Neue Perspektiven: "Der Karajan Diskurs" bei Königshausen& Neumann
Karajan und kein Ende
Ob Schallplatte, CD, DVD, ob Opernregie, Opernfilm, Opernhaus, Konzertpodium oder Festival: Herbert von Karajan scheint auf allen Hochzeiten zu tanzen. Zurecht spricht Florian Kraemer im jetzt erschienenen Buch „Der Karajan-Diskurs“ vom „Coca-Cola-Faktor“ Karajans. Herbert Danuser macht deutlich, was keinem anderen Dirigenten so gelang wie Herbert von Karajan: „Klang-Bilder des Schönen“ optisch wie musikalisch (in […]
Daniela Klotz zu Siegfried Wagner vor dem Werk seines Vaters bei Königshausen & Neumann
Kniendes Gebären
Noch immer steht Siegfried Wagner im Schatten seines Vaters Richard. Peter Pachl hat 1988 die bisher einzige umfassende Biografie des Komponisten und Wagnersohns herausgebracht, eine von positivistischem Sammelfleiß abgesehen, allerdings etwas verschwurbelte Arbeit mit esoterisch-astrologischem Ansatz. Wesentlich seriöser, wissenschaftlicher geht Daniela Klotz auf Siegfried Wagner zu, wenn auch aus ungeahnter, nicht eben naheliegender Perspektive. […]
Alexander Grün zu Offenbachs "Le Roi Carotte" im Tectum Verlag
Monumentales Spätwerk
Jacques Offenbach gehört zu den am meisten verkannten Genies des Musiktheaters im 19. Jahrhundert, auch wenn schon Rossini ihn als „Mozart der Champs-Elysées“ würdigte, der Pianist und Wagnerdirigent Hans von Bülow, Friedrich Nietzsche, Karl Kraus und der Kulturkritiker Egon Friedell ihm Lorbeerkränze flochten. Die Vorurteile gegen Offenbach, er sei seicht, halten sich hartnäckig, auch […]
Bayreuther Diskurs no. 2: "Verbote in der Kunst" im Bärenreiter Verlag
Nie sollst du mich befragen …
Zum ersten Mal seit der des Parsifal gab es in Bayreuth wieder eine Uraufführung, und zwar die von Klaus Langs der verschwundene hochzeiter, sich nicht nur durch die Kleinschreibung des Titels, sondern auch durch die minimalistische Musik auszeichnend. Parallel fand mit dem zweiten „Bayreuther Diskurs“ auch ein Symposion zum Thema „Verbote in der Kunst […]
Anatol Stefan Riemer zu Offenbachs Wiener "Rheinnixen" im Tectum Verlag
Pazifistische Vaterlands-Oper
Wagner war der umstrittenste Komponist seiner Zeit, Offenbach der erfolgreichste, worauf zuletzt Laurence Senelick mit Nachdruck (s. auch dessen Artikel in operalounge.de) hinwies. Beide waren unstete Reiseexistenzen, Europäer und Exilanten auf die eine und auf die andere Weise. Vor allem aber sind Wagner und Offenbach Antipoden: Man kann dem ersten großen Offenbach-Biographen, Anton Henseler […]
"Musicals - Geschichte und Interpretation" im Waxmann Verlag
Beginn einer Reihe
Noch sechs bis sieben Bände über das Musical sollen im Abstand von ungefähr anderthalb Jahren diesem einen mit dem Titel Musicals – Geschichte und Interpretation folgen, denn Wolfgang Jansen hat seinen Einzug in die deutschsprachigen Lande von Anfang an verfolgt und sich unüberhörbar zum Fürsprecher dieser in Deutschland lange umstrittenen Gattung gemacht. Ab 1992 […]
"... wie leise Liebe ein soll" im Thelem Univ. Verlag
Weill und die Staatsoperette Dresden
Sechs Jahre liegen zwischen den Premieren zweier in den USA entstandener Werke von Kurt Weill in der Staatsoperette Dresden, beide unter ihrem langjährigen Intendanten Wolfgang Schaller, der wohl auch, das lässt das jeweilige Vorwort vermuten, für die sie begleitenden Bücher zumindest mitverantwortlich ist. 2013 wurde die Broadway-Operette The Firebrand of Florence unter dem deutschen […]
Reininghaus et al: "Musik und Gesellschaft...1000 - 2020" , 2 Bde. Verlag Königshausen & Neumann
Aus allen Perspektiven
Keine Angst vor dicken Büchern. Auch von dem Titel Musik und Gesellschaft mit der einschüchternden Unterzeile Marktplätze. Kampfzonen. Elysium und dem kecken Text auf der Banderole, der die beiden insgesamt mehr als zweieinhalb Kilo schweren Bände umspannt, „Grundlagentexte und Streiflichter zu tausend Jahren Musik- und Sozialleben. Aus der Vogel-, Zentral- und Froschperspektive“ darf man sich nicht […]
"Hitler. Macht . Oper" im Verlag Königshausen & Neumann
Nürnberg 1920 – 1950
Auf keinen Fall endgültig abschrecken lassen von der weiteren Lektüre des dickleibigen Bandes mit dem Titel Hitler. Macht. Oper. sollte sich, wen nach dem Lesen des Kapitels über das „Sounddispositiv nationalsozialistischer Führerinszenierung“ der Mut verlassen hatte, sich auch die restlichen 580 Seiten zu Gemüte zu führen. Sehr vielseitig und auch über weite Strecken hinweg […]
David Monod: "Vaudeville & The Making of modern Entertainment 1890 - 1925" bei UNCP
Familienfreundliches Amusement
David Monod, Spezialist für US-amerikanische Sozial- und Kulturgeschichte, hat den Versuch gewagt, die Geschichte der nordamerikanischen Kunstform Vaudeville in sechs Kapiteln und auf 226 Seiten Text nachzuzeichnen. Dabei entstehen aus einem überbordenden, chaotischen und durchkommerzialisierten Phänomen so etwas wie Struktur, Form und Ordnung, die einen Eindruck über Aufstieg und Fall dieser singulären Form populärer […]
Kristina Wuss: "Verwobene Kulturen im Baltikum" im Isensee Verlag
Ohne die Nationaloper!
Aufmerksamkeit hatte im Sommer 2020 die Nachricht in der NMZ erregt, dass die Gruppe Hauen und Stechen gemeinsam mit den lettischen Kvadkifrons eine Aufführung der lettischen Nationaloper Banuta des Komponisten Alfredis Kalnins aus Anlass der hundertsten Wiederkehr der Uraufführung in der lettischen Hauptstadt plane, zunächst als Video wegen der Corona-Beschränkungen, im kommenden Jahr auch […]
Christian Thielermanns "Reise zu Beethoven" im Verlag C. H. Beck
Informationsreich und mutig
Da hat Christian Thielemann in seinem neuen Buch, passend zum 250.Geburtstag Ludwig van Beethovens, über 250 Seiten lang den Leser beeindruckt, bewegt, begeistert, erschüttert, um Wissen bereichert. Und dann schreibt er auf Seite 253: „Deshalb bin ich auch immer für den Frack als Berufskleidung“ Was daran verwerflich ist? Nun, das Cover zeigt einen versonnen […]
Eckart Kröplin: "Operntheater in der DDR" im Henschel-Verlag
Aufarbeitung
Ein Buch, das über 325 Seiten hinweg den Intellekt des Lesers aufs Höchste beansprucht, ihn mit einer Fülle von Fakten konfrontiert, ihn (den ehemaligen West-Berliner) in eine untergegangene Welt entführt und ihm dann auf der letzten Seite ganz unerwartet das Herz berührt, ist Eckart Kröplins Operntheater in der DDR, zum 30.Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands […]
Giuseppe Sarti bei Edition Argus (leider ohne Register)
Evvivano i Litiganti
Im Jahre 1834 erinnerte sich der über 70jährige Luigi Cherubini an die frühen Ereignisse seines Musikerlebens, die er in die Feder eines Sekretärs diktierte. In der daraus resultierenden Notice biographique würdigte der Greis einen heutzutage fast vergessenen Komponisten, der sich seiner angenommen hatte: „Im Jahre 1778 verlieh Leopold II., der Großherzog der Toskana, (…) […]
Bernd Feuchtner: "Die Oper des 20. Jahrhundert in 100 Meisterwerken" im Wolke Verlag
Kein Kanon
Seltsamerweise erinnere ich mich noch relativ gut an Griffelkin, das Teufelchen im Teufels-Kindergarten und an seine Großmutter. Nicht vielen Opernbesuchern dürfte es ähnlich gehen. Ein wenig darf man sich wundern, unter den 100 Meisterwerken des 20. Jahrhunderts die 1955 zunächst von der NBC in einer Kurzfassung ausgestrahlte und im folgenden Jahr in Tanglewood szenisch […]