdi, »Elias« von Mendelssohn, Requiemmessen von Verdi und Mozart), Cantate (Bach-Kantaten), Opus (Cäcilienmesse von Cherubini). [Lexikon: Wollitz, Eduard. Großes Sängerlexikon, S. 26170 (vgl. Sängerlex. Bd. 5, S. 3760) (c) Verlag K.G. Saur] (Fotos oben Bach-Cantatas)