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Angesichts der bizarren Drohungen des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan gegen Griechenland und seines Anspruches auf bestimmte griechische Inseln, angesichts der berechtigten alten Feindschaft der Griechen und Türken (wegen der unter großen Opfern errungenen Freiheit von den Türken/ Osmanen erst im 19. Jahrhundert und auch wegen der skandalösen und von der internationalen Gemeinschaft kaum geahndeten Besatzung von Süd-Zypern) und angesichts der mürrisch gezahlten Milliarden-Leistungen für Griechenland seitens der EU mag man vergessen, was für ein Kulturland die EU retten wollte: nicht nur einen Verwalter der antiken Trümmer, sondern eben auch eine Gesellschaft, die sich als eigener Staat (mit zum Teil erzwungener und nicht uneigennütziger Hilfe des Westens) erst im 19. Jahrhundert etablierte und nach einer so wechselvollen Okkupation durch Fremdmächte (Osmanen) Identität und den Anschluss an Westeuropa suchte – in politischer wie kultureller Hinsicht.
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Kaum bekannt ist die Operngeschichte des Landes, das sich nach der Befreiung von den Türken Mitte des 19. Jahrhunderts zumindest in der Oberschicht akut am Westen zu orientieren versuchte, vor allem in musikalischer und literarischer Hinsicht – erst an Italien, dann Deutschland und Frankreich (bemerkenswerter Weise ist die Popmusik dort nach wie vor orientalisch beeinflusst). In der Vergangenheit haben wir bereits einige Opern von Samara und Carrer vorgestellt, dessen Marathon-Salamis erst 2003! unter Byron Fidetzis an der Athener Oper Premiere in moderner Zeit hatte, ebenfalls eine Befreiungsoper. Aber als seine bedeutendste Oper gilt Markos Botsaris von 1858. Die Zahl 8 spielt eine weitere Rolle: 1828 gelang die Befreiung Griechenlands von den Türken….. Der undendlich scheinende Kampf der Kurden um eine eigene Identität drängt sich hier ins Bewusstsein…
Pavlas Carrer (oder westlich auch: Paolo Carrer, der stets auf seinem griechischen Namen bestand) war einer jener ausländischen Komponisten, an denen das Italien der Verdi-Zeit so reich war. Sie alle erhielten ihre musikalische Formierung meist in Mailand und gingen dann – nach beträchtlichen Erfolgen in Italien – in ihre Heimatländer zurück, wo sie umjubelte Nationalkomponisten wurden. Wie seine Kollegen Gomes (Fosca), Montero (Virginia), Zaijc (Amelia) oder sein etwas späterer Landsmann Samara (La Martire) wurde auch Carrer (um beim italienischen Namen angesichts seiner italienischsprachigen Opern zu bleiben) – nach einer Kindheit auf Korfu und in England und nach einem ersten Musikstudium bei Cricca und Mirangini auf seiner Heimatinsel Zakynthos – ebendort ausgebildet, denn 1850 übersiedelte er aus dem erst 1821 gegen die Türken revoltierenden Griechenland nach Italien und erlernte im Musikzentrum Mailand bei Bosserone, Tassistri und Winter sein Handwerk. Seine ersten Opern wurden in der Folgezeit mit Glanz am Teatro Carcano aufgeführt (so Dante e Beatrice 1852, lsabella d’Aspeno 1853 und La Rediviva 1854).
Bereits 1857 kehrte Carrer nach Zakynthos zurück, wo er die beiden letztgenannten Werke aufführen konnte. In beiden Fällen sang die Sopranistin lsavella (sic) Yara die Hauptrolle, und Carrer heirate sie kurz darauf (was sich auf die Sopranlastigkeit seiner weiteren Opern auswirkte). 1858 wurden erstmals Auszüge seiner gegen die ehemalige türkische Herrschaft gerichteten Oper Marcos Botsaris in Athen in Anwesenheit des Königs (der von den westlichen Siegermächten eingesetzte deutsche Otto) gegeben. Das ganze Werk zu spielen bereitete Probleme, weil die ionischen Inseln (Zakynthos war der Heimatort Carrers) nach der Vertreibung der Türken unter britischer Herrschaft standen, während Festland-Griechenland bereits unabhängig war und das Thema der Oper Marcos Botsaris ein mühsam unterdrücktes, pangriechisches Vereinigungsverlangen anstachelte, das politisch nicht opportun schien und Griechenlands Position gegenüber den Weltmächten problematisch machte. Noch 1861, als in Patras eine komplette erste Aufführung zustande kam, gab es Unruhen im Publikum, als im 1. Akt das interpolierte Freiheitslied „O yero Demos“ erklang und weitere Aufführungen darauf untersagt wurden – Oper als Ausdruck politischen Volkswillens lässt an Verdi und Auber denken.
Zwischen Verdi und dem Verismo – die Musik: Carrer muss als eine der großen Pionierfiguren in der Geschichte der abendländischen (i. e. westlich orientierten) Musik in Griechenland nach der abgeschüttelten Unterdrückung durch die Ottomanen gelten. Er war dort vor seinem späteren Kollegen Samara vielleicht der am meisten gespielte griechische Komponist im 19. Jahrhundert. Er gilt zudem als einer der wichtigsten Vertreter der ionischen (d. h. nicht dem Festland zugehörigen) Schule Griechenlands, der er sich mit seinen Opern über bedeutende Persönlichkeiten der griechischen Geschichte und in seiner Wendung gegen die türkische Unterdrückung widmete. Trotz seiner sehr kurzen Ausbildungszeit in Italien, aber doch auch durch seine vorausgehende Formierung in italienischer Idiomatik, erinnert sein Stil sehr an die Sprache eines frühen Verdi, wenngleich seine Opern große Ähnlichkeiten zu Bellini (Norma vor allem) und Donizetti aufweisen. Dabei zeigt seine Musik nicht wirklich die sonst für diese Exil-Komponisten typische „Ponchielli“-Sprache eines allgemeinen parallel-verdianischen Idioms. Sie ist sehr reichhaltig an Cabaletten, plötzlichen Stimmungsumschwüngen, an Chorpassagen, die mit fast reißerischen Momente an den Trovatore oder Attila erinnern, an langen, hervorragend aufgebauten Solo-Auftritten mit dankbaren und außerordentlich belkantesken Ausformungen, ohne in wirklich konservativen Ziergesang münden. George Leotsakos schreibt im Opera Groves von einer „spontan eingefangenen“ Melodie mit Blick auf enorme Bühnenwirksamkeit, üppig und flüssig in ihrem Effekt und von direkter dramatischer Zielrichtung .
Carrers Begabung lag in der Tat eher im Erfassen von Atmosphäre statt in der Ausbreitung des Dramas – das schlägt sich in großen Tableaus und kontemplativen Soloszenen nieder, die hinter dem Voranschreiten der dramatischen Handlung zurückbleiben. Der Dirigent und eigentliche Pionier bei der Wiederentdeckung der griechischen Oper heute, Byron Fidetzis, der die Opern von Samara, Carrer und anderen im Westen kaum bekannten Komponisten Griechenlands mit entscheidenden Aufführungen/Aufnahmen wiederbelebt, versucht sogar, etwas spezifisch „Griechisches“ in diesen Werken zu beschreiben. Bei Carrer spricht er von der Einbindung folkloristischer Lieder und Elemente, von einer bewussten Hinwendung zu einer neuen „griechischen Ästhetik“ der klassischen Musik, von spezifischen diatonischen und modal orientierten Strukturen dieser Musik, die viele Elemente der deutschen (!), russischen und nachfolgenden französischen Musik reflektiert und damit auf spätere, heutige Komponisten wie Kalomiris (Mutters Ring) weisen. Im Falle von Carrer muß zudem berücksichtigt werden, dass er ein außerordentlich abgeschiedenes Leben auf seiner Insel Zakynthos führte, also fast ohne Außeneinwirkungen das einmal Gelernte der ständigen Suche nach Ausdruck für neue Kompositionen unterzog . Er schrieb im weiteren Verlauf nach Marcos Botsaris (Athen 1858/ Patras 1861), Frossini (1879 Patras), Fior di Maria ovvero i Misteri di Parigi nach Sué (Korfu, 1868), Maria Antonietta (Zakynthos 1884), Despo (Patras 1882/Lyra CD), Marathon-Salamis (Salamis 1886, unaufgeführt und erst 2003 in Athen premiert, dazu auch unseren Artikel in der Rubrik Die vergessene Oper) sowie O konte Spourghitis (Athen 1888).
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Die Oper: Byron Fidetzis schreibt dazu: „Die Oper von Karrer, Markos Botsaris, wurde um 1858 komponíert und am 18. (30.) April 1861 in Patras uraufgeführt im italienischen Original. Leider sind Partitur und der originale Klavierauszug verschollen, und nur ein miserabler Klavierauszug in einer schreckliche griechische Übersetzung ist erhalten mit allerdings genügenden Informationen über die Instrumentation. Ich habe die Oper, diesen Informationen folgend, wieder instrumentiert und die Uebersetzung möglichst verbessert. Resultat ist die Aufführung von 29/4/15 mit dem Radioorchester Athen und University Choir.“
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Der tragische Titelheld Markos Botsaris (um 1788-1823) war ein griechischer General, Held des Griechischen Unabhängigkeitskrieges und Hauptmann der Soulioten. Er gehört zu den am meisten verehrten Nationalhelden in Griechenland. Botsaris wurde in einen der führenden Clans der Soulioten in der Region Souli, Epirus, geboren. Er war der zweite Sohn des Hauptmannes Kitsos Botsaris, der 1809 in Arta auf Befehl von Ali Pascha ermordet wurde. Der Botsaris-Clan kam aus dem Dorf Dragani (heute Ambelia) nahe Paramythia. Nach der Einnahme von Souli durch Ali Pascha im Jahre 1803 zogen sich Botsaris und die verbliebenen Soulioten auf die Ionischen Inseln zurück, wo er elf Jahre lang im Souliotenregiment der französischen Armee diente und einer der Regimentsoffiziere wurde.
1814 schloss er sich der griechischen patriotischen Gesellschaft namens Filiki Eteria an. 1820 kehrte er mit anderen Soulioten nach Epirus zurück und kämpfte während der Belagerung von Ioannina in der osmanischen Armee gegen Ali Pascha. Bald aber wechselten die Soulioten die Seiten und kämpften fortan mit den Truppen Ali Paschas gegen die Osmanen, wofür sie ihre ehemalige Region Souli zurückerhielten.
1821 nahm Botsaris an der Revolution gegen das Osmanische Reich teil. Er und andere Soulioten-Hauptleute, darunter Kitsos Tzavelas, Notis Botsaris, Lampros Veikos und Giotis Danglis, nahmen nur souliotische Mitstreiter in ihren Reihen auf. Beim Ausbruch des Griechischen Unabhängigkeitskrieges zeichnete er sich durch Mut, Hartnäckigkeit und Können als Partisanenführer bei den Kämpfen in Westgriechenland aus und trat bei der Verteidigung von Messolonghi während der ersten Belagerung der Stadt (1822/23) auffällig in Erscheinung.
In der Nacht des 21. August 1823 führte er einen gefeierten Angriff von 350 Soulioten auf Karpenisi, wo etwa 3.000 osmanisch-albanische Truppen die Vorhut der Belagerungsarmee von Mustafa Pascha, dem Pascha von Shkodra (das moderne Nordalbanien), bildeten. Dort gelang es ihm, die Belagerten neu anzuspornen. Botsaris‘ Männer überfielen das gegnerische Lager und verursachten schwere Verluste, doch wurde Botsaris selbst von einer Kugel in den Kopf getroffen und getötet. Er wurde mit zahlreichen Ehren in Messolonghi bestattet. Nachdem die Osmanen die Stadt 1826 erobern konnten, wurde sein Grab von ihren Truppen geschändet.
Viele seiner Familienmitglieder wurden zu Schlüsselfiguren des griechischen politischen Establishments. Markos‘ Bruder Kostas (Konstantinos), der ebenfalls bei Karpenisi kämpfte und den Sieg vollendete, wurde später zu einem angesehenen griechischen General und Parlamentarier im Königreich Griechenland. Er starb am 13. November 1853 in Athen. Markos‘ Sohn Dimitrios Botsaris, geboren 1813, war dreimal Minister unter den Königen Otto und Georg I. von Griechenland. Er starb am 17. August 1870 in Athen. Seine Tochter Katerina „Rosa“ Botsari stand in den Diensten von Königin Amalia von Griechenland. Evangelos Zappas, der berühmte Wohltäter und Begründer der modernen Olympischen Spiele, war Adjutant und enger Freund von Markos Botsaris.
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Viele Philhellenen, die Griechenland besuchten, bewunderten Botsaris‘ Mut und zahllose Poeten schrieben Gedichte über ihn. Der amerikanische Dichter Fitz-Greene Halleck schrieb ein Gedicht mit dem Titel Marco Bozzaris. Juste Olivier schrieb 1825 ebenfalls ein preisgekröntes Gedicht. Der griechische Nationalpoet Dionysios Solomos verfasste ein Gedicht mit dem Titel Über Markos Botsaris, in welchem er die Trauer über Botsaris‘ Dahinscheiden mit den Wehklagen Hektors vergleicht, wie es im letzten Buch der Ilias beschrieben ist. Seine Erinnerung wird nach wie vor in populären griechischen Balladen hochgehalten.
Botsaris gilt weiterhin als der Autor eines griechisch-albanischen Lexikons, das 1809 auf Drängen von François Pouqueville, Napoleons Generalkonsul am Hofe Ali Paschas in Ioannina, auf Korfu geschrieben wurde. Dieses Wörterbuch ist für die Kenntnis des ausgestorbenen Souliotendialekts von Bedeutung. Obgleich das Buch als Botsaris-Wörterbuch bekannt ist, hat der Gelehrte Xhevat Lloshi in mehreren Werken argumentiert, dass Botsaris dieses Wörterbuch wahrscheinlich nicht selbst geschrieben hat, zum einen aufgrund seines jugendlichen Alters, zum anderen aufgrund einer Notiz Pouquevilles, die besagt, das Lexikon sei auf Anregung von Markos‘ Vater, Onkel und zukünftigem Schwiegervater entworfen worden.
In der griechischen Musik komponierte der zakynthische Komponist Pavlos Carrer im Jahre 1858 zu seinen Ehren die Oper Marco Bozzari. Im selben Jahr wurden Auszüge dieser Oper in Anwesenheit König Ottos in Athen aufgeführt. Außerdem gibt es mehrere Botsaris gewidmete Volkslieder, etwa einen Tsamikos aus Zentralgriechenland namens Lied des Markos Botsaris sowie von der griechischen Minderheit in Südalbanien (Nordepirus). Populäre Dramen und Schulspiele wurden kurz nach seinem Tode geschrieben.
Botsaris wurde zwischen 1976 und 2001 auf der Rückseite der 50-Lepta-Münze abgebildet. Als einer der Nationalhelden des griechischen Pantheons schmückt sein Antlitz oftmals griechische Klassenzimmer, Regierungsbüros und Kasernen.
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Inhalt und Aufbau der Oper: 1.Akt: Vorspiel. Dörfliche Szene in den Ruinen von St. Georg, nahe Botsaris‘ Haus in Kalavryta: Griechische Partisanen, genannt Klephten (meint Briganten, eine Spezialeinheit, welche die Osmanen bekämpfte), und junge Männer vor Ort besingen die Notwendigkeit, die Türken zu bekämpfen und versichern sich selbst, dass ihnen das Kreuz Jesu dabei helfen werde. Canzonetta: Markos mit Chor. Markos erzählt von seinem Leben – dies ist der einzige Teil der Oper, der immer auf Griechisch gesungen wurde; das Lied „O gero Demos“ machte den Komponisten berühmt und wurde oftmals als Nationalhymne angesehen; selbst heute ist es so bekannt, dass es viele für ein Volkslied halten, und es war ebenfalls dieses sehr patriotische Lied, das erste Pläne für eine Premiere im Jahre 1858 verhinderte, da die Briten, die die griechischen Inseln besetzt hatte, die Türken nicht provozieren wollten. Markos und Chor: Die Klephten fragen Markos, warum er so traurig sei, doch in diesem Moment trifft eine Botschaft des Erzbischofs Germanos ein, dass die Revolution gegen die Osmanen begonnen habe. Alle müssen sich in Kalavryta versammeln. Sofias Arie: Sie sucht nach Botsaris in seinem Haus und spricht zu seiner Frau. Sie spricht vom Massaker in Konstantinopel und schwört Rache, begleitet vom Chor. Szene des Erzbischofs Germanos: Rezitativ und Gebet. Die Priester berichten von der Tragödie Griechenlands unter osmanischer Herrschaft und beten für Freiheit. Finale I: Marsch und Eid der Soldaten und des Volkes für die Freiheit. Germanos nimmt ihren Eid auf das Kreuz ab, bis zum Tod für die Revolution und die Befreiung von der osmanischen Herrschaft zu kämpfen.
2. Akt: Im türkischen Lager in der Nähe von Messolonghi. General Mustafa Pascha erzählt von der Revolte des Ali Pascha von Ioannina und seinem Tod. Gleichzeitig ist er Opfer seines schlechten Gewissens, wenn er an Sofia denkt, die er betrogen und zurückgelassen hat. Er bedauert auch, dass er seine Religion aufgegeben hat und Türke wurde, um Karriere als Janitschar zu machen. Ein Klagelied einiger Derwische ist zu hören. Hussein Bey informiert ihn, dass die Soldaten einen Spion gefangen haben. Mustafa hofft, dass er von diesem Spion Informationen über die griechischen Stellungen in der von den Türken belagerten Stadt Messolonghi gewinnen kann. Dann betritt er die Moschee zum Gebet. Sofias Kavatine: Der griechische Spion ist niemand anders als Sofia in Männerverkleidung. Während sie auf die Rückkehr von Mustafa Pascha wartet, erkennt sie einen Ring in der Nähe – es ist genau derselbe Ring, den ihr der Christ Milos vor vielen Jahren als Zeichen seiner Liebe geschenkt hat. Sie denkt, dass Mustafa der Mörder von Milos und ihrer Eltern ist. Trompeten sind aus der Ferne zu hören. Sofia ist in Aufruhr: Jesus ist mit mir, Gott hilft mir – Freiheit für Griechenland. Duett Sofia-Mustafa: Als Sofia Mustafas Stimme außerhalb des Zeltes hört, realisiert sie, dass er Milos ist. Sie konfrontiert ihn und prangert ihn an: Du bist ein Verräter an deiner Religion und an deinem Vaterland. Mustafa gibt seine Apostasie zu. Hussein kommt herein und meldet ihm, dass ein Bote von Markos Botsaris eingetroffen sei. Mustafa sagt zu Sofia, dass ihre einzige Möglichkeit zu überleben diejenige sei, mit dem griechischen Boten nach Messolonghi zurückzukehren. Aber der Gesandte ist niemand anders als Markos selbst, verkleidet als einfacher Soldat. Er offenbart Sofia gegenüber seine Identität und lädt Mustafa offiziell zu Verhandlungen und einem Friedensvertrag ins griechischen Lager ein. Mustafa stimmt zu und Markos geht mit Sofia. Während sie ihre Pferde besteigen, schreit Markos triumphierend, wer er ist, und sie stürmen davon.
3. Akt: An der Küste nahe Vasiladi. Es ist Nacht, Mondschein. Die Klephten singen von ihrer Hoffnung nach Freiheit. Duett Markos-Mustafa: Markos denkt über den bevorstehenden Frieden nach, dann fragt ihn Mustafa, warum er verkleidet ins türkische Lager gekommen sei. Markos erwidert, dass er Sofia habe retten wollen, von der er wusste, dass sie bei den Türken sei. Mustafa erkennt, dass Markos nichts über seine Vergangenheit und seine Affäre mit Sofia weiß. Er schlägt Markos vor, Muslim und Türke zu werden, Wesir sogar. Dies wäre die Bedingung, den Friedensvertrag zu unterzeichnen. Markos lehnt vehement ab. Finale III: Alle laufen weiter und Sofia tadelt Mustafa als Abtrünnigen. Jeder Anwesende verurteilt Mustafa alias Milos, der verschämt und gebrochen abgeht.
3. Akt: Intermezzo. Der heroische Tod des Markos Botsaris.. Chysi singt ein Wiegenlied. Trio Chrysi, Markos, Germanos: Markos sagt Lebewohl zu seinen Männern und zu seiner Familie. Die Soulioten singen ein Klagelied. Finale IV: Die Griechen bereiten einen Durchbruch aus der belagerten Stadt in einer nächtlichen Attacke vor, um ihre Frauen und Kinder zu retten. Obwohl sie in der Schlacht triumphieren, wird Markos verwundet und stirbt. Das Volk huldigt seinem Helden. Byron Fidetzis/G. H.
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Ein italienisches Libretto gibt es in der Staatsbibliothek München zum Downloaden, ein musikalisches Dokument von der Athener konzertanten Aufführung von 2015 unter Byron Fidetzis, dem ich hier noch einmal ganz ausführlich danken möchte, kursiert nur Sammlern. Bei youtube finden sich vereinzele kurze Dokumente zur Oper, von Carrer wie auch Samara u. a. auch vollständige Opern aus der ehemaligen Lyra-CD-Edition. Und als Sensation nun auch Samars Lionella konzertant aus Athen 2023 ebenfalls unter Byron Fidetzis und ebenfalls bei youtube. Angekündigt ist für 2024 Samaras vollständige Oper Medgé.
Inzwischen sind aus 2023 zwei vollständige Konzertmitschnitte des Markos Botsarisbei youtube erschienen, einer aus Patras mit viel Einführungsgerede (Christopoulos, Fidetzis Patras 02.01.2023) und ein weiterer vom Konzert aus der Maria Callas Olympic Concert Hall in Athen (Klironomis Styrianakis, Fidetzis Athen .23.01.2023), bei dem der Dirigent selbst eine Einführung gibt – letztere extrem gut gesungen, namentlich von der Sopranistin Anna Stylianakis, die auch die Titelpartie in der erwähnten Lionella Samaras innehat.
Die obigen Beiträge stammen aus verschiedenen Quellen, vor allem von Byron Fidetzis, der sich so unglaublich um die Wiederentdeckung der griechischen klassischen Musik in vielen Aufführungen, CD-Ausgaben und Ausgrabungen gekümmert. Dank an Daniel Hauser für die wie stets fabelhafte Übersetzung. Redaktion G. H.