Ernest Reyers „Sigurd“

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Obwohl im späten 19. Jahrhundert die Opern Sigurd und Salâmmbô beträchtlichen Ruf in Frankreich und einigen Ländern genossen, ist ihr Komponist, Ernest Reyer, heute kaum noch bekannt – nur wenige Aufführungen lassen sich für seine beiden populärsten Werke nach dem letzten Krieg nachweisen, in jüngster Zeit Sâlammbô in Marseille und davor Sigurd in Montpellier und Marseille (in derselben Produktion, immerhin mit Francoise Pollet und anderen ersten Sängern, darunter Chris Merritt), im Oktober 2013 in Genf und sogar in Erfurt am 30. Januar 2015 pp. (s. unten), das ist einen Artikel wert.

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Die schöne Rose Caron als Brunehilde

Zu Reyers „Sigurd“: Die schöne Rose Caron als Brunehilde/J. Mucci

Für den Unterhalt arbeitete Reyer (1. Dezember 1823 in Marseille; † 15. Januar 1909 in Le Lavandou) als Musikkritiker, in erster Linie für das renommierte Journal des Débats. In dieser Eigenschaft war er in der Lage, seinen Landsleuten Bizet und Saint-Saens, aber auch manchen anderen, Ermutigungen zuzusprechen; aber niemals im engen Sinne eines Chauvinisten. Er war zum Beispiel einer der ersten Wagner-Enthusiasten, als er zu einem so frühen Zeitpunkt wie 1851 eine glühende Besprechung zu einer Tannhäuser-Vorstellung schrieb, die er in Wiesbaden gesehen hatte. Reyer trat auch durch seine positive Haltung zu Verdi hervor (im sehr nationalen Frankreich damals keine Selbstverständlichkeit). Er war bei der Aida-Premiere in Kairo dabei und sah in Verdi den großen musikalischen Neuerer. Dies fand er später im Otello erfüllt, den er dafür pries, das „mit Entschlossenheit jeder konventionelle Effekt zugunsten der dramatischen Wahrheit geopfert“ worden sei.

Urauffüngsszene des 2. Aktes/HeiB

Zu Reyers „Sigurd“: Uraufführungsszene des 2. Aktes/HeiB

Internationaler Ruhm wurde Reyer mit der Brüsseler Premiere des Sigurd zuteil (Brüssel hatte damals meistens die Nase vorn vor der schwerfälligen Pariser Opéra, die sich nicht an Neues herantraute – also sah man ganze Züge voll mit Pariser Opernfans nach Brüssel abdampfen, sehr zum chagrin der Opéra). Sigurd ist eine Oper in vier Akten und sieben Szenen auf ein Libretto des Erfolgsgespanns du Locle (Verdis Librettist für Don Carlos) und Blau. Wie auch Wagners Götterdämmerung basiert diese Oper auf einer Mischung aus nordischen Heldensagen und dem epischen Gedicht des Nibelungenliedes. Aber beide Opern (und im Wagners Fall spricht man ja besser von einem Zyklus) wurden unabhängig von einander konzipiert; und obwohl sie gleichermaßen ihren Brennpunkt in der tragischen Beziehung Brunehilde/Brünnhilde-Sigurd/Siegfried haben (neben einigen kleineren Gemeinsamkeiten wie der Bruderpakt zwischen Sigurd/Siegfried und Gunther und das Aufwecken der in Schlaf versenkten Heldin auf dem Feuerberg), so differieren sie gleichwohl in ihrem generellen Ansatz.

Ernest Reyer um 1870/Wiki

Zu Reyers „Sigurd“: Ernest Reyer um 1870/Wiki

Von Reyers Oper kann man sagen, dass sie weniger kosmisch und eher im Meyerbeerschen Sinne historisch lokalisierbar ist als Wagners Werk. Der Plot in Sigurd behält in seinem Kern den Kampf der Burgunder gegen die eindringenden Hunnen unter Attila bei (womit die Oper beginnt) und vermeidet jede Erwähnung eines Nibelungenschatzes oder den Sturz der Götter. Hagen ist bei Reyer wenig mehr als der oberste Hofberater des Königs; und es ist eher Uta, Hilda Amme, die eine Brangäne-ähnliche Rolle übernimmt, indem sie den präparierten Kelch ersinnt, der den Helden willenlos macht und zum Opfer der Intrige.

Der Tenor Paul Franz als Sigurd/J. Mucci

Zu Reyers „Sigurd“: Der Tenor Paul Franz als Sigurd/J. Mucci

Die Musik des Sigurd ist unbedingt dem französischen Idiom der Grand Opéra entnommen, so vor allem, wenn man zum Beispiel dem großen – von Trompeten begleiteten – deklamatorischen Eintritt Sigurds zuhört (Beginn A1) oder an die Szene im 2. Akt denkt, wenn sich Sigurd seinen Weg zum feuerumkränzten Felsen der schlafenden Brunehilde erkämpft und sein Aushalten gegen überirdische Wesen zu einer schamlosen Entschuldigung für das obligatorische Ballett wird, de rigeur für eine französische Grand Opéra jener Jahre.

"Sigurd": Titelblatt des Klavierauzugs bei Druout/OBA

„Sigurd“: Titelblatt des Klavierauzugs bei Druout/OBA

Trotz seiner Bewunderung für Wagner und dessen Musik vernachlässigte Reyer die Verwendung eine Leitmotivs im strengen Sinn und strebt stattdessen nach breiten, eindrucksvollen orchestralen und dramatischen Effekten. der hauptsächliche musikalische Einfluss dagegen ist bei Berlioz zu suchen. Schon die Partie des Sigurd, mit ihrer Verbindung von hehrem Heldentum und zarten Lyrismen ruft Erinnerung an den Enée in Berlioz´Troyens in Erinnerung.

Der Tenor Gresse als Sigurd/J. Mucci

Zu Reyers „Sigurd“: Der Tenor Gresse als Sigurd/J. Mucci

Sigurd wurde nach seiner Erstaufführung 1884 in Brüssel, dann in London im selben Jahr in einer (damals üblichen) italienischen Übersetzung und erst 1885 an der Pariser Opéra aufgeführt. Einer der Hauptgründe für für den überragenden Erfolg in Brüssel und Paris war die dramatische Präsenz und der Gesang der über alle Maßen attraktiven Sopranistin Rose Caron in der Partie der Brunehilde. Noch eine Kollegin lernte diese schwere Rolle für ihr Debüt an der Opéra: Jeanne Hattó, die als die Verkörperung der Brunehilde ihrer Zeit galt, wie später als der Sâlammbô desselben Komponisten.

Sigurd hatte auch eine amerikanische Premiere 1891 am French Opera House von New Orleans und wurde danach 1891 in Philadelphia gegeben (und dabei sehr

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wenig vorteilhaft mit Wagner Werk verglichen – ein Urteil, das bis heute anhält und das sowohl unhistorisch ist wie auch falsch fundiert, denn die französische Operntradition ist eine zutiefst andere als die Wagners und seinen Vorläufern in der deutschen Romantik). In New York ist bis heute die Oper nie in ihrer Gänze aufgeführt worden.

Jeanne Hatto als Reyers Brunehilde im Sigurd/OBA

Zu Reyers „Sigurd“: Jeanne Hatto als Reyers Brunehilde im „Sigurd“/OBA

Reyers letztes Werk war die Sâlammbô nach der romantischen Novelle von Flaubert über das antike Karthago. Auch diese Oper hatte ihre Premiere in Brüssel mit der bereits erwähnten Rose Caron (1890), die erste französische Premiere gab es 1892, die erste amerikanische 1901 an der Met in einer illustren Besetzung (Breval, Journet und Scotti). Reyer war, wie Fotos zeigen, ein scheuer, ernsthafter Mann, der jegliche Publizität fürchtete. Er starb am 15. Januar 1909 in Lavandou, wo er seit dem Erfolg des Sigurd wohnte. Geerd Heinsen

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Zum Inhalt: Der Burgunderkönig Gunther hört von der auf einem Felsen gebannten und durch einen Zauber geschützten Brunehilde und beschließt, sie zu befreien und zu ehelichen. Dasselbe Ziel hat auch Sigurd, der deshalb gekommen ist, um Gunther zum Zweikampf aufzufordern. Gunthers Schwester Hilda liebt Sigurd insgeheim und lässt ihm einen Vergessenstrank verabreichen. Dadurch betäubt, erklärt Sigurd sich bereit, Brunehilde für Gunther zu gewinnen. Es gelingt ihm, den Zauber zu brechen und Brunehilde zu Gunther zu bringen. Zum Lohn soll er die Hand Hildas erhalten. Obwohl Gunther gegenüber Brunehilde beteuert, dass er der Held war, der sie befreite, ahnt diese, dass Sigurd verzaubert worden sein muss. Nachdem der Betrug aufgedeckt wurde, töten Gunther und Hagen Sigurd. (Theater Erfurt)

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(Die Illustrationen stammen zum Teil von der wirklich hervorragenden Webseite von J. Mucci, der in Englisch eine ganz vorzügliche Analyse der Oper und ihrer Genesis erbringt, Danke!)

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In Marseille steht im Park oberhalb des Wasserfalls das Denkmal Ernest Reyers/Winter

Zu Reyers „Sigurd“: In Marseille steht im Park oberhalb des Wasserfalls das Denkmal Ernest Reyers/Winter

Die Auführungen in Erfurt:Premiere Fr, 30. Januar 2015, 19.30 Uhr, Großes Haus, Weitere Aufführungen So, 15.02. l Sa, 28.02. l Sa, 07.03. l So, 22.03.2015; Stab: Joana Mallwitz (Musikalische Leitung); Guy Montavon (Inszenierung); Maurizio Balò (Ausstattung); Frauke Langer (Kostüme); Florian Hahn (Licht); Andreas Ketelhut (Chor);Arne Langer (Dramaturgie) / Marc Heller * (Sigurd, ein fränkischer Held); Kartal Karagedik (Gunther, König der Burgunden), Vazgen Ghazaryan (Hagen, Krieger, Gunthers Gefährt), Juri Batukov (Ein Priester Odins), Máté Sólyom-Nagy (Ein Barde), Ilia Papandreou (Brunehilde), Marisca Mulder (Hilda, Gunthers Schwester), Katja Bildt (Uta, Hildas Amme); Sigurd im Radio Die Premierenvorstellung der Oper ist am 31. Januar 2015 ab 20.15 Uhr im MDR Figaro zu hören. Die Rundfunkaufzeichnung erfolgte mit Deutschlandradio Kultur.

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Zu Reyers „Sigurd“: César Vezzani als Sigurd/HeiB

Ernest Reyer: Sigurd – Tragische Oper in vier Akten und sieben Szenen, Libretto von Camille du Locle und Alfred Blau, Sigurd – Tenor, Brunehilde – dramatischer Sopran, Gunther – Bass, Hagen – Bass, Oberpriester Odins – Bass, Hilda, Gunters Schwester – lyrischer Sopran, Uta, Hildas Amme – Mezzsopran, Priester, Barden, Gefolge, Geister. Die Handlung spielt im Palast Gunters, König von Burgund, am Rhein und auf Island, in legendärer Zeit.

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Gesamtaufnahme (mit leichten Strichen) Chant du Monde (vergriffen/mit Esposito, Massard, Chauvet, Guiot; Rosenthal, ORTF); Auszüge auf Vogue (1 LP/CD Malibran Records) und Vega (2 LP) (mit Cymia, Botiaux, Bianco; Etcheverry); Schellack-Dokumente historischer Sänger in Reyer/Sigurd bietet eine wunderbare CD von Malibran Music MR 576; Foto unten: der Tenor Gustave Botiaux als Sigurd/Vega

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Eine vollständige Auflistung der bisherigen Beiträge findet sich auf dieser Serie hier.