Junonisch und wunderbar

So majestätisch wie ihre Norma optisch wirkt, erklingt auch die machtvolle Stimme auf der „neuen“ Wiederauflagen-CD (Preiser PR93479) von ANITA CERQUETTI, die den Opernliebhaber ebenso erfreut wie verärgert. Preiser spielte wieder mal die „diebische Elster“ und klemmte die ja noch im Handel erhältliche Decca-CD der Cerquetti (von 1957) sowie Ausschnitte der (dto) Gioconda (1957) auf ihre CD und füllte diese mit den eben seltenen RAI-Aufnahmen auf. Diese hätte man in Gänze herausbringen sollen und dazu noch das bezaubernde Interview, das sie 1974 der RAI gab. So jedenfalls haben wir wenigstens Ausschnitte aus dem Oberon, den Vespri und dem Tell (alles RAI-Gesamtaufnahmen) sowie die Wally und den Andrea Chénier – aber wo sind Ballo oder Trovatore? Ach, diese Retrofirmen, nix Ahnung. Zumindest aber sind hier die entscheidenden Goodies der unvergleichlichen, junonischen Cerquetti versammelt, die ich im Impakt der schöneren Stimme weit über die Callas stellen würde. Und wenn sie „O Re die cieli“ aus der Agnese di Hohenstaufen singt, geht nun wirklich der Himmel auf.

G. H.