Dumpfer Brahms unter der Kirchenkuppel

Brahms’ Deutsches Requiem zählt weltweit zu den beliebtesten und erfolgreichsten Werken seiner Gattung. Jeder Chor, der auf sich  hält, versucht sich an der Interpretation dieses hoch emotionalen Stückes. So verwundert es nicht, dass der weltberühmte Dresdner Kreuzchor dieses Requiem traditionell jedes Jahr zum Ende des Kirchenjahres einmal aufführt. Manchmal wählt man für die Aufführung auch den 13. Februar, den Jahrestag der Zerstörung Dresdens 1945. So ist dieses Werk für die Kreuzianer vertrautes Terrain, jede Generation der Choristen wächst automatisch in diese Tradition hinein. Berlin Classics veröffentlicht nun den Mitschnitt einer Aufführung vom November 2013 in der Kreuzkirche (0300569 BC). Der Kreuzchor wird verstärkt durch das Ensemble Vocal Concert Dresden,. Die Solisten Sibylla Rubens und Daniel Ochda, die Dresdner Philharmonie unter Roderich Kreile, dem Kreuzkantor, sind die Ausführenden.

Als Zuhörer einer Aufführung in der Kreuzkirche mag man die besondere Atmosphäre dieses historischen Ortes schätzen, als Aufnahmeort für ein polyphones Chorwerk erscheint sie mir aber eher ungeeignet. Der äußerst differenziert singende Chor kann nicht verhindern, dass in der Wiedergabe ein schwammiges, dumpfes Klangbild vorherrscht. Selbst die Stimmen der Solisten klingen etwas verschattet. Sibylla Rubens trägt ihr Solo mit äußerster Innigkeit vor, ein wenig störend das zwar kontrollierte, aber für meinen Geschmack etwas zu starke Vibrato. Ähnliches gilt für den Bariton Daniel Ochda, dem es ein wenig an der großen Linie und Emphase für diese gewaltige Musik fehlt. Insgesamt aber hinterlässt die Einspielung unter Kreile den Eindruck hoher Kompetenz und engagierten Musizierens.

Peter Sommeregger