Elinor Ross

 

In strengem, krümeligem Schwarz-Weiß geistert in den Video-Sammlungen der Fans eine etwas obskure Norma aus (Ost-)Berlin 1967 herum. Einmal abgesehen davon, dass in Ost wie West allein schon die (Gast-) Aufführung des Teatro La Fenice damals wie eigentlich auch noch heute als eine Sensation zu werten war und ist, belegt diese Fernsehaufzeichnung auch das Wirken der darüber hinaus kaum noch erinnerten amerikanischen Sopranistin Elinor Ross, die am 6. März 2020 verstarb. Diese Norma (in der neben der Mezzospranistin Giovanna Vighi vor allem der stramme Mario Del Monaco unter Ettore Gracis mit den Kräften der venezianischen Oper mitwirkt – auch von ihm gibt es nicht all zu viele Filmaufnahmen als Pollione).

Elinor Ross war eine dieser vielen tüchtigen Amerikanerinnen mit eben jener typischen Stimme, die ich in dem Artikel über Eileen Farrell zu beschreiben versuchte: blond, gut produziert, nicht unbedungt konsonantenreich, mehr Stimme als Charakter, eben „tüchtig“. Ihre Norma ist nicht unrecht, nicht aufregend, aber sehr verlässlich. Das gilt auch für die zahlreichen Dokumente, die youtube von ihr bietet: Forza-Leonore, Aida, Trovatore-Leonora, Turandot (mit Tucker), Maddalena (mit Corelli als Andrea Chénier), Tosca, Alzira (die gerade bei Sammlern wieder komplett auftauchte) sogar Fidelio und manche mehr. Sie war im Europa in jener Jahre gut im Geschäft, eine der unendlich vielen Sängerinnen aus Übersee, ohne die ein Opernbetrieb in dem nötigen Umfang nicht möglich gewesen wäre. Und insofern war sie Teil dieses großen Nachkriegserbes, an das wir uns mit Sehnsucht erinnern. Und heute wäre se ein Weltstar, damals war sie selbst für die Met eine Hausbesetzung, in einer Reihe mit so weiteren „tüchtigen“ wie Lucine Amara oder Maria Curtis-Verna. Was waren das für reiche Zeiten.

 

Das amerikanische Wikipedia schreibt: Elinor Ross (August 1, 1926[1] – March 6, 2020) was an American opera singer, a dramatic soprano particularly associated with the Italian repertory. She made an international career, appearing regularly at the Metropolitan Opera in New York City and at major opera houses in Europe and the Americas, in roles such as Puccini’s Tosca and Turandot.

Born Elinor Marylin Rosenthal in Tampa, Florida, Ross studied at Syracuse University, and later came to New York to study with William Herman, Stanley Sontag and Leo Resnick. She made her debut with the Lyric Opera of Chicago in 1958, as Leonora in Il trovatore, alongside Jussi Björling, Giulietta Simionato and Ettore Bastianini.

She went on to sing at the opera houses of Boston, Chicago, Baltimore, Philadelphia, San Francisco, New Orleans, Houston, and Hartford, among others. In 1968, she appeared at Carnegie Hall in New York, in the American premiere of Verdi’s Alzira. She sang regularly at the Metropolitan Opera, first in 1970 in the title role of Puccini’s Turandot, stepping in on short notice for Birgit Nilsson, alongside Franco Corelli as Calaf and Pilar Lorengar as Liu.

A reviewer for The New York Times wrote: Her voice is big and assertive in the upper range and it can be quite effective when put to powerhouse use. In this performance, however, it was not smoothly produced at all times nor equally attractive in all registers. Nevertheless, Miss Ross achieved a vocal and dramatic interpretation of the role of the haughtly princess that was substantial and admirable.

She also appeared at the Met as Donna Anna in Mozart’s Don Giovanni, in the title roles of Verdi’s Aida and La traviata, as Amelia in Un ballo in maschera, Elisabetta in Don Carlo, Lady Macbeth in Macbeth, Leonora in Il trovatore, Puccini’s Tosca and Turandot, Ponchielli’s Gioconda, and Santuzza in Mascagni’s Cavalleria rusticana.

Ross also enjoyed a successful international career, appearing at La Fenice in Venice as Bellini’s Norma in 1965 and as Leonora in La forza del destino in 1967, and as Sinaïde in Rossini’s Mosè in Egitto in 1968. She performed at the Vienna State Opera as Amelia and Santuzza in 1967, and at La Scala in Milan as Santuzza in 1970. She performed at the opera houses of Bologna, Palermo, Florence, Verona, the Berlin State Opera, and the Teatro Colón in Buenos Aires, among others. Her repertoire included additional roles such as Abigaille in Verdi’s Nabucco, Maddalena in Giordano’s Andrea Chénier and Cherubini’s Médée.

Ross was forced into retirement in 1979 due to illness. She died on March 6, 2020. (Foto oben: Ross als Turandot/ Publicity-Foto der Met/ Melancon/ Met Opera Archive)

 

 

  1. Henning Beil

    Ich habe die Ostberliner Aufführung miterlebt. Sie fand im Rahmen eines Gastspiels des Teatro la Fenice in der Komischen Oper statt. Man gab damals auch La Traviata mit der Moffo. Die Inszenierung fand ich schrecklich, aber man war einfach froh, mal del Monaco erleben zu dürfen. Allerdings wurde er nach meinem Geschmack den hohen Erwartungen nicht so ganz gerecht. Die Ross hatte eine gewaltige Stimme, aber die grosse Begeisterung stellte sich bei mir doch nicht ein. Ich war aber froh, endlich mal Norma life erleben zu dürfen.

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  2. M. Schumann

    jaaa das Gastpiel fand damals in der Komischen Oper statt, ein Erlebnis, etwas besonderes… aber- aus heutiger Sicht ( wenn man das Video auf You Tube sich ansieht) einfach grauenhaft,sorry aber die Zeiten ändern sich Gottseidank.

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