Zwar schmückt das Cover der im Mai des Wagner-Jahres für Capriccio (C 5174) aufgenommenen CD das schöne Gesicht von Anne Schwanewilms, aber der Titel ist schlicht und einfach Wagner, der schließlich optisch längst nicht so attraktiv war. Dem Sopran ist ungefähr die Hälfte der Aufnahme vorbehalten, die andere wird vom auch begleitenden ORF Vienna Radio Symphony Orchestra (so der das internationale Publikum berücksichtigende Name) unter Cornelius Meister bestritten. Es beginnt mit der Tannhäuser-Ouvertüre und dem Bacchanale, bei denen das schöne, stufenlose An- und Abschwellen des Klangs auffällt, die unterschiedlichen Welten kontrastreich einander gegenüber gestellt werden. So üppig schwelgend wie klar durchsichtig wird die Venusberg-Szene gestaltet. Das Vorspiel zum dritten Akt von Tristan scheut auch eine durchaus angebrachte Härte nicht, ist klug aufgebaut im immer drängender werdenden Variationsreichtum. Mit unangestrengtem Jubelton beginnt Anne Schwanewilms, sonst besonders mit der Musik von Richard Strauss verbunden, die Hallenarie der Elisabeth, eine im besten Sinne reife Stimme, rund und farbig und mit der Fähigkeit zu einem fein interpretierenden chiaro scuro ausgestattet. Den Liebestod der Isolde gestaltet der Sopran in zunehmender Weltabgewandtheit und Entrücktheit, die allmähliche Abwendung von allem Irdischen eindrucksvoll gestaltend und noch in den zartesten Tongespinsten durch die Farbigkeit des Klangs sehr präsent. Dieser Liebestod kann beim Hörer Gänsehaut erzeugen.
Das Herzstück der CD sind die Wesendonck-Lieder, über deren Verwandtschaft mit Tristan das Booklet zusätzlich zum Unüberhörbaren in der Partitur Auskunft gibt. Man verbindet sie eigentlich mit den Stimmen berühmter Mezzosoprane, aber die gute Mittellage der Sängerin lässt in keinem der fünf Lieder vermuten, sie würden nicht zu der Sopranstimme passen. In Der Engel macht sie das „niederschwebt“ ebenso deutlich wie das „hebt“, in Stehe still! erfreut besonders die schöne Ruhe, das Getragene in der letzten Strophe, ebenso wie das Innehalten auf „lass mich sein“. Die schwere Süße von Treibhaus wird perfekt wiedergegeben, eindrucksvolle Pausen in der letzten Strophe zeugen vom Verständnis für den Gehalt des Werks so wie der sanft verklingende Schluss, den das Orchester zu verantworten hat. So fein konturiert wie kraftvoll ist der Beginn von Schmerzen mit „Sonne“ gestaltet, ebenso das „O wie dank‘ ich“. Das letzte der Lieder, Träume, lässt auch durch die einfühlsame Orchesterbegleitung aufhorchen, dazu durch die variationsreiche Abwandlung des Schlüsselworts und die kleinen Pausen.
Ingrid Wanja