Auf gutem Weg zu Wagner

Bereits Bayreuth-Weihen empfangen hat der englische Bassbariton James Rutherford, als er 2010 und 2011 den Sachs dort sang, und so erscheinen auch die beiden Tracks aus dieser Wagner-Oper auf seiner CD, die bei BIS erschienen ist, als die interpretatorisch reifsten. Es beginnt mit der Ouvertüre zum Fliegenden Holländer, gespielt vom auch den Sänger begleitenden Bergen Philharmonic Orchestra unter Andrew Litton, mit langer Generalpause, betont langsamem Balladenthema, aber auch die verspielten Momente (Steuermann) und vor allem die Kontraste hervorhebend. Des Sängers erster Beitrag ist der Auftrittsmonolog des Holländers mit verhaltenem Beginn einer betont viril klingenden Stimme, deren Gesang sich durch eine erfreuliche Textverständlichkeit auszeichnet. Es fällt aber auch auf, dass die Stimmqualität keine einheitliche ist, dass das Passaggio hörbar Probleme bereitet, die Tiefe sonor, die Höhe strahlend klingt, dazwischen aber der optimale Sitz der Stimme in Gefahr gerät. Bei einem allgemein angenehmen Timbre ist auch bei Wolframs „Blick‘ ich umher“ der eine oder andere gequetscht klingende Ton nicht zu überhören. Des Minnesängers „Lied an den Abendstern“ scheint die Stimme bereits entwachsen, denn das Piano am Schluss des Rezitativs scheint dem Sänger schwer zu fallen, und der Arie fehlt es etwas an Geschmeidigkeit. Eher ist Rutherford schon ein Telramund mit „Du fürchterliches Weib“, und hier stört das nicht gleichmäßige Ansprechen der Stimme nicht besonders. Kernig-Rezitativartiges liegt ihr besonders gut, so der Parlandostil in „Wie duftet doch der Flieder“, mit äußerst fein gesungenem „süße Not“ und einer sehr poetischen Begleitung durch das Orchester. Im Wahn-Monolog bestechen wieder die vorzügliche Diktion, das hörbare Wissen um die Figur, die sinnvollen Variationen, das nachvollziehbare Vorantreiben des gedanklichen Geschehens – und „Johannisnacht“ klingt sehr geheimnisvoll-poetisch. Dazwischen spielt das Orchester mit schön dunklem Streicher- und Bläserklang voll schmerzlicher Intensität das Vorspiel zum 3. Akt der Meistersinger. Farbig und mit schöner Tiefe und mit einem feinen Schwellton auf „Glanz“ gestaltet der Bariton Amfortas‘ „Ja! Wehe! Wehe!“ mit sehr berührendem „Mein Vater“. Bei Wotans Abschied wiederum fällt sich ein nicht vollkommen beherrschtes Passaggio auf, und das Vibrato ist Geschmackssache. Die schöne Fermate auf „nie“ und die Gesamtgestaltung des traurigen Gottes können aber auf jeden Fall damit versöhnen. Von diesem Sänger ist sicherlich im Wagnerfach noch viel Gutes zu erwarten (James Rutherford sings Wagner; BIS-2080).

Ingrid Wanja