Lullys Götterreigen

 

APARTÉ bringt auf einer CD Lullys Ballet Royal de la Naissance de Vénus heraus (AP255). Die Aufnahme entstand im Januar dieses Jahres in Paris unter Mitwirkung des renommierten Barockensembles Les Talens Lyriques mit seinem Gründer Christophe Rousset. Die Komposition war ein Wunsch von Louis XIV. zu Ehren seiner Schwägerin Henrietta von England. Sie selbst gab bei der Uraufführung 1665 die Göttin der Liebe und Jugend. Das Werk kombiniert in zwölf Entrées Musik, Tanz und Dichtung zur Verherrlichung des Königs. Im ersten Teil nacherzählen Neptune und Thétis die Geburt der Vénus. Die Göttin erscheint selbst aus dem Meer auf einem Perlmuttthron, umringt von Wassernymphen. Weiter treten auf Meeresgötter und -Göttinnen, die Winde, Matrosen, Hirten, Allegorien wie Frühling, das Spiel und das Lachen sowie Castor und Pollux. Im zweiten Teil verkünden Grazien, dass die Macht der Vénus ins Unermessliche ausgedehnt wird. Sodann erscheint Jupiter in Gestalt eines Stiers, um Europe zu entführen. Vénus sind auch Bacchus und Apollon verfallen. Ersterer findet Ariane auf der Insel Naxos, wo sie von Thésée verlassen wurde, und heiratet sie. Apollon verfolgt Daphné, die sich in einen Lorbeerbaum verwandelt. Mit Hilfe von Vénus steigt Orphée hinab in die Unterwelt, fleht Pluton und Proserpine an, um Eurydice zurück zu gewinnen.

Die Musik in ihrer Vielfalt und Farbigkeit wird von Rousset und seinem Orchester in aller Pracht ausgebreitet. Vor allem die zahlreichen Tänze wie Menuet, Bourée, Sarbande und Ritournelle zählen in ihrem Esprit, der Lebendigkeit und dem mitreißenden Rhythmus zu den Höhepunkten der Einspielung. Die Gesangssolisten Deborah Cachet, Bénédicte Tauran, Ambroisine Bré, Cyril Auvity, Samuel Namotte, Guillaume Andrieux und Philippe Estèphe sind versierte Interpreten dieses Genres und haben ihren Anteil an der Authentizität der Platte.

Das Programm wird passend ergänzt durch einige Ausschnitte aus weiteren Werken Lullys: Armidas Lament „Ah! Rinaldo, e dove sei?“ aus dem Ballet royal des Amours déguisés, das Ambroisine Bré mit eindringlichen Klagelauten ausstattet, die „Plainte italienne“ aus Psyché, welche Deborah Cachet, Cyril Auvity und Guillaume Andrieux ähnlich lamentierend vortragen, das Air de Barbacola aus Le Carnaval, von Philippe Estèphe mit eloquentem Plappern köstlich intoniert, und die Chaconne d’Arlequin aus Le Bourgeois Gentilhomme als gediegener Abschluss (29. 11. 21). Bernd Hoppe