Reynaldo Hahns "L´ile du Rêve" beim Palazetto Bru Zane
Flucht ins Südsee-Paradies
Kenner erinnern natürlich, wenn sie den Namen Reynaldo Hahn hören, sofort die wunderbaren Aufnahmen seiner mélodies gesungen von Bidu Sayao oder Maggie Teyte. Vor allem erstere ist da unerreicht mit ihrem gleichsam in poesiegetränkter Luft schwebenden Lied „Si mes vers avaient des ailes“, den Flügelschlag der melancholischen Liebe wie einen Hauch der Ewigkeit festhaltend: […]
Aubers Konkurrent: Carafas Oper von 1827
Der “Masaniello” der Opéra-Comique
In jüngster Zeit hat der französische Komponist Daniel Esprit Auber reichlich fortune, aufgeführt und auch eingespielt zu werden. Seine Muette de Portici erreichte sogar Dessau und die kleineren Theater in Deutschland; die Pariser Opéra gab 2012 eine prachtvolle Vorstellung davon, und selbst wenn man mit June Anderson nicht glücklich wird ist doch die ältere […]
Donizetti Festival Bergamo 2019: "L´Ange de Nisida" bei Dynamic
Engel auf der Baustelle
Lange war der Donizettis Ange de Nisida so etwas wie Das Phantom der Oper. Man ahnte, dass es in irgendeiner Form existierte, doch keiner hat es je gesehen Nun erblickt der L’ange de Nisida, Gaetano Donizettis für das Théâtre de la Renaissance 1839 geschriebene Oper, beim Donizetti Festival in Bergamo 2019 erstmals nach 180 Jahren das […]
Mercadantes Oper „I briganti“
2020: Anno Mercadante
Ein Werk des Überganges
Der hundertfünfzigste Todestag von Saverio Mercadante (getauft 17. September 1795 in Altamura bei Bari; † 17. Dezember 1870 in Neapel) wird von der Musikwissenschaft zum Anlass genommen, in einem groß angelegten Kongress in Neapel, Wien, Altamura und Mailand der musikhistorischen Bedeutung dieses Komponisten nachzuspüren und eine Bilanz der bisherige Forschung zu ziehen. Die Opernhäuser haben das Ereignis (fast möchte man […]
Mercadantes Oper "I Briganti" am TFN Hildesheim
Düsteres Drama in diesen Zeiten
Saverio Mercadante (1795-1870) ist wohl nur eingefleischten Opernkennern bekannt; denn seine zwischen den Jahren 1819 und 1856 entstandenen 57 Werke für das Musiktheater haben ihn alle nicht überlebt, wenn man von Wiederbelebungsversuchen von Il Giuramento, I due Figaro oder La Vestale ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts absieht. Umso mehr überrascht das „Räuber-Projekt“, […]
Apropos "Amleto" von 1822 in Zürich 2021
2020: Anno Mercadante
Der hundertfünfzigste Todestag von Saverio Mercadante (getauft 17. September 1795 in Altamura bei Bari; † 17. Dezember 1870 in Neapel) wird von der Musikwissenschaft zum Anlass genommen, in einem groß angelegten Kongress in Neapel, Wien, Altamura und Mailand der musikhistorischen Bedeutung dieses Komponisten nachzuspüren und eine Bilanz der bisherige Forschung zu ziehen. (M. W.) Der […]
"Aeneas i Cartago" von Joseph Martin Kraus
Monumentales Gesamtkunstwerk
Zu den sprichwörtlich unvergesslichen Momenten meines Lebens gehört eine konzertante Aufführung von Aeneas in Carthage, Joseph Martin Kraus´ epische Oper in englisch in der New Yorker Town Hall 1980 mit Elisabeth Söderström als Dido unter der Leitung des Pioniers Newell Jenkins. Allein schon der Beginn mit der unglaublichen, gewaltigen Sturmmusik und dem Aufbegehren der […]
Adams "Postillion de Lonjumeau" von der Opéra Comique bei Naxos
Absoluter Gewinn
Kurz bevor das Berufsbild des Postkutschers dem technischen Fortschritt weichen musste, erwies ihm Adolphe Adam 1836 seine Referenz mit einer komischen Oper, die sechzig Jahre lang bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts, als schon längst die ersten Luxuszüge Europa durchquerte, über die Bretter der Opéra Comique ging. Knapp 600-mal. Dann stellte Le Postillon de […]
Ausgegraben: "Le timbre d’argent" von Saint-Saëns beim Palazetto Bru Zane
Wem das Glöckchen schlägt
Das sei keine Oper, das sei Alptraum, meinte selbst ihr Autor. An keinem seiner Werke hatte Camille Saint-Saens so lange herumgedoktert wie an seiner ersten Oper Le timbre d‘argent, mit der er sich, längst als Organist und Pianist ein anerkannter Virtuose, den Durchbruch erhoffte. Und dieser war nur auf der Bühne zu erreichen. Das […]
Woldemar Bargiel: Sinfonisches bei Sterling und Toccata
Hommage an einen Vergessenen
Friedhöfe sind – namentlich an heißen Sommertagen – nicht nur für die Erholung unter alten Bäumen in würdiger Ruhe ein Gerwinn (selbst wenn mir da nicht alle zustimmen werden…). Auch für die Bildung vermitteln sie überraschende Aha-Effekte. Wie unser Daniel Hauser nachstehend schreibt: Wer kennt den Komponisten Woldemar Bargiel, dessen Grab auf dem Friedhof […]
Erich Wolfgang Korngolds "Violanta" aus Turin als DVD und CD bei Dynamic
Mit nobler Überzeugungskraft
Karneval in Venedig. Selbst die Toten steigen, wie es der steife Text von Hans Müller vorgibt, aus ihren Gräbern und tanzen. Ganz so ausgelassen und hemmungslos geht es in der Inszenierung des 90jährigen Pier Luigi Pizzi nicht zu, der schon bei meinen frühen Opernaufführungen in Italien vor Jahrzehnten, den Status eines Altmeisters innehatte und […]
Franz von Suppé: „Il Ritorno del Marinaio“ aus Rijeka bei cpo
Dubiose Heimkehr
Wer im Werkverzeichnis von Franz von Suppé nach einer Oper mit dem Titel Il Ritorno del Marinaio sucht, wird vergeblich etwas finden. Über das Uraufführungsjahr 1885 wird er dann feststellen können, dass es sich um Suppés letzte Oper Die Heimkehr des Matrosen handeln muss, die am Hamburger Stadttheater unter der Direktion des hoch geschätzten […]
Massenets "Don César de Bazan" aus Compiegnes bei Naxos
Cette Splendeur
Opernreisende erinnern sich mit Freuden an die glorreichen Zeite des elegantens Théâtre Imperial im nordfranzösischen Compiegne – was gab es da nicht an unbekannten, wunderbaren Titeln zu sehen: Meyerbeers Dinorah (die Sache mit der Ziege, weit vor der konzertanten Wiedererweckung in Berlin), Halevys Charles VI, Mignon von Thomas (mit der hoffnungsvollen Lucille Vignon, Le […]
Mikalojus Konstantinas Čiurlionis: Das Orchesterwerk bei Ondine
Unbekanntes Multitalent aus Litauen
Allzu viele bedeutende Komponisten, die auch als namhafte Maler hervorgetreten sind, dürfte es wohl nicht geben, so dass dem Litauer Mikalojus Konstantinas Čiurlionis (1875-1911) schon unter diesem Aspekt Beachtung zukommen sollte. Tatsächlich ist er ohne Frage der wichtigste litauische Tonschöpfer der Spätromantik. Seine Berührung mit der Musik war bereits familiär angelegt, war sein Vater […]
Zum 250. Geburtstag von Antonin Reicha: "Lenore" bei Orfeo
Kühner Ritt durch kalte Nacht
Lenore fährt aus dem Schlaf empor. „Bist untreu Wilhelm oder tot?“ Preußen und Österreich haben ihre verlustreiche Schlacht um Prag beendet. Doch der Verlobte kehrt nicht zurück. Er ist gefallen. Die verzweifelte Braut hadert. „Bei Gott ist kein Erbarmen“, ruft sie aus. Was half das Beten? „Kein Sakrament mag Leben den Toten wiedergeben.“ Bei […]