Archiv für den Monat: August 2013

Die Spuren sind verweht

 

Wieland Wagner – Wegbereiter und Weltwirkung:  Das Buch der österreichischen Musikwissenschaftlerin Ingrid Kapsamer aus dem Styria-Verlag ist nicht so rasch mal eben durchgelesen. Es beruht auf einer Dissertation, ist also ein akademischer Text. Wer sich auf die Lektüre einlässt, sollte das bedenken. Die Autorin hat sehr gründlich gearbeitet, die Fülle der Fakten und Erkenntnisse ist enorm. Und da Wieland-Tochter Nike Wagner bereits auf dem Buchdeckel als Verfasserin des Vorwortes in Erscheinung tritt, ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Bewahrung des Erbens von Wieland Wagner in Bayreuth  sozusagen vorgegeben.

So genau Leben und Werk des Enkels von Richard Wagner auch recherchiert und dargestellt sind, das Buch muss den sinnlichen und überwältigenden Eindruck des Theaterschaffens dieses Mannes schuldig bleiben. An den einstigen Wirkungsstätten Wielands – allem voran die Bayreuther Festspiele – ist nichts geblieben von ihm. Die Traditionslinie ist scharf durchtrennt. Was immer auf dem Grünen Hügel oder in Stuttgart, wo er ebenfalls oft arbeitete, über die Bühne geht, lässt nicht im Geringsten ahnen, dass es Wieland Wagner überhaupt gegeben hat. Seine Spuren sind verweht.  Die schönen Fotos aus seinen Inszenierungen, die sich in dem Buch finden, sind historisch wie kaum etwas anderes obwohl sie bei näherer Betrachtung überhaupt nicht historisch wirken. So könnte ich mir Oper auch heute noch vorstellen.

Die wenigen filmischen Dokumente von Wieland-Wagner-Inszenierungen (Tristan, Walküre, Lulu) werden seiner Bedeutung nicht gerecht, zumal sie mit Ausnahme der Lulu extrem grau und fad sind. Im Buch wird das deutlich herausgearbeitet. Daraus folgt einmal mehr, dass Theater nur bedingt zu konservieren ist. Insofern ist das Buch wie ein erzähltes Mittagessen. Der Hunger nach einem zeitlosen Theater mit Archetypen, wie sie nur Wieland Wagner geschaffen hat, bleibt ungestillt (411 Seiten, zahlreiche Fotos, teilweise in Farbe, ISBN 978-3-222-13300-8). Das Buch, das bereits einige Zeit am Markt ist, hat nichts von seiner Bedeutung eingebüßt. Es ist von bleibendem Wert.

R.W.

 

 

Alfredo Kraus

.

„Wenn ein Sänger hohe Noten, die nicht in der Partitur stehen, der Tradition gemäß aber schon immer gesungen wurden, singen KANN, dann soll er sie auch singen……“

Er galt als der Grandseigneur unter den Tenören seiner Zeit, als überragender Stilist, als unerreichter Ritter vom hohen C (und darüber) – als Aristokrat des tenoralen Belcanto……Die Liste solcher und ähnlicher Attribute und Superlative ließe sich noch lange fortsetzen. Doch muss man nicht unbedingt auf die blumige Sprache begeisterter Fans und Kritiker (auch solche gab es in diesem Fall!) zurückgreifen, die reinen Fakten allein bestätigen den Ausnahmerang, den Alfredo Kraus rund vier Jahrzehnte lang im oft so schnelllebigen Musikbetrieb eingenommen hat. Vier Jahrzehnte ohne Krisen, ohne Skandale, ohne Absagen. Der Name Alfredo Kraus am Theaterzettel war stets eine mehr als hundertprozentige Garantie für ein unvergessliches künstlerisches Erlebnis.

Ein halber Österreicher

Geboren am 24. November 1927 in Las Palmas, Gran Canaria (die Mutter war Spanierin, der Vater Österreicher), erhielt er bereits als vierjähriger Klavierunterricht, sang mit acht Jahren im Schulchor, und begann schließlich ein Ingenieurstudium, als ihn ein singender Ingenieur so beindruckte, dass er beschloss, ebenfalls Sänger zu werden. Dieser singende Ingenieur war kein geringerer als der dänische Tenorstar Helge Rosvaenge, im bürgerlichen Beruf Chemie-Ingenieur, der nach dem Krieg nach Südamerika auswandern wollte und auf dem Weg dorthin ausgerechnet in Las Palmas hängen geblieben war, wo er sein 25. Bühnenjubiläum feierte und damit offenbar auch den jungen Alfredo Kraus begeisterte, der daraufhin ein ernsthaftes Gesangsstudium in Angriff nahm.

In Kürze zur Weltspitze

1956 hat Kraus dann in Kairo als „Rigoletto“-Herzog sein Bühnendebüt gefeiert und sich in kürzester Zeit schon einen hervorragenden Ruf erarbeitet, auch durch die Tatsache, dass er schnell gelernt hat „nein“ zu sagen (was ihm durch materielle Unabhängigkeit seitens seines Elternhauses auch leichter gefallen ist als anderen). So hat er etwa bereits seine zweite Bühnenrolle –den Cavaradossi in Puccinis „Tosca“- nur ganze zwei Mal gesungen, war er doch überzeugt davon, dass veristische Partien für seine Stimme absolut ungeeignet waren. Trotzdem hat er sich schnell die wichtigsten Opernhäuser der Welt erobert, angefangen vom Londoner Covent Garden bis zur Mailänder Scala, der Metropolitan und der Wiener Staatsoper, an die er allerdings erst auf einem Umweg über die Volksoper gelangt ist.

Späte Liebe

Richtig erkannt, welches Phänomen in Alfredo Kraus steckt, haben Wiener Operndirektoren und Publikum relativ spät, quasi erst im Herbst seiner Karriere, wenn diese auch nie einen stimmlichen Herbst erlebt hat, sondern im wahrsten Sinne des Wortes mit einem ewigen Frühling gesegnet gewesen ist. In diesen Jahren aber haben die Wiener Kraus dann so enthusiastisch gefeiert, als wollten sie alles Versäumte plötzlich nachholen. Und das nicht nur an der Staatsoper, auch bei Konzerten und bei zwei Sensationsgastspielen an der Volksoper, wo er sich hier endlich in zwei seiner wichtigsten Rollen präsentieren konnte, als Tonio in der „Regimentstochter“ und als „Hoffmann“.

Bruch mit der Staatsoper

Den „Hoffmann“ sollte er später auch an der Staatsoper singen, doch an diesem Projekt zerbrach sein zuletzt so hervorragendes Verhältnis zum Haus am Ring – zum Schaden des Publikums. Ausgerechnet sein früherer Agent war nun Chef des Hauses und verlangte plötzlich von ihm, mit einem seiner eisernen Prinzipien zu brechen, nämlich den „Hoffmann“ in zwei Einzelvorstellungen zu singen, noch dazu getrennt durch die Sommerferien und ohne Orchesterprobe, was gerade bei diesem Werk, von dem so viele Fassungen existieren, eine Zumutung darstellte. Kraus hat dankend abgelehnt und die Staatsoper nie mehr betreten.

Respekt vor Musik und Text

Auch in Bezug auf Regie und Ausstattung hatte Kraus feste Prinzipien, unterschrieb nie einen Vertrag, ohne genau zu wissen, was ihn bei dieser Produktion erwarten würde. Undenkbar, dass er den Faust in Jeans gesungen, oder sich bei einem Liebesduett am Boden gewälzt hätte. „Ich bin offen für neue Ideen“ meinte er in diesem Zusammenhang bei einem Publikumsgespräch der Opernfreunde: „Aber wir müssen immer Respekt haben für die Musik und für das Libretto. Auch für uns selbst und für das Publikum, von dem ich manchmal das Gefühl habe, dass es auf die Schaufel genommen wird. Und natürlich ist es viel schwieriger, in der Tradition zu bleiben und schöne Aufführungen zu machen, als irgendetwas Absurdes zu erfinden……“

Pult-Diktatoren

Im letzten Abschnitt seiner Karriere hat Alfredo Kraus sich verstärkt auch um den Nachwuchs bemüht, Meisterkurse abgehalten und sein reiches Wissen in puncto Gesangstechnik bereitwillig weitergegeben. Von einer Sänger- oder Opernkrise wollte er allerdings nichts wissen, eher konstatierte er eine Lehrer- bzw. Dirigentenkrise. In erster Linie hat er das Aussterben der großen, wissenden alten Maestri bedauert, die viel von Stimmen verstanden und ihre Sänger auch geliebt haben. „Und anders als viele junge arrogante Dirigenten von heute“ meinte Kraus in einem Interview mit der griechischen Musikjournalistin Helena Matheopoulos „spielten sich diese Männer nicht als Diktatoren auf. Sie sagten nie: So muss es sein!, sondern es hieß immer: Kraus, kommen sie, jetzt machen wir das einmal zusammen, ich zeige ihnen, wie es sein soll. Diese Art, einem Sänger etwas beizubringen, Wissen zu vermitteln und die Tradition der Operngesangskunst weiterzugeben, das ist so etwas wie eine Mission. Wenn das nicht weitergegeben wird, dann ist ein Glied der Kette zerstört, dann ist die Kette erst an einer Stelle, dann an einer zweiten, schließlich an vielen Stellen unterbrochen, bis irgendwann einmal nichts mehr vorhanden ist.“

Singen bis zum Tod

Mit dem Tod seiner Ehefrau im Jahr 1997 begann sich der Himmel über Alfredo Kraus zu verfinstern: „Ich habe nicht mehr den Willen zu singen“ meinte er in einem Interview, „aber ich muss es tun, weil es in gewisser Weise die einzige Möglichkeit ist, die Tragödie zu überwinden. Singen ist das, was mich am Leben erhält.“ Leider hat diese Selbsttherapie nicht allzu lange angehalten. Gerade ein Jahr lang ist er noch aufgetreten, hat Platten aufgenommen, ist dann aber selbst schwer erkrankt und schließlich am 10. September 1999 in Madrid gestorben.

(Gottfried Cervenka ist Wiener Professor und Musikwissenschaftler; seinen Beitrag für Ö1 überließ er uns zum Nachdruck, wofür wir ihm sehr danken/die Red.)

Sacchnis „Renaud“

.
Das verdiensvolle Label Palzetto Bru Zane wieder zugeschlagen und mit Antonio Sacchinis Renaud von 1783 erneut eines der wichtigen Werke der französischen Oper vorgestellt – nach der Pioniertat der BBC 1981 ist dies nun die erste offizielle Aufnahme, 2012 im französischen Metz unter dem eminenten Christoph Rousset mit guten und vor allem phonetisch nationalen Sängern mitgeschnitten. Später ging die Truppe damit nach Versailles und Paris. Es tut sich was im vorromantischen Frankreich, keine Frage, und Rousset ist daran mehr als beteiligt.

Sacchini ist einer der Komponisten aus dem Gluck-Umkreis und befand sich mit seinem Riesenerfolg an der Accadémie Royal zwischen den Fronten der Gluckisten und Piccinisten, der wie ein politischer Wahlkampf in Paris tobte, ähnlich wie der zwischen Händel und Porpora. Es war eine prä-revolutionäre, politisch-gesellschaftlich motivierte Ästetikdebatte für oder wieder die Reformoper, wie Gluck sie angeschoben hatte. Und es ist wieder einmal jene Zeit, in der die Pariser Musikszene von Ausländern beherrscht wird, wie vorher von Lully, später von Meyerbeer und Verdi – immer wenn´s musikalisch ein bisschen stagnierte kamen Italiener oder Deutsche, um die Pariser Szene aufzumischen, nicht ohne starke Ressentiments auszulösen (wie Wagners Tannhäuser). Die vorliegende Aufnahme bei Ediciones Singulares (Note 1) bietet dazu in der eleganten Buch-CD-Ausgabe einen spannenden Artikel von Benoit Dratwicki über den Anteil der Ausländer an der Académie Royal de la Musique (der Pariser Oper) von 1774 – 1789.

Auch Sacchni (1730 – 1786) stieß auf Widerstände, das Comité de l´Opera hintertrieb die
Uraufführung und setzte endlose Änderungen durch, und hätte nicht Marie Antoinette ihre schützende Hand über Sacchini gehalten, wäre wohl nichts aus dem Renaud geworden. Dann aber war´s ein Riesenerfolg, nicht zuletzt auch wegen des nicht unbekannten Sujets – man liebte Wiederholungen bekannter Vorlagen zu neuer Musik. Der Armida-Stoff ist ein Topos aus dem Barock und wurde kurz vor Sacchini von Gluck und vor diesem natürlich von Lully auf das Buch von Jean-Joseph Lebeuf (nach Tassos Jerusalemme liberata) selbst mit großem Erfolg vertont („Ah si la libertée“ singt Frida leider unübertroffen in den Vierzigern, und erst die Crespin und die Baker setzen in unserer Zeit erneut Akzente damit). Die Geschichte von der wehrhaften Sarazenen-Zauberin, die zum Schluss Oper ihrer eigenen Liebe wird und dadurch die magische Kraft verliert, ist eine faszinierende, die auch später Rossini interessiert hat.

.

Christoph Rousset (Foto oben/CVS) nun legt eine absolut brilliante Aufnahme des Sacchinischen Werkes vor. Solisten und Chor zeigen das von Rousset bekannte Niveau, namentlich Juilien Dran und Jean-Sébastien Brou als Widersacher Renaud und Hidraot singen hervorragend und poetisch, und es ist eine Freude, endlich Franzosen ihre eigenen Sprache singen zu hören. Die Titelvetreterin Marie Kaline könnte ein Quentchen mehr an Persönlichkeit und vor allem Aplomb vertragen, die übrigen kommen aus dem Cadre der Talens Lyriques, denen Rousset so richtig feuer macht – was für ein Drive und welche Eleganz!

Die Ausgabe bei bei Ediciones Singulares favorisiert wieder die wirklich nicht praktische Buchform wie sie bereits die Thérèse Massenets, Bachs Amadis und andere zeigen – wie will man die ins Regal neben Bücher stellen? Die Auflistung der Tracks und die Besetzung finden sich nach langem Suchen und sicherlich auch informativen Artikeln auf den letzten Seiten ganz am Ende, die CDs selbst sind in Papiertaschen eingeklebt, was bei häufigerem Nebutzen reissen wird. Und der doch recht zweifelhafte Druck auf grobem Papier der spanischen Hersteller, auch die schlechten Fotos, sind kein Gewinn über einer konventionellen CD-Schuber-Ausgabe. Dennoch – genug gemäkelt – das Verdienst des Palazetto Bru Zane unter Benoit und Alexandre Dratwickis Leitung kann nicht genug gelobt werden. Freunde der franzöischen Oper haben hier ein Fest, und la Grande Nation sollte auf diese Edition stolz sein und den Machern einen Orden verleihen, vraiment! Geerd Heinsen

Antonio Sacchini: Renaud mit Marie Kalinine/Armide, Julien Dran/Renaud, Jean-Sébastien Bou/Hidraot u. a.; Christophe Rousset; Les Chantres du Centre de musique baroque de Versailles (Olivier Schneebeli), Les Talens Lyriques; 2 CDs ISBN 978-84-939-6865-6

.

.
Übrigens: Von Sacchini gibt es natürlich noch mehr und weiteres auf CD, so seinen Oedipe a Colonne bei Dynamic und Naxos sowie die beiden hier genannten Opern auch vom Radio der RAI/BBC auf diversen dunkelgrauen Labels…). Und der sensationelle Schluss mit der Arie „Le perfide Renaud“ mit/von Janet Baker soll nicht unerwähnt bleiben (Philips). G. H. 

.

Eine vollständige Auflistung der bisherigen Beiträge findet sich auf dieser Serie hier.

Polnische Nationaloper

 

Halka (von 1859/Warschau) ist die polnische Nationaloper schlechthin, ist Klassenkampf und Leidensdokument, ist Sozialdrama und Opferbereitschaft – das ewig leidende polnische Volk gegen die fiesen ausländischen Grußgrundbesitzer, die die armen Mädels schwängern und sie sitzen lassen. Halka hat auch (wie die Muette de Portici) diesen fabelhaften Schluss des Freitods statt der Rache, der unerwiderten Liebe und der allumfassenden Menschlichkeit. Das Ganze schlug schon bei der Premiere ein wie ein Bombe und machte den Komponisten Moniuszko zu einem Monoment polnischer Musik in einer Zeit, als Pole-Sein nicht eben unproblematisch war in einem  Gebiet, das sich Weißrussen, Litauer und Preußen teilten.

Halka wurde in Polen immer wieder aufgeführt, auch im Kummunismus, bis etwa nach der Wende, dann nur sporadisch, der Einfluss der westlichen Repertoireopern verdrängt auch hier das Traditionelle – es gab ein paar Vorstellungen in Posen, nicht in Warschau m. W., und deshalb ist die Initiative der mutigen Breslauer Intendantin Ewa Michnik umso erfreulicher, sich des nationalen Erbes anzunehmen. Die neue Aufnahme bei DUX zeigt einen Mitschnitt von 2009 zum 60. Jubiläum der (Nachkriegs-)Oper Breslau/Wroclaw und ist im Ganzen gut gesungen, wenngleich die älteren Aufnahmen wie vor allem die unter Wicherek aus Warschau von 1996 (auch als DVD, Opera), oder die ganz alte auf den bizarren Muza-LPs/Chant du Monde unter Berdiajev mich in ihrer nachdrücklicheren Vokal-Besetzung vielleicht mehr erreichen. Es gibt bei cpo die ältere polnische Einspielung von 1973 mit einem viril-strahlenden Wieslaw Ochman und der etwas wackeligen Barbara Zagorzanka ganz rasant unter Robert Satanowsky (mit Libretto!). Unglücklicherweise ist die ältere mit einem jungen Ochman und der mütterlichen Stefania Woytowicz bei Chant du Monde unter Jerzy Semkow nicht mehr auf dem Markt. Die neue nun ist wohl der Soundtrack des gleichnamigen Videos/DVD und klingt im

ganzen etwas harmlos, etwas zahm und vielleicht weniger persönlichkeitsstark. Tatjana Borodina, die Titelheldin, stammt aus dem russischen Perm, macht eine schnelle Karriere weltweit und war sicher ein Fang für Breslau, aber ihre Identifikation mit dieser polnisch-leidenden jungen Frau ist nicht so überzeugend wie bei ihren Vorgängerinnen, aber sie ist eine attraktive junge Erscheinung, das war sicher auch wichtig. Die übrigen kommen vom Haus. Tenor Oleh Lykhach ist als Jontek kein Ochman, aber doch ein angenehmer treuer Freund, der verführerische Janusz ist mit Mariusz Buczek rollendeckend besetzt, die übrigen spiegeln das erfreuliche Niveau des Breslauer Opernhauses wider, wo der fabelhafte Chor und das guteingestimmte Orchester der Prinzipalin willig folgt. Die Beilage zu den CDs spiegelt aber auch die finanzielle Lage der Firma wieder, wo man sich doch ein Libretto mit Übersetzung in westlicher Sprache gewünscht hätte. Immerhin hatte der Paria Moniuzskos aus Stettin (unter Warcislaw Kunc) bei DUX zumindest eine italienische (!) Übersetzung.

Also, dies ist die greifbare neue Einspielung eines wunderbaren Werkes aus der polnischen Romantik und eine mehr als empfehlenswerte dazu – habenwollen! Geerd Heinsen

 

Stanislaw Moniuszko: Halka mit Tatjana Borodina/Halka, Oleh Lykhach/Jantek, Mariusz Buczek/Janusz, Ewa Michnik; Chor, Ballett  und Orchester des Opernhauses Breslau; 2CD DUX/Musikwelt 0538/0539

Auf dem Weg nach oben

Der Kreis schließt sich. Im Verlag Conventus Musicus ist der siebte Band der umfangreichen Reihe „Karl Richter – Zeitdokumente“ erschienen, die das Wirken des bedeutenden Dirigenten, Organisten und Chorleiters zum Gegenstand hat. Diesmal ist der Zeitraum 1926 bis 1950 erfasst – also die Kindheit – Richter wurde 1926 in Plauen geboren – die Jugend und der künstlerische Aufstieg. Der Beginn steht hier sozusagen am Schluss, denn die vorangegangenen sechs Bände haben mit einer schier unglaublichen Materialfülle die segensreichen Jahre in Richters künstlerischer Heimatstadt München und seine weltumspannende Konzerttätigkeit zum Inhalt.

Richter, Klar - Orgelunterricht bei Straube

Orgelunterricht bei Thomaskantor Karl Straube – ein Foto aus dem siebten Band

Ohne Zweifel sind die gründliche musikalische Ausbildung im Kreuzchor Dresden, den damals Rudolf Mauersberger leitete sowie die Studien in Leipzig bei den legendären Thomaskantoren Karl Straube und Günther Ramin das Fundament, auf dem sich die spätere Weltberühmtheit gründete. Schon 1949 wurde er Thomasorganist, der Weg zum Amt des Thomaskantors war vorgezeichnet, sollte aber – bedingst durch die Teilung Deutschlands – eine andere Richtung nehmen. Richter ging nach München.

Der aufmerksame Leser wird zum Zeitzeugen. Es ist, als ob es aus den Seiten herausklingt. Zumindest aber machen die Bücher groß Lust, die Aufnahmen unter Richter oder mit Richter an der Orgel wieder aus dem Regal zu holen und neu zu hören. Zum Glück ist ja kein Mangel daran.

Herausgeber Johannes Martin, ein am Bayerischen Staatskonservatorium Würzburg und an der Musikhochschule München ausgebildeter Schulmusiker und mehr als fünf Jahre Mitglied des Münchener Bach-Chores, hat den Conventus-Musicus-Verlag selbst aufgebaut. Im letzten Band der Richter-Dokumentation (ISBN 978-3-00-042094-8) bekommt er Verstärkung durch Cornelia Klink, eine Geisteswissenschaftlerin, die ihr Abitur an der Dresdener Kreuzschule gemacht hat.

Rüdiger Winter

 

Ungekürztes aus den USA

 

Médée bei Newport Classic

Médée bei Newport Classic

Cherubinis Médée ist in den vergangenen Jahren ab und zu und nur hier und da aufgeführt worden, die Deutsche Oper Berlin hatte eine kurze Serie vor ein paar Jahren (Denia Mazzola und Iano Tamar arbeiteten sich wenig erfolgreich durch die Titelpartie auf Koffern sitzend), in Brüssel versuchte sich kürzlich Nadja Michael mit mehr physischem Einsatz als stimmlicher Überzeugung daran, in Martina Franca (davon eine CD 2004 bei Nuova Era) und Montpellier nahmen sich mit einer der beiden erstgenannten Damen des Werke an – und immer wurde im Dialog geschnitten und bearbeitet, was sich rächt, denn wie stets bei diesen Werken geht das zu lasten der Balance und des Impakts. Es ist ja vor allem bei diesen empfindlichen französischen Stücken die Sprache das Entscheidende – Racine grüsst und die Comédie francaise, in deren Gefolge Francois-Benoît Hoffmann seine Alexandriner, achtfüßige Verse, schrieb. Diese werden fast immer gestrichen, bearbeitet („modernisiert“ wie in Brüssel), verkürzt und leiden natürlich an der mangelnden Diktion von Nichtfranzosen – einzig die unter den DVDs besprochene Videoaufnahme mit Michele Command/Francine Berger bietet ideale sprachliche Bedingungen, sind doch die Dialoge mit führenden Mitgliedern der Academie francaise besetzt, die ihre Alexandriner rollen und spucken und deklamieren wie ein Theaterstück des 17me siècle.

Luigi Cherubini

Luigi Cherubini

Und auch gesanglich hat die Oper ihre Tücken. Nicht nur dass der Wechsel von Sprache zu Gesang für die Sänger live schwierig ist, sondern mindesten die Titelpartie und der Tenor Jason haben unangenehme Tessituren in ihrer Partien, werden sehr extrem geführt und sind eben dem noch nicht so lange zurückliegenden Barock verpflichtet. Médée selbst geht im Laufe des Stücks ganz wörtlich die Sprache aus.Hat sie im ersten Akt fast nur Sprechpassagen, so verschieben sich diese zu Gunsten des Gesangs im letzten Akt gegen Null – Singen ist ihr Gefühl, Sprache ihre Verstellung – was für eine faszinierende Dramaturgie, und Cherubini hat mit dieser Oper von 1797 sein absolutes opus summum geschaffen, außerordentlich modern und packend, allein schon die Ouvertüre, die wie ein Sturmwind das Geschehen ankündigt.

Zu der bereits erwähnten Video-Ausgabe aus Compiegne bei DOM findet man keine wirklich überzeugende Alternative, zumal auch dort extrem gut gesungen wird, totalment francais. Aber bei der wagemutigen amerikanischen Firma Newport Classic gibt´s doch eine sehr empfehlenswerte CD-Aufnahme unter Bart Folse, der temperamentvoll originale Instrumente einsetzt, vielleicht weniger Impakt als in Compiegne entwickelt (dort aber waren´s ja auch moderne Instrumente) und der eine ganz fabelhafte und für Amerikaner sprachlich hervorragend geschulte Sängerequipe vorweisen kann, die sich mit Elan in eine absolut ungekürzte Médée stürzen (ungekürzt heisst hier auch alle Wiederholungen, notierten Appoggiaturen, Kadenzen und napoleonischen Märsche). Allen voran die interessante Phyllis Treigle mit charaktervollem, mutigem und weitreichendem Sopran, die junge Thais St. Julien als süsse Dircé und die wackere D´Anne Fortunato als besorgte Néris. Die Herren haben nicht ganz das Kaliber ihrer Partnerinnen, aber Newport-Patron John Ostendorf (stets einer meiner Lieblingssänger) gibt einen sonoren Coryphée, Vater Créon ist mit David Arnold gut und

Szene mit Médée, Néris und den Kindern auf der Flucht vom Frontespiece der Erstaugabe 1797/HeiB

Szene mit Médée, Néris und den Kindern auf der Flucht vom Frontespiece der Erstausgabe 1797/HeiB

Jason mit Carl Halvorson ebenfalls mehr als ausreichend besetzt. Das schmalere Klanbild (durch die Originalbesetzung) lässt Cherubinis Oper transparenter, weniger grand-opéra-mäßig und mehr im musikhistorischen Kontext erscheinen, was ein Verdienst ist, sind wir doch sonst die rumsigen  Orchester einer Callas-, Borkh- oder (brrrrrr) Jones-Aufnahme gewöhnt, die wegen ihrer Lachner-Verhunzungen als Werk indiskutabel, und nur als Vehikel für die Diven ihre Wirkung haben.

Ich selber würde als erste Empfehlung immer bei dem Video aus Compiegne blieben, aber als rein studio-akustisches und vor allem als ehrenrettendes musikhistorisches Dokument ist die Newport-CD doch von enormer Wichtigkeit. (Und Finger weg von der Aufnahme aus Brüssel mit Nadja Michael und Kollegen auf dem nicht nur optisch abscheulichen Video von BelAir, da stimmt einfach gar nichts! Aber auch der alte EMI-Querschnitt mit der grotesken Rita Gorr in der Titelpartie ist zu meiden – weil schlicht monströs und das Werk vernichtend, nur Andrée Esposito als bezaubernde Dircé bleibt in Erinnerung.)

Geerd Heinsen

Vive l’opéra francais

 

13 Aufführungen mehr oder weniger vergessene Opern des seltenen französischen Repertoires aus dem Archiv des mutigen Théâtre Imperial in Compiegne sind nun (zum Teil in Wiederauflagen von Cascavelle) bei der französischen Firma DOM herausgekommen, quelles richesses. In Deutschland finden sich diese Titel im Vertrieb von Gebhardt.

Für mich ist die Cherubinische Médée das elektrisierendste Stück in der Sammlung, denn hier singt zum einen eine absolut kompetente französische équipe mit Frankreichs großer Sängerdarstellerin der 80er und 90er: Michele Command in der Titelrolle (auf dem Foto oben zu sehen, mit ihrer Sprech-Alternative Francine Bergé), dazu die junge Inva Mula als Dirce neben einem Großaufgebot erster französischer Sing- und Sprechstimmen.

Zum anderen hat man die ungekürzten Alexandriner François Benoît Hoffmanns von Schauspielern sprechen lassen, die im respektgebietenden Stil der Académie Française aber auch alles aus dem Text herausholen. Die Produktion vom Hausherrn Pierre Jourdan bleibt angenehm würdig – also, absolut ein Muss!

Weitere Titel sind Les Caprices de Marianne, Djamileh´(11005), L´Arlesienne, La Jeneunesse de Pierre Le Grand (eine Wiederauflage von Cascavelle), Les Diamants de la Couronne, Pelléas et Mélisande, La Périchole, Le Domino Noir, La Colombe, Manon Lescaut (Auber) und Mehuls Joseph en Egypt

Die DVD-Mitschnitte kommen mit der baren Inhaltsangabe und Besetzung. Dennoch soll hier eine ganz starke Empfehlung ausgesprochen werden. Ich hoffe, dass auch die anderen Titel aus Compiegne bzw. ehemals bei Cascavelle über DOM verfügbar gemacht werden, wie Henry VIII, Le songe de la Nuit d´Eté, Mignon oder Dinorah.
Geerd Heinsen

 

Luigi Cherubini: Medee. (1 DVD). Opera en troie actes (version originale francaise) Mit: Michele Command, Medee. Jacques Noel, Jason. Jean-Philippe Courtis, Creon. Lucile Vignon, Neris. Inva Mula, Dirce. THEATRE IMPERIAL DE COMPIEGNE, Regie: PIERRE JOURDAN. Ensemble Orchestral Harmonia Nova, Dirigent Michel SWIERCZEWSKI. (DOM 3254873110176).
Henri Sauget: Les caprices de Marianne. (1 DVD) Opéra comique en deux Actes. Mit: Isabelle PHILIPPE, Magali DAMONTE, Armando NOGERA, Stéphane MALBEC-GARCIA. Orchestre Français Albéric MAGNARD, Dirigent Michel ORTEGA. (DOM 3254873110084)

und andere mehr.

Wagner aufbrausend

 

Orfeo hat Richard Wagners Oper Der fliegende Holländer von den 1955 im Rahmen der Bayreuther Festspielserie neun herausgebracht. Vor Jahren gab es diesen Mitschnitt schon auf dem grauen Jahr. Diesmal wurde auf die Originalbänder des Bayerischen Rundfunks zurückgegriffen, was sich als akustischer Glücksfall erweist. Mit dem ersten musikalischen Aufbrausen der Ouvertüre wird vom Dirigenten Hans Knappertsbusch ein Standard gesetzt, der so selbst in Bayreuth vielleicht nie wieder erreicht wurde. Knappertsbusch, sonst dem großen Bogen verpflichtet, betont die Brüche dieser Musik, nicht ihre Gefälligkeiten und trumpft auch schon mal regelrecht ungehobelt auf. Es ist ein Lauern, ein Spucken in dieser Aufführung, alle Mitwirkenden scheinen immer wieder vor Abgründen zu stehen, die sich jäh und hinterlistig auftun. Dem aufmerksamen Zuhören laufen die Schauer nur so über den Rücken.

Vom ersten Ton an ist klar, dass diese Geschichte ein unheimliches Ende haben wird. Ohne die richtigen Sängerinnen und Sänger wäre Knappertsbusch natürlich aufgeschmissen gewesen, was er wohl auch ganz genau wusste. Sie folgen ihm ohne Wenn und Aber. Hermann Uhde ist eine ideale Besetzung der Titelfigur. Er singt sein finsteres Los weniger mit Verzweiflung sondern mit einer Würde und einem trotzigen Stolz, die man nicht zuvorderst bei dieser Figur sucht. Astrid Varnay ist eine wissende Senta, nicht das unschuldige Kind. Sie ist der engen Kaufmannswelt ihres Vaters verloren. Ihr Schicksal ist besiegelt, noch bevor sie zu der berühmten Ballade ansetzt, bei der sie der Dirigent zwingt, jedes Wort, jeden Punkt und jedes Komma auf die gestalterische Goldwaage zu legen. Das braucht Zeit. Varnays Atemreserven bei diesem getragenen Tempo, bei dem manchmal der ganzen riesige Apparat zum Stillstand kommt, sind schier unerschöpflich. Da stört es nicht so sehr, dass einige Töne scharf und überzeichnet sind. Wolfgang Windgassen als Erik kann sie nicht halten und singt das auch so. Er steht auf verlorenem Posten. Als nicht sonderlich  sympathischen Daland steuert Ludwig Weber das Seine zum Konzept dieser Inszenierung von Wolfgang Wagner bei. Betörend unschuldig singt Josef Traxel den Steuermann, der als einzige Figur nicht verstrickt ist in die Geschichte, auch wenn er die Landung des Holländer-Schiffes verschläft.  

Im Textheft,  in dem sich neben vielen Fotos auch ein interessanter Bericht über die Inszenierung findet, bekennen sich die neuen  Festspielleiterinnen Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner dazu, dass auch künftig auf Tonträgern „besondere Augenblicke der Festspielgeschichte wieder nacherlebbar werden“. Das hört sich gut an. Noch wichtiger wäre es, es würde sich von dem nach allen Seiten hohen Niveau dieser Holländer-Produktion etwas niederschlagen auf die heutige Arbeit. Ich halte diesen Mitschnitt für einen der besten – wenn nicht überhaupt für den besten, die von der Oper überliefert sind.

Rüdiger Winter

 

Richard Wagner: Der fliegende Holländer mit Holländer – Hermann Uhde, Senta – Astrid Varnay, Erik – Wolfgang Windgassen, Daland – Ludwig Weber, Dirigent – Hans Knappersbusch;  (orfeo C 692 0921)

 

Sechs Lieder, mehr nicht

Ein spannendes Kapitel in der Geschichte der Schallplatte ist die so kurze wie bizarre Zusammenarbeit zwischen Elisabeth Schwarzkopf und Glenn Gould. Eigentlich ist es nur eine Episode gewesen, sonst nichts. Dafür aber legendenumrankt. Das Projekt, bei dem Lieder von Richard Strauss eingespielt werden sollten, scheiterte an unüberbrückbaren musikalischen und aufnahmetechnischen Auffassungen, zumal auch der für seine Perfektion bekannte EMI-Produzent und Schwarzkopf-Ehemann Walter Legge im Hintergrund ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hatte, wenngleich nicht in offizieller Funktion.

Beide Seiten gingen im New York Studio, damals noch CBS, rasch und ohne Groll auseinander. Das Ergebnis ist auf den ersten Blick mager: die drei Ophelia-Lieder, zuletzt erschienen bei Sony Classical im Rahmen der großen Glenn-Gould-Edition. Kenner wussten immer, dass es noch mehr gibt, die Schwarzkopf selbst erzählte zu Lebzeiten mehrfach davon, in Diskographien wurden weitere Lieder als unveröffentlicht geführt. Nun hat das Label von den erhaltenen Urbändern die restlichen drei Titel herausgebracht: „Wer lieben will, muss leiden“, „Morgen“ und „Winterweihe“. Die detailversessene Stimme der Schwarzkopf und das unorthodoxe, mal sachliche, mal wie gehauchte Spiel von Gould bilden einen spannenden Kontrast. Die Bedeutung der Aufnahme erschließt sich aber nicht allein über den künstlerischen Gehalt. Das Drumherum ist nicht weniger wichtig.

Dieser Auffassung folgt auch die Konzeption des Sony-Doppelalbums (88725462362), das auf der ersten CD die Lieder sowie zwei Klavierstücke, in die der Pianist auch singend eingreift, auf der zweiten ein im WDR produziertes Radio-Feature präsentiert, in dem die Geschichte der Aufnahme unter Hinzuziehung von Originaltönen nachgestellt wird – nämlich mit Nicole Heesters als die Schwarzkopf und Gerd Warmeling als Gould. Eine sehr gute Idee. Ich hatte selten so viel Freude an einer CD wie an dieser. Musikfreunde sollten sie sich nicht entgehen lassen.

Rüdiger Winter

 

Sinnlichkeit und Drive

Webers große dritte Oper Euryanthe  war der Grund, die Reise von Berlin nach Warschau auf Einladung des verdienstvollen Beethoven-Festivals unter dem Patronat der Penderecki-Gattin Elzbieta zu machen, um so mehr, als die Oper von dem von mir so sehr geschätzten jungen polnischen Dirigenten Lukasz Borowicz am Pult „seines“ Polnischen Radio-Orchesters und des Chores aus Bialistok gegeben wurde.

Ich habe ja mehrfach auf diesen Senkrechtstarter hingewiesen, und seine beiden Mitschnitte von Spohrs Berggeist und Cherubinis Lodoiska wurden sind inzwischen aus auf dem Markt.

Und auch die Euryanthe ist nun auf CD erschienen, dazu wieder mit einem luxuriösen Booklet ausgestattet – allerdings ist die CD-Box nach wie vor schwierig zu bekommen – solange es keinen deutschen Vertrieb gibt (MusikWelt hat DUX, ein weiteres polnisches Label), muss sich der Fan direkt ans polnische Radio wenden bzw. die CD über polnische Websites bestellen, zum Beispiel hier.

Aus dem klassizistisch dekorierten, säulengetragenen Ambiente des Konzertsaales der Warschauer Philharmonie gibt es nun also die Euryanthe in absolut ungekürzter Fassung, länger noch als die EMI-Janowski-Aufnahme und wesentlich beseelter besetzt. Webers Oper von 1823 war ja das Modell für den Wagnerschen Lohengrin und braucht als solche eben dieses Personal, also eine Elsa, einen Telramund, eine Ortrud von virtuosem Format und weitere. Dies ist nun geradezu überwältigend gegeben.

Sicher, Melanie Dieners Höhe ist im Laufe der Jahre nicht freier geworden, klingt oft unangebunden und isoliert, dann wieder im pianissimo betörend; der Defekt liegt im passaggio.

Aber das sind unnötige Details, denn sie besitzt als eine der ganz wenigen Heutigen jenen urdeutschen Kammersängerinnen-Ton, diese Beseeltheit, Innigkeit. Sie weiß um den Text und bringt die Leidende, im Schmerz Unerschütterliche (bei nur mäßiger Diktion) bewegend herüber.

Ihr Adolar ist mit einem jener stimm-athletischen Amerikaner besetzt, wie sie die deutschen Stadttheater von je her füllen: John McMaster stemmt sich durch die gefürchtete Partie, von Zwischentönen eines Gedda (oder für mich immer noch der Überzeugendste: Frans Vroons auf der alten Sutherland-Aufnahme bei Walhall und Gala) ist hier nichts zu hören. Immerhin – er durchmisst die fürchterlich zu singende Partie mit Elan, wenn nicht mit stimmlicher Eleganz.

Auch Wojtek Gierlach als König bleibt eher mulmig-bassig, während in dieser ungekürzten Version die beiden polnischen comprimari, die mezzoschöne Izabela Matula und der hübsche Tenor von Dan Karlström, Hoffnungen auf den Nachwuchs machen. Aber es sind die beiden „Bösen“, die diesem Abend vokal Gewicht und Nachdruck geben. Ladies first, also zuerst die sehr junge finnische Sängerin der Eglantine – Helena Juntunen verschlägt einem den Atem mit ihrem hellen, dramatischen, weitreichenden, fulminanten, textdeutlichen (!) und schlicht rasanten Mezzosopran, die im Ausdruck überzeugend und im Gesang überwältigend die Spanne von Verschlagenheit bis zu Wut und Wahnsinn durchmisst, unglaublich – so etwas habe ich seit Jahren nicht mehr gehört.

Und auch ihr Gegenpart Lysiart in Gestalt des Stephen Gadd (ich erinnere mich an seinen Frack mit roten Manschettenstulpen und gleichfarbiger Kragenunterlegung!) bietet in dieser Rolle Fulminantes, dabei von schönster Heldenbaritonfarbe bei sehr ausgeglichenen Registern und einer bombigen Höhe, textdeutlich auch er und absolut treffend in der Partie. Wirklich sensationell. Sensationell klingen auch Orchester und Chor (was für eine Diktion!) unter Borowicz!

Diese Sinnlichkeit der Streicher, diese wunderbaren Holzbläser, diese einfach göttlichen Vorspiele, dieses irrsinnige Tempo bei gleichzeitiger und völliger Rücksichtnahme auf die Sänger, die er trägt wie auf einem Kissen.

So sonor, so erotisch möchte man fast sagen, habe ich Weber wirklich noch nie gehört, und ich bekenne mich als rabiater Weber-Fan, der alle verfügbaren Aufnahmen zu Hause hat. Borowicz ist ein Magier auf dem Podium, und diese hier festgehaltene Live-Aufführung gehört zu meinen musikalischen Einsame-Insel-Aufnahmen.
Geerd Heinsen 

Carl Maria von Weber: Euryanthe mit Melanie Diener/Euryanthe, John MacMaster/Adolar, Helena Juntunen/Eglantine, Stephen Gadd/Lysiart; Lukasz Borowicz; Chor und Orchester des polnischen Radios Warschau; 3 CD Fonografia Polskie Radio PRCD 1354-56

Ein pralles Leben

Der renommierte Autor und Journalist John Lucas – weltweit anerkannt für seine Biographien über große Musiker und Dirigenten wie Reginald Goodall und andere (und zudem Ehemann der britischen Sängerin Anne Evans) – hat ein neues Buch geschrieben mit dem Titel: Thomas Beecham: An Obession with Music.

Die neue Biographie des großen britischen Dirigenten.

Die neue Biographie des großen britischen Dirigenten.

Beecham war einer der wichtigsten und größten, aber auch umstrittensten, hochindividuellsten und charismatischsten Dirigenten Englands; ein Entrepreneur, Opernintendant, Franzosenliebhaber (und nicht nur die Damen aus diesem Land verfielen seinem sprichwörtlichen Eroberungsdrang), Impresario (der ganze Saisons in Covent Garden einrichtete – manche auch mit seinem eigenen Geld aus seiner reichgeerbten Schatztruhe), einer der ersten, der Opern in der Originalsprache aufführte, der die erste Gesamtaufnahme von Les Troyens für die BBC machte (Melodram etc.), der beispiellosen Witz und Charme hatte und der wie kein anderer die besten Seiten des britischen Empire verkörperte.

Die Anekdoten über ihn sind Legion, die Gerüchte über seine Affären auch. John Lucas bringt Licht in diese mythischen Gefilde (oben der Maestro mit den Mädels beim Ballett/Lucas/Beecham/Boyden), recherchiert akribisch, entwirrt Beechams politische und weltanschauliche Verstrickungen und würdigt vor allem den Musiker, der seiner Zeit – wie vielleicht nur Karajan oder De Sabata – weit voraus war und Visionen hatte und schuf. Ein faszinierendes Buch, bislang nur in Englisch, aber sicher bald auch in deutscher Sprache – unbedingt empfehlenswert sowohl als historischer Bericht wie auch als musico-soziale Studie, vergleichbar dem Buch von Brigitte Hamann über die Wagners. Und unbedingt etwas für Weihnachten (steht ja bald wieder vor der Tür).
G. H.

 

John Lucas: Thomas Beecham. An Obsession with Music, Boydell Press, 380 Seiten, viele und
hochinteressante Abbildungen, Register, ausführliche Fußnoten etc., ISBN 978 1 84383 402 1

 

Arbeiter-Oper mit Flecken

 

Lortzings Oper Regina ist ein Zwitter zwischen dem üblichen Lortzing-Idiom und einem ambitionierten Sozialdrama – in gesetzten Arien und aufbrausenden Chören (namentlich der Einleitung, die mehr verspricht, als die Oper halten kann) verbreiten sich Solisten und Massen, Lortzing-Style, wenig überzeugend, aber doch spannend zu erleben, wie der Komponist der eher gutmütigen Erfindungen sich der Sache es von der frühen Industrie ausgebeuteten Volkes annimmt.

Lortzing, der hier wie immer sein eigener Textdichter ist, versucht, eine Art Aktualitätsdrama zu schreiben. Da ist die Tochter eines Industriebosses, Regina, sie steht zwischen zwei Männern: Der eine ist, heute würden wir sagen, ein gemäßigter Gewerkschafter, den liebt sie, der andre ist ein verkrachter Adliger, der zum Radikalen wird, weil er Regina nicht bekommt und sich mit einer linken Terrorgruppe zusammentut. Die entführt Regina, aber die ist ziemlich zäh und erschießt den Geiselnehmer bei einem neuen Terror-Anschlagsversuch auf einen strategisch wichtigen Turm. Starker Tobak und nichts weniger als der modernste deutsche Opernstoff des 19. Jahrhunderts.

ABER – die Oper war natürlich kein Erfolg, denn das Establishment, das in die Oper ging, wollte das nicht sehen, die postnapoleonischen Regierungen fürchteten sich vor Märzaufstand und Pariser Commune, und das Werk blieb in der Schublade. Erst 1899 gab´s eine gemeine Neuauflage, kastriert und entzahnt, eine DDR Version nach dem krieg wurde noch im Radio in der Masurenallee gesundet und erschüttert durch ihre Schnitte und Umstellungen, dann gabs immer wieder Anläufe in Karlsruhe, bei der italienischen RAI und in Gelsenkirchen, alle behaupteten, dem Komponisten ganz nahe zu sein und ihn authentisch aufzuführen. Nun also ist es Ulf Schirmer, der außerordentlich verdienstvoll sich an die Noten gemacht hat und sozusagen die Urfassung ins Tageslicht gehoben hat. Auch mit ernüchternden Resultaten. Dass diese konzertante Aufführung im Münchner Prinzregententheater überhaupt mitgeschnitten wurde für die CD, das ist verdienstvoll –  eine unverstümmelte Regina war längst überfällig. Und Ulf Schirmer ist genau der Richtige dafür; er nimmt seinen Lortzing ernst und schafft es, dieses nervöse Werk genau zu temperieren und anzusiedeln zwischen Spieloper und neurotischem Psychodrama.

Der musikalische Lortzing-Baukasten wird nicht erweitert in diesem Spätwerk, es sind die üblichen Mittel der Spieloper – aber was mich doch beeindruckt hat, ist, wie Lortzing hier fast am Ende seines Lebens alles, was er kann, sehr souverän zusammenfasst. Fast ausschließlich Ensemble, drei gewaltige Finali von je 20 Minuten – Lortzing drängt immer mehr zur durchkomponierten Oper, will in seinem wilden Revolutionsepos die Hände frei haben für jede mögliche musikdramatische Nuance. Andrerseits kann er eben diese großen szenischen Entwürfe oft nur mit kleiner Musik füllen. Das heißt, sie ist immer etwas hausbacken, wenn er tragische Töne anschlägt. Lyrische oder burleske Szenen gelingen ihm mit gewohnter Delikatesse – ja das zweite Finale nimmt schon Offenbach vorweg. Da versuchen die Gefangenen aus dem nächtlichen Lager der Terroristen zu fliehen – und nach einem innigen Ensemble glüht in der Flöte Reginas Liebesthema auf, während die dösenden Bösewichter halblaut ein Lied murmeln. Solche Einfälle sind unbezahlbar und gehören schon in Offenbachs Welt.

 

Leider ist die Vokalbesetzung nicht wirklich überzeugend, denn allein die Titelfigur bedarf einer grösseren, lyrischen Stimme, eine Art Elsa für Arme.  Johanna Stojkovics Sopran ist so säuerlich und  schlicht überfordert, dass Regina hier zu sehr die höhere Tochter  mit gequälten Höhen in den Salons der Gründerzeit erscheint. Auch Daniel Kirchs Tenor ist für die Rolle zu klein – er scheitert an den heroischen Stellen, die wirklich eine expressive glanzvolle Tenorleistung verlangen. Und mit diesen zu kleinen Hauptprotagonisten ist uns der Hauptspaß am Werk fast zerstört, trotz des noblen und würdigen Baritons Detlef Roth, der den Bösewicht so edel gibt und damit die Balance der Sympathie eindeutig zu seinen Gunsten verlagert, was Lortzing sicher nicht so beabsichtigt hatte. Die übrigen, einschließlich Papa Simon (Albert Pesendorfer) sind mehr als anständig, aber man hätte sich doch eine grössere Besetzung namentlich in den beiden leads gewünscht. Ulf Schirmer musiziert wie gewohnt klangschön und flott.

G.H./M.K.

 

Albert Lortzing: Regina mit Johanna Stojkovic/Regina, Detlef Roth/Stephan, , Albert Pesendorfer/Simon, , Daniel Kirch/Richard u. a.; Prager Philharmonischer Chor, Münchner Rundfunkorchester, Dirigent – Ulf Schirmer; 2CD cpo 777 710-2

 

 

 

Junonisch und wunderbar

So majestätisch wie ihre Norma optisch wirkt, erklingt auch die machtvolle Stimme auf der „neuen“ Wiederauflagen-CD (Preiser PR93479) von ANITA CERQUETTI, die den Opernliebhaber ebenso erfreut wie verärgert. Preiser spielte wieder mal die „diebische Elster“ und klemmte die ja noch im Handel erhältliche Decca-CD der Cerquetti (von 1957) sowie Ausschnitte der (dto) Gioconda (1957) auf ihre CD und füllte diese mit den eben seltenen RAI-Aufnahmen auf. Diese hätte man in Gänze herausbringen sollen und dazu noch das bezaubernde Interview, das sie 1974 der RAI gab. So jedenfalls haben wir wenigstens Ausschnitte aus dem Oberon, den Vespri und dem Tell (alles RAI-Gesamtaufnahmen) sowie die Wally und den Andrea Chénier – aber wo sind Ballo oder Trovatore? Ach, diese Retrofirmen, nix Ahnung. Zumindest aber sind hier die entscheidenden Goodies der unvergleichlichen, junonischen Cerquetti versammelt, die ich im Impakt der schöneren Stimme weit über die Callas stellen würde. Und wenn sie „O Re die cieli“ aus der Agnese di Hohenstaufen singt, geht nun wirklich der Himmel auf.

G. H.

Geht ans Gemüt

 

Und noch eine Stimme, die ans Gemüt geht – Lorraine Hunt Lieberson, die vor nicht langer Zeit an Krebs verstarb, zählte nicht nur zu Amerikas besten und nachdrücklichsten Mezzo- Sopranistinnen (Foto PB), die mit ihrer intensiven Berlioz-Didon oder ihren Händel-Heroinen hohe Maßstäbe gesetzt hat. Bei Philharmonia Baroque ist ein weiteres bedeutendes Dokument von ihr erschienen: Les nuits d´été von Berlioz und Händel– Arien unter Nicolas McGegan mit dem Philharmonia Baroque Orchestra. Außer von Janet Baker habe ich den Berlioz-Zyklus so intensiv noch nie gehört, und die vielfarbige, pastos-kompakte Stimme der Hunt erklingt unvergesslich über die Zeit herüber (PBP-01; philharmonia.org).

Und auch ihre Stammfirma harmonia mundi hat sie noch einmal mit einem Doppelabum geehrt (HMU907471/2): A Tribute mit viel Händel, Purcell und Bach aus ihren bisherigen Aufnahmen unter McGegan, ebenfalls ganz wunderbar!

G. H. 

High Camp im 1. Bezirk

 

Kaum zu glauben, aber „Peter‘s Operncafé Hartauer“ im 1. Wiener Gemeindebezirk kann– allen Veränderungen und städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen der österreichischen Metropole zum Trotz – auf mehr als 30 Jahre zurückblicken. Die große Martha Mödl, mit der das Café am 25. September 1981 nach der Staatsopernpremiere von Friedrich Cerhas Oper Baal eröffnet wurde (Foto oben/Jansky), ist nicht mehr, ebenso wie viele der großen Stars der Oper der Nachkriegszeit, die hier mit Autogrammen und Photographien an den Wänden verewigt sind: Ljuba Welitsch, Rita Streich, Leonie Rysanek und viele andere mehr. (Um keinen falschen Eindruck zu erwecken, es gibt auch Photographien von Alfredo Kraus und Franco Corelli, aber die von Martha Mödl sind einfach am größten.) Im Operncafé sind sie durch ihre Aufnahmen lebendig geblieben, abends spielt der Betreiber (österreichisch: Cafétier) Peter Jansky die Schätze aus seiner Schallplatten- Tonband- und CD-Sammlung für seine Gäste. Es sind wahre Trouvaillen darunter, selten zu hörende Live-Mitschnitte und Aufnahmen, von denen man gar nicht wusste, dass es sie gibt – beispielsweise von der unvergessenen Hilde Güdendargebotene Kinderlieder. Letztere ist übrigens ein Genuss für alle Freunde des High Camp.

Legende und Hausheilige Luba Welitsch mit Peter Jansky/Foto Jansky

Legende und Hausheilige Luba Welitsch mit Peter Jansky/Foto Jansky

Es ist das Vorrecht älter werdender Menschen, Veränderungen wahrzunehmen. In „Peter‘s Operncafé“ gibt es immer wieder Gelegenheit festzustellen, wie reich die letzten Jahrzehnte des Operngesangs waren. Wer kann heute noch auf gleichzeitig frivole und geschmackvolle Weise eine Operettenarie perlen lassen, wie Rita Streich es konnte? Bei wem hört man rasendes, vom eigenen Erleben geprägtes Singen wie bei Leonie Rysanek? Wo erfährt man eine Wahrhaftigkeit des Singens wie bei Martha Mödl? Tempi passati. Auch in Wien haben sich die Zeiten verändert: Elina Garanca und Anna Netrebko sahen in der diesjährigen Staatsoperninszenierung von Anna Bolena zwar aus wie Supermodels (sogar ein gestrenger Kritiker wie Jürgen Kesting wurde darob altersmilde), aber die beiden wirkten weniger wie Damen vom Hofe denn wie freundliche Hostessen, die sich bei ihren Gästen erkundigen, ob Wein oder Bier gewünscht wird. Die einzig wahren Töne waren von Anna Netrebko zu hören, als sie „Guidici ad Anna“ sang – und da dachte sie wahrscheinlich gerade an ihre nächste Vertragsunterzeichnung.

In einem Gedicht von August Kopisch heißt es: „Ach dass es doch wie damals wär, doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her.“ Es ist wahr, diese Zeiten werden sich nicht wiederholen und gerade darum ist es wundervoll, dass es „Peters Operncafé Hartauer“ gibt, um sich diesen Erinnerungen voller Empathie hingeben zu können: Dem Empfindsamen öffnet sich eine ganze Erlebniswelt. Da die Damen und Herren Kammersänger beileibe keine unnahbaren Götter waren, bekommt der Gast zwischen zwei Achteln Zweigelt auch die ein oder andere Anekdote des Hausherrn aus erster Hand präsentiert. Doch das Besondere und das besonders Schöne an Peter Jansky ist, er blickt zwar zurück und kümmert sich um das Andenken der von ihm Verehrten – die Sammlung für den Grabstein fürLjuba Welitsch, der „Salome des Jahrhunderts“, etwa ist seiner Initiative zu verdanken –, doch er hat sich auch lange Jahre seines Lebens dem Nachwuchs gewidmet, nicht zuletzt durch zahlreiche Sängerwettbewerbe.

Das ist der eigentliche Wesenskern des Traditionalisten: Er bewahrt, um daraus Neues entstehen zu lassen. In diesem Sinne wünschen wir alles Gute zum Jubiläum und allen Gästen noch viele wunderbare Jahre mit Aufnahmen aus der Welt der Oper von gestern und heute im einzig wahren (Opern-)Kaffeehaus von Wien (ab 19 Uhr in der Riemergasse 9, 1010 Wien, Tel.: 0043 1 512 89 81, www.petersoperncafé.at)

Christoph Dompke

 

(Christoph Dompke  lebt als Musikwissenschaftler und Journalist in Berlin, ist Autor verschiedener Publikationen und hat ein breites Comedy Publikum mit seiner Kunstfigur „Frau Emmi“.)